
Die neue GamesWirtschaft-Übersicht: Diese Politikerinnen und Politiker haben 2025 den meisten Einfluss auf Deutschlands Games-Branche.
Das Ampel-Aus samt vorgezogener Bundestagswahl im Februar hat die Machtverhältnisse in Ministerien und Bundestag ordentlich durcheinandergewirbelt – und damit auch die Liste der Ansprechpartner für die Games-Industrie. Habeck, Lindner, Paus, Roth, Kellner: Sie alle und viele weitere Entscheidungsträger mussten ihre Büros räumen.
Mit der Folge, dass in der GamesWirtschaft-Übersicht der wichtigsten Games-Politkerinnen und -Politiker im Vergleich zum Vorjahr kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.
Doch schon jetzt zeichnet sich ab: Die Branche hätte es mindestens mit der Personalie Dorothee Bär kaum besser treffen können. Allein in den ersten vier Monaten ihrer Amtszeit ist mehr in Bewegung geraten als in den dreieinhalb Jahren zuvor, die von stetem Bemühen und wenig Zählbarem geprägt waren.
Entschlossenes Handeln tut not, denn die Spiele-Entwickler sind weiterhin enormer Fliehkräfte und bärenstarker Konkurrenz ausgesetzt. Die Folge: Studios müssen aufgeben, vielerorts schrumpfen Belegschaften.
Die Politik will weitere Kollateralschäden verhindern – und setzt dabei unverdrossen auf Subventionen in dreistelliger Millionen-Höhe. Erklärtes Ziel: mehr und bessere Spiele, Gründungen und Ansiedlungen, höhere Wettbewerbsfähigkeit und steigende Marktanteile.
Die wichtigsten Games-Politiker und -Politikerinnen 2025
Mit dem Regierungswechsel hat eine Art Stunde Null begonnen: mit neuen Ministerien, neuen Staatssekretären, neuen Prioritäten. Auf diese Politikerinnen und Politiker in Bund und Ländern kommt es dabei ganz besonders an (ohne Gewichtung – in alphabetischer Reihenfolge):
Dorothee Bär (CSU)
Weltraum-Missionen, Flugtaxis, Kernfusion – und Games: So in etwa lässt sich das thematische Spektrum des neu zugeschnittenen Ministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) umreißen.
CSU-Ministerin Dorothee Bär erbt von Habecks Wirtschaftsministerium die Zuständigkeit für Games-Förder-Programme, den (derzeit) mit 800.000 € dotierten Deutschen Computerspielpreis und die ‚Games-Strategie‘ des Bundes.
Vorteil: Bär ist im Stoff und in der Branche seit Jahrzehnten verdrahtet, kann also ohne Einarbeitung sofort loslegen. Die Branche erhofft sich eine zügige Umsetzung eines steuerlichen Anreiz-Modells, das Investitionen und Ansiedlungen auslösen soll.

Im ersten Schritt hat die Ministerin eine Entscheidung des Wirtschaftsministerium einkassiert, die im Sommer 2024 für Groll in der Branche gesorgt hatte: Im BMFTR wird es wieder ein eigenständiges Games-Referat geben.
Anfang August hat Bär außerdem den Antrags-Stopp für Fördermittel aufgehoben – und wenigen Wochen später die Gamescom 2025 in Köln eröffnet.
Die Politikerin gilt als eine der treibenden Kräfte mit Blick auf die geplante E-Sport-Gemeinnützigkeit.
Carsten Brosda (SPD)
Die jüngste Bürgerschaftswahl in der Freien und Hansestadt Hamburg sorgt für Kontinuität: Mit wenigen Ausnahmen dürfen die rot-grünen Senatoren und Senatorinnen ihr Amt weiterhin ausüben. Dies gilt auch für Kultur- und Medien-Senator Carsten Brosda, dem zuletzt auch höhere Weihen im Bund zugetraut wurden.
Brosda ist enger Verbündeter der Kreativwirtschaft und oberster Dienstherr der städtischen Standort-Initiative Gamecity Hamburg. Im Januar hat er die lokale Branche zu einem weiteren Gipfeltreffen eingeladen, um zu erfahren, wo der Schuh drückt.

Nach zwischenzeitlicher Unwucht ist der Games-Standort Hamburg wieder in ruhigerem Fahrwasser unterwegs – auch dank einem gesunden Branchen-Mix: mit großen Studios wie InnoGames, Bigpoint oder Goodgame Studios, etablierten Mittelständlern wie Rockfish Games und Fishlabs sowie ungezählten Indie-Studios, Startups, Dienstleistern, E-Sport-Betrieben und Agenturen.
Joachim Ebmeyer (CDU)
Einst hätte er selbst „auf LAN-Partys gedaddelt“ – und mit dieser biografischen Anekdote qualifiziert sich Joachim Ebmeyer quasi von selbst für die Rolle des Games-Berichterstatters der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion.
Der 40jährige sitzt erst seit Mai für den Wahlkreis Herford im Deutschen Bundestag. In den ersten Monaten hat der Unions-Politiker bereits den obligatorischen Lobby-Crashkurs erfolgreich absolviert – mit Besuchen auf der Gamescom, auf dem Gamescom Congress und auf der IEM Cologne.
Franziska Giffey (SPD)
Die einstige Familienministerin und Regierende Bürgermeisterin ist seit zwei Jahren Wirtschafts-Senatorin im Kabinett von CDU-Mann Kai Wegner. In dieser Rolle ist Giffey auch für die Games-Branche in der Hauptstadt zuständig, die auf europäischer Ebene zu den bedeutendsten Standorten zählt: Ubisoft Berlin, Wooga, Kolibri Games, Sandbox Interactive und viele weitere Unternehmen arbeiten an Online- und Mobilegames.

Mit dem House of Games soll ein ‚Leuchtturm‘ entstehen, der Studios und Verbände beherbergt – und weit über die Hauptstadt hinausstrahlt. Das chronisch klamme Bundesland nimmt dafür 4,6 Mio. € in die Hand – die Eröffnung ist für 2026 geplant.
Lars Klingbeil (SPD)
Bislang Willy-Brandt-Haus – jetzt Haus des Geldes: Als Finanzminister besetzt SPD-Chef Klingbeil eines der Schlüssel-Ressorts in der Bundesregierung. Gigantische ‚Sondervermögen‘ sorgen für Begehrlichkeiten – gleichzeitig bleibt die Haushaltslage angespannt: Ungefähr alle Koalitionsvertrags-Vereinbarungen standen zunächst unter ausdrücklichem „Finanzierungsvorbehalt“.
Das Tax-Credits-Modell für die Games-Industrie kann nur gelingen, wenn Klingbeils Behörde liefert – und sich unterwegs mit den Ländern verständigt. Positiv aus Branchen-Sicht: Klingbeil kennt die handelnden Akteure gut und war bereits mehrfach auf der Gamescom zu Gast.
Im September hat sein Haus einen Entwurf zur überfälligen Umsetzung eines Koalitionsvertrags-Versprechen vorgelegt: Von der E-Sport-Gemeinnützigkeit, die zum 1. Januar kommen soll, profitieren Vereine und Ehrenamtliche (Kolumne).
Nathanael Liminski (CDU)
Entwicklerpreis, Gamescom, Gamescom Congress: Der Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei zählt zu den Stammgästen von Branchen-Veranstaltungen – als Gastgeber des NRW-Games-Gipfels fühlt Liminski der lokalen Branche regelmäßig den Puls.
Nordrhein-Westfalen gilt neben Bayern und Berlin-Brandenburg als verlässlichster Förderer unter den Ländern; die Mittel erfahren regelmäßig Steigerungen und Nachbesserungen. Die jüngste Richtlinien-Reform schließt Lücken zur Bundes-Förderung – was insbesondere kleinen und mittelgroßen Studios helfen soll.
Zuletzt hat Liminski dafür gesorgt, die langfristige Gamescom-Vertragsverlängerung mit dem Branchenverband Game einzutüten: Das weltgrößte Videospiele-Event bleibt auf Jahre hinaus am Rhein.

Fabian Mehring (Freie Wähler)
Kaum ein Politiker geht verbal mehr aus dem Sattel: Bayerns Digitalminister hat die Branche im Freistaat gründlich aufgemischt – indem er proaktiv den Kontakt sucht, Initiativen startet, Messen besucht, XXL-Schecks übergibt, Studios besichtigt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit für den Standort trommelt.
Dabei scheut Fabian Mehring auch nicht vor Alliterationen (‚Pixel-Pioniere‘) und gewagten Superlativen zurück. Einen rührigeren Aktivposten kann sich eine Branche kaum wünschen. Dass zwischenzeitlich auch mal Steuer-Geld in mindestens fragwürdigen Projekten versenkt wird – geschenkt.
Kleiner Haken: Die Freien Wähler sind Juniorpartner am Kabinettstisch – und mit Blick auf Zuständigkeiten und verteilbares Budget abhängig von Söders Gnaden.

Karin Prien (CDU)
Nicht weniger als „handwerkliche Mängel“ attestierte der Branchenverband Game dem Entwurf zur Reform des Jugendschutzgesetzes, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eingebracht worden war.
Mittlerweile hat sich zwar der Pulverdampf verzogen, zumal besagte Reform 2021 in Kraft trat. Doch der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor digitalen Risiken und Nebenwirkungen bleibt eine Daueraufgabe – auch für die neue Bundesministerin Karin Prien, bislang Bildungsministerin in Schleswig Holstein.
Bei ihrem Gamescom 2025-Besuch wiederholte sie die Forderung, die Branche müsse ihrer Verantwortung nachkommen – etwa mit Blick auf „exzessive Nutzung bis hin zu Spielsucht, die Konfrontation mit problematischen Inhalten, Kostenfallen und die Verbreitung von extremistischen Inhalten.“
Markus Söder (CSU)
Nur noch die Altvorderen erinnern sich daran, dass der heutige CSU-Chef einst Counter-Strike verbieten lassen wollte. Mittlerweile hat sich Söder zum Games-Flüsterer entwickelt, der sich regelmäßig als „Fan der Games-Branche“ positioniert.
Schon 2019 versprach der Ministerpräsident einen Aufwuchs bei der Förderung: „Topspiele aus Bayern sollen Blockbuster-Niveau haben“. Turns out: Sechs Jahre später ist die Lage im Freistaat faktisch unverändert – weil man den eigenen Studios besagte Blockbuster allein schon wegen der USK-16-Begrenzung gar nicht erst zutraut.

Erst im Mai hat Söder angekündigt, er wolle „Bayern zum Games-Standort Nummer 1“ und „München zur Gaming-Hauptstadt“ entwickeln – und zwar entlang einer eigenen weiß-blauen Games-Strategie (Kolumne). Erste Ergebnisse sind im Frühjahr 2026 zu erwarten: Dann gastiert der Deutsche Computerspielpreis in der bayerischen Landeshauptstadt – Söder hatte sich für den Umzug eingesetzt, Parteifreundin Bär sorgte für die Umsetzung.
Wolfram Weimer (parteilos)
Der Dauer-Talkshow-Gast, Journalist, Publizist und Verleger (The European, Cicero) ist neben Ex-MediaMarkt-Boss Karsten Wildberger einer von mehreren Personal-Coups im Merz-Kabinett. Weimers Vita hat die Kultur-Szene bereits in Unruhe versetzt; mit der Forderung nach einer ‚Digital-Abgabe‘ für die US-Tech-Konzerne hat er ein erstes Ausrufezeichen gesetzt.
Der Beauftragte für Kultur und Medien im Range eines Staatsministers soll analog zur Computerspiele-Industrie „ein steuerliches Anzreizsystem“ für den deutschen Film umsetzen – was nahelegt, dass es zu einer bilateralen Abstimmung mit Games-Ministerin Bär kommt.
Auf Autopilot läuft unterdessen das mit 8 Mio. € ausgestattete Stipendienprogramm Press Start, das 130 Talente auf dem Weg zum eigenen Spiele-Studio begleiten soll. Die Koordination übernimmt die branchenverbandseigene Stiftung Digitale Spielekultur.
Weitere Politikerinnen und Politiker mit Einfluss auf die Games-Branche (wird laufend ergänzt):
- Michael Biel (SPD) – Der Wirtschafts-Staatssekretär ist das Scharnier zur Hauptstadt-Branche und vertritt Franziska Giffey bei Branchen-Veranstaltungen.
 - Matthias Hauer (CDU): Ob Gamescom oder Branchen-Sommerfest: Wo Forschungsministerin Bär ist, ist ihr Parlamentarischer Staatssekretär nicht fern.
 - Henriette Reker (parteilos) – Die Kölner Oberbürgermeisterin war gleichzeitig Aufsichtsrats-Chefin der Koelnmesse – und hatte allein aus diesen Gründen ein vitales Interesse am Erfolg der Gamescom. Am 28. September entscheidet eine Stichwahl, wer auf Reker folgt.
 - Hendrik Streeck (CDU) – Der TV-bekannte Virologe, Parlaments-Neuling und frischgebackene Drogenbeauftragte der Bundesregierung will sich besonders digitalen Süchten annehmen – und dazu auch Games in den Blick nehmen.
 - Kai Wegner (CDU) – Kann / muss / darf sich Berlin das Prestige-Projekt House of Games leisten? Ja, findet der Regierende Bürgermeister, der gegen Widerstände am Millionen-Investment festgehalten hat.
 - Hendrik Wüst (CDU) – Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident tritt als politischer Gastgeber der Gamescom auf – unterjährig überlässt Wüst seinem Staatskanzlei-Chef Liminski das Tagesgeschäft.
 
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