Am 9. Oktober wird ein neuer Landtag in Niedersachsen gewählt. Wie halten es die Parteien mit Games und E-Sport?
Von der Weser bis zur Elbe, von dem Harz bis an das Meer: 8 Millionen Menschen – also jeder zehnte Bundesbürger – wohnen in Niedersachsen. Mit Blick auf die enorme Größe und Wirtschaftskraft spielt das Bundesland in der deutschen Games-Industrie allerdings eine überraschend untergeordnete Rolle.
So gibt es mit Ausnahme des Hannoveraner Studios Nukklear (Comanche, Dune) keinen Entwickler oder Publisher mit mehr als 50 Beschäftigten. Von den weit über 200 Anträgen für die Games-Förderung des Bundes entfallen gerade einmal sieben (in Zahlen: 7) auf Startups und Mittelständler in Hildesheim, Osnabrück oder Hannover.
Was unter anderem daran liegt, dass mit der Landes-Förderung durch Nordmedia bislang kaum größere Sprünge möglich waren: Die staatliche Medienförderungs-Anstalt bezuschusst Computerspiele-Projekte mit Beträgen zwischen 20.000 (Konzepte) und 200.000 € (Produktion).
Es gibt also richtig viel Luft nach oben, um im Standort-Wettbewerb mit ungleich rührigeren Nachbarn wie Nordrhein-Westfalen oder Hamburg Boden gut zu machen.
Weichenstellungen könnten von der Landtagswahl am übernächsten Sonntag ausgehen: Am 9. Oktober wird ein neues Parlament gewählt.
Landtagswahl 2022 in Niedersachsen: Wen Gamer wählen wollen
SPD-Ministerpräsident Stephan Weil bewirbt sich um eine weitere Wiederwahl. 2017 holte er 36,9 Prozent – in jüngsten Umfragen liegt er derzeit knapp vor CDU-Herausforderer und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. Die Grünen kommen derzeit auf 19 Prozent und könnten ihr Ergebnis gegenüber 2017 fast verdoppeln – wenngleich die Zahlen vor einigen Wochen noch erheblich besser aussahen. Zittern muss indes die FDP, die ebenso wie die Linke unter die 5-Prozent-Hürde rutschen könnte.
Auch wenn die Menschen im Land derzeit sicher viel existenziellere Sorgen umtreiben als die Frage von Förderprogrammen für Videospiele, so wollen wir uns auf GamesWirtschaft wie schon bei zurückliegenden Bundes- und Landtagswahlen auch in Niedersachsen anschauen, welche Politik nach dem Wahltag zu erwarten ist.
Um es vorweg zu nehmen: Allzu ambitioniert fallen die Games-Programme der Parteien nicht aus – Vieles deutet auf ein „Weiter so“ hin.
SPD
Das ‚Regierungsprogramm‘ der Sozialdemokraten steht unter dem Motto „Fortschritt, der alle mitnimmt.“ Die SPD hat sich vorgenommen, die Medienförderung „auch auf die Förderung von Videospiele-Entwicklungen“ auszurichten – was darauf schließen lässt, dass es analog zu Berlin eine abermals überarbeitete, maßgeschneiderte Richtlinie geben könnte.
Auf Landesebene will man die Medienkompetenz im Videospielbereich „auch für Eltern“ ergreifen (was immer das in der Praxis heißt) und „eSportlerinnen und eSportler bei der Ausübung ihres Sports“ unterstützen – eine wachsweiche und maximal unkonkrete Formulierung.
Weils Kabinetts hatte sich 2020 der umstrittenen Position des Olympischen Sportbunds (DOSB) angeschlossen – offenkundig hat es an dieser Stelle, anders als es der Titel des Wahlprogramms andeutet, keinen Erkenntnisfortschritt gegeben.
CDU
Die Games-Branche taucht im Unions-Programm („Niedersachsen springt weiter“) erst gar nicht auf.
Ungewöhnlich ausführlich sind die CDU-Vorschläge indes mit Blick auf den E-Sport: Demnach sollen Sportvereine „Computer- und Konsolenspiele mit Sportartenbezug“ (sprich: FIFA) rechtssicher anbieten können. Der Betrieb solcher Spiele soll keine negativen Auswirkungen auf eine bestehende Gemeinnützigkeit haben – virtueller Sport soll zusätzlich als gemeinnützig anerkannt werden.
Diese bewusste Konkretisierung lässt darauf schließen, dass League of Legends oder Counter-Strike keine Berücksichtigung fänden. Nur für „virtuell gestützte und verbandlich anerkannte Sportarten“ soll es Geld geben.
FDP
Die Freien Demokraten rund um Spitzenkandidat Stefan Birkner wollen im E-Sport einen „Trend“ erkannt haben, den es zu gestalten gelte – anstatt ihn zu ignorieren oder abzulehnen. Konkret soll es laut Wahlprogramm mehr Mittel für Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen geben, schnelleres Internet und eine „wissenschaftliche Evaluation“.
E-Sportvereinen und -abteilungen soll die Gemeinnützigkeit ermöglicht werden. Zudem sieht die FDP den E-Sport „als echtes Inklusionsprojekt“.
Zum Thema Games gibt es davon abgesehen keine Indizien – abgesehen davon, dass die Förderstrukturen für Film- und Medienschaffende „überprüft“ werden sollen. Na dann.
Bündnis 90 / Die Grünen
Die Grünen versprechen in ihrem Programm eine Verbesserung der Games-Förderung – ohne weiter in Details einzusteigen. Immerhin „verdient die kreative Computerspieleentwicklung mit vielen kleinen und mittleren Unternehmen mehr Aufmerksamkeit der Landesregierung und sollte durch einen eigenen Fördertopf und konkrete Ansprechpartnern und -partnerinnen gestärkt werden.“
Etwas wirr und unstrukturiert wird es im Anschluss, wenn Games- und E-Sport-Begrifflichkeiten wild durcheinander gewürfelt werden. So heißt es wolkig: „Studiengänge mit Games-Bezug können in enger Vernetzung mit der E-Sports-Branche entstehen und gleichzeitig einen Impuls für die Entwicklung von IT-Sicherheit und Künstlicher Intelligenz geben.“
Der E-Sport soll außerdem an das bestehende Vereinswesen angebunden werden, auch mit Blick auf Kinder und Jugendliche.
Die Linke
Im Wahlprogramm der niedersächsischen Linken finden sich keinerlei Hinweise auf die Games-Branche.
Alternative für Deutschland (AfD)
Die niedersächsische AfD hat mit Blick auf Computerspiele und E-Sport keine Ideen – in jedem Fall haben sie keinen Eingang ins Wahlprogramm gefunden.
Den Wahl-O-Mat zur Landtagswahl 2022 in Niedersachsen finden Sie hier.
Was ist übrigens mit Gameforge? 300 Mitarbeiter, 76 Millionen Umsatz…
Gameforge ist Baden-Württemberg, nicht Niedersachsen.
Als ob Gamer nur Gamer sind…
Ich spiele seit knapp 30 Jahren, sehe meine Präferenzen bei politischen Wahlen aber zuerst einmal in sozialen oder infrastrukturellen Punkten. Niemals würde ich eine Partei wählen, die Games (ich bevorzuge Spiele, beziehungsweise Videospiele) auf die Agenda setzt.
Aber nun gut…
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