Start Politik E-Sport-Förderung: Niedersachsen folgt DOSB-Position (Update)

E-Sport-Förderung: Niedersachsen folgt DOSB-Position (Update)

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Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) - Foto: Niedersächsische Staatskanzlei / Holger Hollemann
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) - Foto: Niedersächsische Staatskanzlei / Holger Hollemann

In Deutschlands Parlamenten zeichnet sich ein Konsens ab: Auch Niedersachsen will E-Sport fördern, lässt aber den größten Teil des Marktes außen vor.

Das Land Niedersachsen sieht großes Potenzial im E-Sport – solange es sich um virtuelle Sportarten handelt, also im Wesentlichen Fußball-Simulationen (FIFA, PES), Tennis und Basketball (NBA 2K). Die ungleich populäreren und kommerziell deutlich relevanteren E-Sport-Disziplinen wie Overwatch, League of Legends, Counter-Strike, Dota 2 und Fortnite bleiben außen vor.

Mit den Stimmen der Regierungskoalition aus CDU und SPD wurde am Dienstag im Hannoveraner Landtag beschlossen, sich auf Bundesebene für eine entsprechende Änderung der Abgabenordnung einzusetzen. Dadurch könnten E-Sport-Organisationen und Sportvereine mit E-Sport-Abteilung samt ihrer ehrenamtlichen Strukturen als gemeinnützig anerkannt werden. Eine solche Anerkennung ist auch im Koalitionsvertrag auf Bundesebene vorgesehen, allerdings bislang nicht umgesetzt. Parallel sollen „suchtpräventive sowie Anti-Doping und Medienkompetenzmaßnahmen“ geprüft werden.

Damit folgt die Landesregierung unter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) der Haltung anderer Parteien und Parlamente – zuletzt hatten sich Rheinland-Pfalz und die CDU-/CSU-Bundestagsfraktion vergleichbar positioniert (Hintergrund / Kommentar).

Die sehr deutsche, weil international unübliche Unterscheidung zwischen E-Sport (also virtuellen Sportsimulationen) und E-Gaming (alles andere) entspricht 1:1 der Haltung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), dem sich auch das CSU-geführte Bundesinnenministerium angeschlossen hat.

Protest kommt indes vom Industrieverband Game: „Die E-Sport-Position aus Niedersachsen ist gut gemeint, setzt aber ein falsches Zeichen“, meint Game-Geschäftsführer Felix Falk. „Wer nur digitale Sportsimulationen anerkennt, regiert komplett an der E-Sport-Realität vorbei.“ Den ehrenamtlichen E-Sport zu fördern, sei zwar das ‚richtige Ziel‘. „Aber mit der Trennung in vermeintlich gute und schlechte Disziplinen erweisen SPD und CDU dem E-Sport in Niedersachsen einen Bärendienst.“

Update vom 8.10.2020 (10 Uhr): Auch der E-Sport-Bund Deutschland (ESBD) schließt sich der Kritik an. „Wir bedauern die Entscheidung aus Niedersachsen, ignoriert sie doch die Realität des E-Sports: Sportsimulationen bilden nur einen kleinen Bruchteil des E-Sports ab“, analysiert Vizepräsident Martin Müller. Die „sachfremde Unterscheidung in gute und schlechte Spiele“ käme einem Spaltungsversuch gleich. Müller warnt Niedersachsen zudem davor, den Anschluss zu verlieren: „In Ländern wie Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen hat man sich für ein offenes und konstruktives Verhältnis mit dem E-Sport entschieden.“

Nicht von der Regelung betroffen sind die niedersächsischen Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg und Hannover 96, die mit eigenen FIFA-Kadern in der Virtual Bundesliga von DFL und Hersteller Electronic Arts antreten. In beiden Fällen sind die E-Sportler Teil der ausgegliederten Lizenzspielerabteilungen.