
Mit einem symbolischen Druck auf den Button eines XXL-Gamepads gibt die Landesregierung den Startschuss für die Entwicklung des House of Games Berlin.
Bis wenige Stunden vor dem Orts-Termin hatte man die Teilnehmer der Baustellen-Begehung gezielt im Unklaren gelassen, wo genau sie sich am Dienstag-Vormittag einzufinden hätten – den „Überraschungseffekt“ wollten sich die Betreiber nicht nehmen lassen.
Spätestens seit einer RBB-‚Exklusiv-Meldung‘ um Punkt 6 Uhr ist das mittelgut gehütete Geheimnis ganz offiziell gelüftet: Das House of Games Berlin mit Büro-, Co-Working-, Lounge- und Event-Flächen auf 15.000 Quadratmetern entsteht im historischen Gebäude-Komplex LUX in der Berliner Rotherstraße 8 bis 11 nahe des stark frequentierten S-/U-Bahnhofs Warschauer Straße.
Der Bezirk Friedrichshain, der an Kreuzberg angrenzt, ist in der Branche beliebt: Große Betriebe wie Yager, Webedia oder Wooga befinden sich fußläufig.
Ab 2026 steigt die Industrie-Dichte erneut, denn die 110köpfige Belegschaft von Ubisoft Berlin wird das 2018 eingeweihte Gebäude am Bahnhof Zoo verlassen und als Ankermieter in die neue Immobilie einziehen. In weit fortgeschrittenen Vertragsverhandlungen befinden sich außerdem das städtische Netzwerk MediaNet Berlin-Brandenburg sowie der Branchenverband Game samt der Töchter Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) und die Stiftung Digitale Spielekultur, deren Standorte bislang auf Berlin verteilt sind.
Kein Selbstläufer wird hingegen der geplante Umzug des Computerspielemuseums (derzeit an der Karl-Marx-Allee) und die Anschlussverwendung der eingelagerten Bestände der Internationalen Computerspielesammlung (ICS): In beiden Fällen müssen zunächst Finanzierungsfragen geklärt werden.

House of Games Berlin bezieht Gewerbe-Immobilie LUX
Noch handelt es sich beim House of Games um einen Rohbau – in Kürze starten die Ausbaumaßnahmen, um das Areal auf den technisch neuesten Stand zu bringen. Schließlich stammt die Bausubstanz aus den frühen 1900er Jahren: Dort hatte die Deutsche Glühlicht AG ihren Sitz, die später zur bekannten Leuchten-Marke Osram wurde – was den Namen ‚LUX‘ erklärt.
Der zuständige städtische Immobilien-Betreiber und Vermarkter Wista Management registriert steigende Nachfrage am House of Games – „zahlreiche“ Interessenten aus dem Ökosystem hätten sich bereits vormerken lassen.
Tatsächlich gab und gibt es nach GamesWirtschaft-Informationen gerade bei Startups, Studios und Dienstleistern aus dem Großraum Berlin konkrete Überlegungen und Kalkulationen – Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen, zumal es keinen akuten Mangel an Gewerbe-Immobilien gibt. Im besten Fall umfasst der Branchen-Mix neben Spiele-Entwicklern auch E-Sport-Organisationen, Agenturen, Vereine, Freelancer und Kultur- und Forschungseinrichtungen.
House of Games: „Wir sehen Euch, wir wollen Euch in Berlin!“
Für das Land Berlin hat das Prestigeprojekt hohe Bedeutung – was sich einerseits am Zuschuss von 4,6 Mio. € ablesen lässt, andererseits an der heutigen Zusage des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) und seiner Wirtschafts-Senatorin Franziska Giffey (SPD).
Beide betätigten am Vormittag gemeinsam den Start-Button eines überdimensionalen Retro-Controllers – als Symbol dafür, dass es jetzt wirklich losgehen kann mit dem House of Games, das dazu beitragen soll, der Hauptstadt zu nationalem wie internationalem Glanz als Games-, Kreativ- und Tech-Standort zu verhelfen.
Regierungs-Chef Kai Wegner betont die Bedeutung der Games-Branche als Wirtschaftsfaktor für Berlin: „Ich bin mir sicher, das House of Games wird ein Zuhause für etablierte Unternehmen, Entwickler und Gründer aus Deutschland und aller Welt werden. Denn in dieser zentralen Lage kommt alles zusammen: Historie, moderne Infrastruktur, Kreativität. Das ist der perfekte Mix für Innovationen, Austausch und Entwicklung.“
Franziska Giffey will den Startschuss als Botschaft an Games-Unternehmen, Studios und Startups verstanden wissen: „Wir sehen Euch, wir wollen Euch in Berlin! Mit dem House of Games bekommt Ihr nun ein echtes Zuhause in Berlin, das Vernetzung, Förderung und Sichtbarkeit unterstützt. Dieses Projekt ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa.“
Jeannine Koch, Vorstandsvorsitzende des MediaNet Berlin-Brandenburg, dankt der Berliner Senatskanzlei und der Wirtschafts-Senatsverwaltung, die in „wirtschaftlich herausfordernden Zeiten“ an dem Projekt festgehalten haben: „Mit dem LUX wurde ein Zukunftsort für das House of Games Berlin identifiziert, an dem ein lebendiger, kreativer Ort für Kollaborationen und Innovationen entstehen wird. Dieses wachsende Ökosystem signalisiert künftig, national wie international, dass dort, wo Synergien und nachhaltige Kooperationen entstehen, nicht nur die Unternehmen und ihre Akteure profitieren, sondern die gesamte Wirtschaftskraft einer Region.
Game-Geschäftsführer Felix Falk: „Mit dem House of Games Berlin entsteht ein einzigartiger Ort mit internationaler Strahlkraft, der dazu beitragen wird, ganz Deutschland als aufstrebenden Games-Standort weltweit noch sichtbarer und bekannter zu machen.“
Wista Management-Geschäftsführer Roland Sillmann: „Der ideale Standort für das House of Games Berlin ist gefunden. Hier vor Ort haben wir die perfekte Ausgangsvoraussetzung für unser Vorhaben, sowohl eine inspirierende Umgebung für die einziehenden Gaming-Firmen als auch eine starke Standort-Community zu erschaffen.“
Benedikt Grindel, Chef der deutschen Ubisoft-Studios, spricht von einem „Game-Changer“ für Berlin und darüber hinaus: „Das House of Games Berlin ist ein wegweisendes Projekt für die deutsche Games- Branche. Als großes internationales Unternehmen ist für Ubisoft ein vielfältiges Umfeld wichtig, um einen Standort langfristig zu entwickeln. Wir brauchen ein Ökosystem aus großen, mittleren und kleinen Unternehmen, eine echte digitale Spiele-Entwicklungs-Kultur.“
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Zu teuer für Indies, GameHubs und mittel-kleine Entwickler. Prestige Projekt von Berlin um größere Entwickler von anderswo in Deutschland abzuwerben? Die Politik schafft das, was die Branche nicht schafft – nämlich Konkurrenzdenken großzuschreiben.
Aber immerhin der Branchenverband und eine Firma aus der Vorstandsvertretung (Ubisoft) bekommen eine schöne neue Location und der große Gewinner ist Wista Management.
C’est la vie.
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