Start Karriere Games-Arbeitsmarkt: Verband kritisiert „generische“ Ver.di-Forderungen

Games-Arbeitsmarkt: Verband kritisiert „generische“ Ver.di-Forderungen

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Games-Entwickler fordern 'faire Gehälter' von den Arbeitgebern - inklusive Inflationsausgleich (Foto: GamesWirtschaft)
Games-Entwickler fordern 'faire Gehälter' von den Arbeitgebern - inklusive Inflationsausgleich (Foto: GamesWirtschaft)

Der Ver.di-Vorstoß zeigt: Die Computerspiele-Industrie tut sich weiterhin schwer mit Betriebsräten, Tarifverträgen und Gewerkschaften.

Echte Begeisterungsstürme hat InnoGames bei Mitbewerbern nicht ausgelöst, als das Online-Games-Studio vor zwei Jahren erstmals die Gehaltsspannen für die wichtigsten Gewerke offen gelegt hat. Denn die Vergütung bei Hamburgs größtem Spiele-Entwickler liegt teils deutlich über dem Schnitt (Kolumne). Auch die Mitarbeiter-Erfolgsbeteiligung beim Regensburger Tibia-Entwickler CipSoft ist alles, außer gewöhnlich.

Die Realität in Deutschlands Entwicklerstuben sieht vielerorts anders aus: Gerade in teuren Metropolen ist mit dem Einkommen kaum ein Auskommen – zumal gerade kleinere Studios mit Überstunden und Wochenend-Einsätzen operieren. Und: Die Zahl der neu entstandenen Branchen-Betriebsräte in den vergangenen zehn Jahren lässt sich an einer Hand abzählen – bei Entlassungs-Wellen oder Standortschließungen sind betroffene Arbeitnehmer daher vielfach auf sich alleine gestellt.

Im Umfeld der Gamescom hat daher eine Gruppe von Games-Entwicklern und Studio-Betriebsräten gemeinsam mit der Gewerkschaft Ver.di für eine Verbesserung der Arbeitnehmer-Rechte in der deutschen 10-Milliarden-€-Branche geworben. Zu den wesentlichen Forderungen gehören unter anderem faire Gehälter inklusive serienmäßigem Inflationsausgleich, perspektivisch die Einführung von Tarifverträgen, wirkungsvollerer Kündigungsschutz, ein Ende des „Gender Pay Gap“ und geregelte Arbeitszeiten.

Ver.di bietet außerdem Unterstützung bei der Einsetzung eines Betriebsrats ein – und freut sich natürlich über Mitgliedsanträge.

Games-Arbeitsmarkt: Verband kritisiert „generische“ Ver.di-Forderungen

Basierend auf diesen Forderungen hat GamesWirtschaft folgende Fragen an den Branchenverband Game übermittelt, der 500 Mitglieder vertritt – vom Startup bis zum Tech-Konzern.

  1. Wie bewertet der Game das Gehalts-Niveau in der Spiele-Industrie (auch im Vergleich mit anderen Branchen) sowie den Befund, wonach in der deutschen Branche die Gehälter stagnieren und vielfach nicht mit der Inflation Schritt halten?
  2. Unterstützt der Game grundsätzlich die Forderungen nach branchenweiten Vertragsstandards (Arbeitszeiten, Befristung, Probezeit, Überstunden etc.), einer Transparenz und Offenlegung von Gehältern sowie die Bildung von Betriebsräten? Wenn ja, auf welchem Wege? Wenn nein – warum nicht?
  3. Der Verband vertritt naturgemäß die Interessen der Mitglieder, also die Arbeitgeberseite. Wie geht die Erklärung, dass es in der deutschen Games-Branche bislang kein Arbeitnehmer-Pendant gibt, das sich für die Belange von Voll- und Teilzeitkräften einsetzt?

Branchenverbandsführer Felix Falk stellt dazu fest: „Gute Arbeitsbedingungen sind für die Games-Branche im Werben um Fachkräfte essentiell. Die Unternehmen wissen, dass sie hier konkurrenzfähig sein müssen, um die vielerorts händeringend gesuchten Games-Expertinnen und -Experten zu gewinnen und zu halten.“

Die „generischen Forderungen von Ver.di“ würden dazu wenig beitragen – und anderem deshalb, weil sie „unterschlagen, wie unterschiedlich die Realitäten für die einzelnen Games-Unternehmen in Deutschland“ seien. Falk: „Statt einheitlicher Gewerkschaftsvorstellungen braucht es daher immer den bereits praktizierten Dialog in den einzelnen Unternehmen, um für alle Seiten passende und attraktive Lösungen zu finden, die gute Arbeitsbedingungen schaffen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhalten.“

Bei einer Umfrage unter ‚GamesWirtschaftsWeisen‘ hielten es zuletzt mehr als 70 Prozent der befragten Experten für unwahrscheinlich, dass es in der deutschen Videospiele-Industrie zu einem Zusammenschluss von Arbeitnehmern kommt.

Die größten Arbeitgeber der deutschen Games-Industrie 2024 (Stand: 13.8.2024 / v1)
Die größten Arbeitgeber der deutschen Games-Industrie 2024 (Stand: 13.8.2024 / v1)

3 Kommentare

  1. Wie wäre es dann mit mit der Forderung, dass die Unternehmen den Beschäftigten Wohnungen zur Verfügung stellen? Dann käme man glaube ich auch besser mit dem Gehalt in den Großstädten zurecht.

  2. Also im Klartext: „Mimimi wir wollen keine einheitlichen Regeln weil dann können wir ja keine Praktikanten mehr ausbeuten und unser Geschäft auf dem Rücken der Mitarbeiter ausschlachten mimimi“. Ich mein die Forderungen sind schon gerechtfertigt. Was nützt es mir ind er Spieleindsutrie zu arbeiten wenn ich damit kaum meine Miete geschweigedenn irgendetwas anderes Zahlen kann. Gerade unter dem Aspelt, dass ich schon Angebote bekommen habe für 1500€ Brutto im Monat als Lead – weil Berlin sei ja so günstig und man sei ja schließlich Indie also würde man eigenes Kapital generieren ohne Zutun eines Publishers – ist das mehr als überfällig. Vor allem weil etablierte Studios mit einer Lebenspsanne von bereits mehreren Jahren auch immer wieder nach Praktikanten suchen um ihr Geschäft am laufen zu halten.

    Diese Entwicklung hin zu billiger, billiger, billiger bei gleichzeitig immer mehr Crunch, Überstunden und zu vielen Aufgaben auf zu wenig Mitarbeitern bei gleichzeitig steigenden preisen weil Konzerne immer gieriger und gieriger werden ist erschreckend! Wer Fachkräfte will muss auch Fachkräfte bezahlen oder eben selbst ausbilden/heranzüchten. Man kann sich nicht über Fachkräftemangel beschweren und sich gleichzeitig aufführen wie die Axt im Wald. Das Obstkorbargument und man sei ja eine Familie zieht hier schon lange nicht mehr!

    Nichts desto trotz muss Verdi erstmal liefern bevor ich mich dazu entschließe in eine Gewerkschaft einzutreten. Was bringt es mir montalich Beiträge zu leisten wenn am Ende nichts dabei herauskommt?

    • Gewerkschaften sind nichts weiter als die Summe ihrer Mitglieder. Wenn niemand dazu bereit ist, die Themen mitzugestalten und beim Arbeitskampf dabei zu sein, kann auch nichts „geliefert“ werden.
      Umso wichtiger ist es doch, dabei zu sein und (im Rahmen der Möglichkeiten) mit zu machen 🙂

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