Förderung, Übernahmen, E-Sport, Computerspielpreis: Was die GamesWirtschaftsWeisen 2025 für den Games-Standort Deutschland erwarten.
Bei der vorgezogenen Bundestagswahl am kommenden Sonntag wird – so viel lässt sich schon jetzt sagen – tendenziell nicht das Thema ‚Games‘ den Ausschlag geben. Gleichwohl werden natürlich wichtige politische Weichen gestellt, die Auswirkungen haben auf die Perspektiven der Branche in Deutschland – und damit auf Unternehmer, Gründer, Investoren und Belegschaft.
Das Thema Politik nimmt daher bei der diesjährigen GamesWirtschaftsWeisen-Umfrage etwas breiteren Raum als üblich ein. Die Aufgabe für die rund 150 Expertinnen und Experten (Liste) lautete auch diesmal: Welche der 20 vorgegebenen Thesen werden 2025 eintreffen – und welche eher nicht?
Die Einschätzungen werden nach Themen sortiert in mehreren Artikeln aufgeschlüsselt – diesmal geht es um den Games-Standort. Wie die GamesWirtschaftsWeisen auf die Gamescom 2025 blicken, erfahren Sie in diesem Beitrag. Welche Propheten im vergangenen Jahr am besten abgeschnitten haben, ist in dieser Übersicht aufgeschlüsselt.
GamesWirtschaftsWeise 2025: Was blüht dem Games-Standort Deutschland?

These: Das Wirtschaftsministerium ist auch in der künftigen Bundesregierung für Games-Politik und -Förderung in Deutschland zuständig.
Games sind Spielball der Politik: Mit jeder Wahl ändern sich Zuständigkeiten und Ansprechpartner. 2021 hat sich das grüne Wirtschaftsministerium um die Industrie bemüht – nicht alle Entscheidungen der Ampel stießen in der Branche auf Gegenliebe.
Drei von vier Weisen (76 Prozent) erwarten trotzdem, dass das Ministerium weitermachen darf. 20 Prozent glauben das nicht.
These: Beim Deutschen Computerspielpreis 2025 gehen mindestens drei Trophäen an ein- und dasselbe Studio.
Der Computerspielpreis hat seine eigenen Gesetze: Die interdisziplinäre Jury-Zusammensetzung sorgt regelmäßig für Überraschungen. Dass gleich drei Preise an den selben Entwickler gehen, passiert eher selten – 2024 ist das Kunststück dem Berliner Studio Hekate mit Ad Infinitum gelungen.
75 Prozent haben das Gefühl: Bei der DCP-Verleihung am 14. Mai in Berlin gibt es einen erneuten Hattrick.
These: Die Konsolidierung setzt sich fort: In der DACH-Region wechseln mindestens zwei der 50 größten Publisher / Studios den Eigentümer.
Daedalic, Astragon, Limbic, Headup, Metricminds, GameDuell, Yager, Sandbox Interactive, Popcore, Independent Arts, Deck13: Es gab eine Phase, in der gefühlt im Wochentakt ein Studio-Kauf verkündet wurde. Doch das ist lange her. Ein Grund: Embracer-Boss Lars Wingefors hat seinen „Wikinger-Kreuzzug“ (O-Ton) vorerst gestoppt.
Doch der Konsolidierungs-Druck hält an: Die meisten Befragten (75 %) halten es daher für sehr wahrscheinlich, dass es im Jahresverlauf zu weiteren Übernahmen kommt.
These: In mindestens einem der 50 größten Games-Unternehmen des Landes wird eine Frau in Vorstand, Aufsichtsrat oder Geschäftsführung berufen.
Es klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist aber weiterhin eine absolute Seltenheit – zumindest in Deutschlands Games-Industrie: Frauen in Führungspositionen.
Derweil der Anteil der Studio-Gründerinnen steigt, war die Zahl der Geschäftsführerinnen und Managerinnen in den Groß-Betrieben zuletzt eher rückläufig. Zu den wenigen Ausnahmen mit Prokura gehören weiterhin Anika Thun (Kalypso Media), Michaela Bartelt-Krantz (Electronic Arts) und Astragon-Co-Chefin Julia Pfiffer.
74 Prozent erwarten eine Trendwende (sprich: mehr weibliche Führungskräfte), 23 Prozent vermuten, dass sich am Status Quo wenig ändert.
These: In mindestens einem der 50 größten Games-Unternehmen in Deutschland entsteht ein Betriebsrat.
Arbeitszeiten, Urlaubs-Regelung, Aus- und Fortbildung, sozialverträglicher Stellenabbau – bei ganz vielen Themen hat der Betriebsrat ein Wörtchen mitzureden, vielfach sogar mitzuentscheiden. Kein Wunder, dass Wünsche nach mehr Mitbestimmung auf Widerstand bei Unternehmen und Lobbyverbänden stoßen, was erklärt, warum nur die allerwenigsten Games-Firmen über einen Betriebsrat verfügen – darunter Nintendo of Europe, Electronic Arts, Bigpoint und neuerdings Deck13 und Limbic Entertainment.
Die GamesWirtschaftsWeisen sind sich uneins, ob weitere Arbeitnehmervertretungen dazukommen: 42 Prozent sagen ‚Ja‘, 49 Prozent ‚Nein‘. Überraschend deutliche 9 Prozent haben sich enthalten.
These: Die künftige Bundesregierung nimmt sich im Koalitionsvertrag eine steuerliche Förderung von Computerspielen made in Germany vor.
Das Thema steht mindestens bei mittelgroßen und großen Spieleherstellern ganz oben auf der Wunschliste: Steuer-Rabatte (‚Tax Credits‘) senken die Produktionskosten – und zwar substanziell und planbar. Das Modell ist international erprobt; Deutschland tut sich schwer.
Bei den Grünen steht das Projekt explizit im Wahlprogramm, auch Union und FDP sind zumindest nicht abgeneigt. Die Umsetzung ist komplex, sagen Experten. Dass daraus bis Ende 2025 was wird, glauben immerhin 48 Prozent – 52 Prozent nicht.
These: Ein 2025 erstmals veröffentlichtes PC- oder Konsolenspiel made in Germany erreicht bis Jahresende weltweit mehr als 1 Mio. Käufer / Spieler.
Sicher, die Hürde ist hoch, aber nicht unschaffbar: Sowohl Ein-Mann-Studios als auch etablierten Mittelständlern ist es zuletzt gelungen, 1 Million Spiele innerhalb weniger Wochen abzusetzen. Warum sollte sich nicht wiederholen lassen, was dem Frankfurter Studio Keen Games 2024 mit Enshrouded gelungen ist?
Doch der Respekt vor der Aufgabe ist groß: 63 Prozent halten es für unwahrscheinlich – 33 Prozent trauen dies mindestens einem der hiesigen Studios zu.
These: Nach der Bundestagswahl entsteht ein dediziertes Digitalministerium.
CDU und FDP sind dringend dafür – die SPD bleibt skeptisch: Ein Digitalministerium würde ressort-übergreifende Kompetenzen für KI, Breitband-Ausbau, digitale Verwaltung und Mobilfunk bündeln.
Möglicherweise findet dort auch das Thema Games statt. An die Umsetzung glauben allerdings nur 30 Prozent – 69 Prozent sagen: Passiert nicht.
These: Die 10 größten Games-Studios in Deutschland beschäftigen am Jahresende mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als zu Jahresbeginn.
Die Weisen hatten das ‚Pech‘, dass die Umfrage bereits Ende Januar über die Bühne ging. Denn de facto ist dieses Thema bereits jetzt entschieden: Vor wenigen Tagen haben die beiden größten Studio-Standorte einen Stellenabbau angekündigt. Ubisoft Düsseldorf und Crytek in Frankfurt streichen mehr als 60 von zuvor 400 Jobs – also ganz bittere Nachrichten für die Branche und natürlich für die betroffenen Mitarbeiter.
Nur jeder Fünfte (21 Prozent) hatte auf steigende Beschäftigtenzahlen gesetzt – 78 Prozent lagen mit ihrer pessimistischen Einschätzung (leider) richtig.

These: Same procedure as every year: E-Sport in Sportvereinen/-abteilungen wird als gemeinnützig anerkannt – diesmal wirklich.
Es steht wortwörtlich in Wahlprogrammen und Koalitionsverträgen von Bund und Ländern, faktisch alle Parteien sind dafür – nur an der Umsetzung hapert es: Auch die Ampel hat die Gemeinnützigkeit für den E-Sport nicht auf die Reihe bekommen, wie schon zuvor die Groko. Dabei wäre das Thema leicht und schnell abzuräumen, theoretisch.
In der Branche schwindet das Vertrauen: 9 von 10 GamesWirtschaftsWeisen (genauer: enorme 88 Prozent) rechnen damit, dass sich das Trauerspiel fortsetzt.
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