Start Politik Games-Förderung: Die 50 größten Projekte – und wann sie fertig werden (Update)

Games-Förderung: Die 50 größten Projekte – und wann sie fertig werden (Update)

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Envision Entertainment kündigt Pioneers of Pagonia an (Abbildung: Envision Entertainment)
Envision Entertainment kündigt Pioneers of Pagonia an (Abbildung: Envision Entertainment)

2024, 2025, 2026: Die konkreten Ergebnisse der staatlichen Games-Förderung sind erst in einigen Jahren zu besichtigten – die große Übersicht.

Update vom 10. Juli 2023: Eine weitere THQ-Nordic-Tochter hat sich erfolgreich um Fördermittel beworben: Die 2021 übernommene KAIKO GmbH mit Sitz in Frankfurt erhält 1.963.994 €.


Update vom 4. Juli 2023: Ein wachsender Anteil des Gesamt-Fördertopfes geht an Großprojekte – was grundsätzlich (auch) im Sinne des Erfinders ist, weil ja Games mit internationaler Strahlkraft entstehen sollen. Neu in der Liste (siehe unten) ist ein Spiel mit dem Codenamen Super Shotgun, das bei der THQ-Nordic-Sparte Black Forest Games in Offenburg entsteht. Das Wirtschaftsministerium stellt bis Mitte 2025 mehr als 3,16 Mio. € zur Verfügung.


Update vom 28. Juni 2023: Ungeachtet des derzeit geltenden Annahme-Stopps stellt das Wirtschaftsministerium weiterhin Förderbescheide für Games-Projekte aus, die noch rechtzeitig beantragt wurden. Die Neuzugänge sind in der nachfolgenden Liste markiert.

Der Industrieverband Game fordert mit Blick auf die Haushaltsberatungen eine Aufstockung der jährlichen Fördermittel von derzeit 70 Mio. auf künftig 125 Mio. €.


Meldung vom 19. Mai 2023: Eine halbe Million Euro – dies ist die durchschnittliche Summe, die der Staat mehr als 200 Spiele-Entwicklern in den Jahren 2021 und 2022 zugesagt hat. Und zwar nicht als Darlehen, sondern als ‚echter‘ Zuschuss, der die – aus Sicht des Industrieverbands -betrübliche Wettbewerbsfähigkeit der Branche auf dem Weltmarkt verbessern soll.

Für 2023 stehen – genauer: standen – dem Wirtschaftsministerium (BMWK) sogar 70 Millionen €  statt der bisherigen 50 Millionen € zur Verfügung. Weil aber schon in den ersten drei Monaten 35 Projekte mit einem Volumen von 26 Mio. € bewilligt wurden und bereits weitere 70 Anträge auf Halde liegen, musste das Ministerium vorzeitig die Reißleine ziehen.

Auf Anfrage bestätigt das BMWK, dass auch für 2024 bereits „ein Großteil der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel“ reserviert sei – ohne näher ins Detail zu gehen. Bedeutet: Solange der Bundestag keine zusätzlichen Mittel freigibt, stockt die Förderung.

Einer der Neuzugänge in der Förder-Datenbank: WIKI6. Hinter dem kryptischen Codenamen verbirgt sich das kommende Rollenspiel von Piranha Bytes, eine der ältesten deutschen Games-Manufakturen, die sich mit Marken wie Gothic, Risen und Elex einen Namen gemacht hat. Das Ministerium unterstützt die Essener bei der Entwicklung mit 3,17 Mio. € – der zweithöchste Betrag, der bis dato freigegeben wurde. Platz 1 belegt eine weitere Tochter der schwedischen Embracer-Gruppe: Die Hamburger Fishlabs GmbH (Chorus) erhält 5,5 Mio. €.

Beiden Projekten gemein: Die Spiele erscheinen erst 2026, also frühestens in drei Jahren. Diese Entwicklungszeiten mögen lang erscheinen, sind aber branchenüblich. Für die Politik, die sich mit Forderungen nach einer substanziellen Aufstockung und langfristiger Subventionierung konfrontiert sieht, ergibt sich dadurch ein Dilemma: Denn noch ist nicht absehbar, in welchem Umfang sich das viele Steuergeld konkret in Umsätzen, Marktanteilen, Gründungen und Arbeitsplätzen niederschlägt.

Nach offiziellen Angaben ist das Kernsegment (Entwicklung / Publishing) von 2021 auf 2022 um 37 Startups und 336 Beschäftigte angewachsen. Der Verband wertet diese Zahlen als klares Indiz für einen anhaltenden „Aufschwung“.

Den größten Hebel versprechen zwangsläufig die PC-, Konsolen- und Mobilegames der etablierten Mittelständler und großen Publisher – von denen allerdings erst ganz wenige erschienen sind. Auch bedingt durch erschwerte Produktionsbedingungen während der Pandemie haben sich die angepeilten Fertigstellungstermine vielfach nicht halten lassen; etliche Studios werden also erheblich mehr Zeit benötigen und daher weiteres Eigen- und Fremdkapital organisieren müssen.

Da trifft es sich gut, dass hinter vielen Studios finanzkräftige Aktiengesellschaften und Holdings wie Embracer, Ubisoft oder Stillfront stehen.

Games-Förderung: Die 50 größten Projekte – und wann sie fertig werden (sollen)

Doch wann ist mit den geförderten Spielen konkret zu rechnen? Dies verrät die nachfolgende Übersicht, die auf einer exklusiven Auswertung der amtlichen Zahlen beruht.

Angegeben ist jeweils die ‚offizielle‘ Laufzeit, wie sie bei Projektstart beim Wirtschaftsministerium beantragt wurde; eine Frist-Verlängerung ist zwar auf Antrag möglich – zusätzliches Geld gibt es aber nicht.

Der tatsächliche Erscheinungstermin weicht in der Praxis fast immer von der prognostizierten Laufzeit ab. Das Taktik-Spiel Shadow Gambit: The Cursed Crew von Mimimi Games erscheint beispielsweise Mitte August – in den amtlichen Unterlagen endet das Projekt bereits zum 30. Juni.

Das Prinzip der Games-Förderung: Bis zu einer Höhe von 2 Mio. € trägt der Bund die Hälfte der Entwicklungskosten – bei darüber liegenden Anträgen bis zu einer Höhe von 8 Mio. € sinkt die Quote auf maximal 25 Prozent. Das Geld muss nicht zurückbezahlt werden.

AT = Arbeitstitel


Laufzeit beendet und/oder fertiggestellt und/oder bereits erschienen:

  • Black Forest Games / Embracer: Destroy All Humans 2 (AT: Project Cattleprod 2) – 2.244.028 €
  • Egosoft: X-22 (AT) – 941.587 €
  • Gaming Minds Studios / Kalypso Media: Railway Empire 2 – 1.512.973 €
  • InnoGames / MTG: Heroes of Fate and Fortune (AT Projekt 18) – 1.307.746 €
  • Limbic Entertainment / Bandai Namco Entertainment: Park Beyond (AT Legend / Release: 16.6.) – 1.073.713 €
  • M2P Entertainment: Plush Bunnies Havoc – Reloaded (Anfrage läuft) – 1.141.239 €
  • Snowprint Studios Germany: Project Loki – 1.510.982 €
  • Ubisoft Blue Byte: Anno 1800 Console-Edition (AT: Laubenheim) – 1.492.110 €

1. Halbjahr 2023

  • Claymore Game Studios / Kalypso Media: Commandos: Origins – 1.532.519 €
  • Gamigo Publishing: Splitrealm – 1.304303 € (Update)
  • Mimimi Games: Shadow Gambit (AT Süßkartoffel / Release: 17.8.) – 2.025.942 €
  • Nukklear / Jumpgate: Dune Awakening (AT Seabass) – 1.349.533 €
  • Promotion Software / Phoenix Games: Emergency One – 913.204 €
  • Realmforge Studios / Kalypso Media: Dungeons 4 – 1.844.167 €
  • Seal Media: Northmen – 913.267 €
  • Stratosphere Games: Project MiniCiv 2020 – 1.020.028 €

2. Halbjahr 2023

  • Bytro Labs / Stillfront Group: Projekt 10 – 1.864.442 €
  • Chimera Entertainment: Songs of Silence (AT Realms at War) – 1.492.238 €
  • Envision Entertainment: Pioneers of Pagonia (AT Prometheus) – 1.073.555 €
  • Keen Games: Enshrouded (AT Game38) – 2.022.752 €
  • Nine World Studios / Kalypso Media: Tropico 7 – 1.971.826 € (Update)
  • Z-Software: Pflaumenmus (AT) –  998.923 €

1. Halbjahr 2024

  • Aesir Interactive: Police Simulator / Boston District – 1.031.377 €
  • CipSoft: Persist Online – 1.017.488 €
  • Deck13 Interactive: Atlas Fallen: The Wielderer of Gods – 1.086.417 €
  • Egosoft: X-24 – 799.698 €
  • Grimlore Games / Embracer: Project Minerva – 2.594.565 €
  • Legendary Play: Esports Heroes – 974.020 €
  • Limbic Entertainment / Bandai Namco Entertainment: COVE – 1.756.876 €
  • Playa Games / Stillfront Group: Mobile Dungeon – 1.352.722 €
  • Rockfish Games: Everspace 2: The Companions – 1.649.196 €
  • Stratosphere Games: Project Shade 2022 – 1.099.141 €
  • Travian Games: Travian: Legends Mobile – 1.042.054 €

2. Halbjahr 2024

  •  EINGESTELLT  Daedalic Entertainment / Nacon: It’s Magic – 2.036.663 € (Details)
  • Don vs Dodo GmbH / Toplitz Productions: Industry Giant 4.0 – 917.765 €
  • Elysium Game Studio: Neo Berlin 2087 (AT Shadow of Conspiracy) – 1.420.472 €
  • Maschinen-Mensch: Curious Caves – DLC – 999.576 €
  • Massive Miniteam / Embracer: Project LOC – 1.43.863 €
  • Megagon Industries: LMSR – 1.118.236 €
  • Overhype Studios: Menace – 1.073.555 €
  • Realmforge Studios / Kalypso Media: Tropico 6 Season Pass – 932.218 €
  • Studio Fizbin / Thunderful Games: Project Kokidon – 1.310.160 €
  • Xyrality: Big Boss – 997.368 €

2025

  • 2tainment: Goal 2025 – 996.891 €
  • Bildundtonfabrik (BTF): The Apartment – 1.247.816 €
  •  NEU  Black Forest Games: Super Shotgun – 3.168.513 €
  • FDG Entertainment: Battlemons – 976.990 €
  • Flying Sheep Studios / iCandy Interactive: Life 3.0 – 1.081.315 €
  • Gentlymad Studios / Assemble Entertainment: Sonnenblume – 1.729.652 €
  •  NEU  KAIKO: Project 5 – 1.963.994 €
  • King Art: Schießeisen – 2.244.028 €
  • Mad About Pandas: Yerba Buena – 1.649.471 €
  • Monokel: Mathilde: The Last Timewalker – 1.279.870 €
  • Tamschick Exhibition Ventures: Holodeck – 956.120 €
  • Weltenbauer Software: Project Habanero – 1.939.023 €

2026

  • Egosoft: X26 – 1.967.188 €
  • Fishlabs / Embracer: Project Black – 5.527.514 €
  • HandyGames: Codename Eisenfaust – 1.789.292 €
  • Neurodactics GmbH: Mambio Lernapp – 1.172.360 €
  • Piranha Bytes / Embracer: WIKI6 – 3.168.513 €
  • Welevel: SolidLake – 1.678.084 €

Liste wird laufend aktualisiert

6 Kommentare

    • Großes Spiel, großes Team, großes Projekt – aber ja, zweifellos eine enorme Summe.

  1. Finde es sehr klasse das ihr euch die Mühe macht, an dieser wichtigen Frage der Nachhaltigkeit der Förderung eine Art fortlaufendes Reporting macht.

    Genau diese Verpflichtung, eben auch über die gesamte Nutzungsphase des Fördergeldes berichten zu müssen, fehlt und wird im Grunde ausgenutzt, zu Lasten der kommenden Entscheidung, ob und wenn ja, wie viel überhaupt wieder gefördert wird.

    Man schaue sich die Bankenregulierung durch BaFin, EBA und Co.. an … da gibt es genug Hinweise, wie die Branche zumindest zu transparenter Darlegung der Verwendung der Gelder „verhaftet“ werden kann. Von inhaltlicher Kontrolle will ja niemand sprechen … aber Mindestanforderungen an die Grupper der gefärderten Unternehmen wäre nötig. Das muss sich zukünftig ändern, sonser werden diese 300-500kk Förderungen von Projekt-Luftnummern und Puzzlespielen echt nen Eigentor für die Branche.

  2. Eieiei sind das Innovationen. Wo sind die Links zu den fertigen Spielen? Online findet man teilweise seit 2021/2022 nichts mehr. Eine Pressemeldung oder ein Update der Teams wäre schön. Sonst fühlt sich das doch arg nach „Geldeinsammelei“ an. Natürlich nicht so sehr wie 1,5m € für Ubisoft für einen Konsolen-Port (so teuer ist auf jeden Fall eine „maßgeschneiderte Benutzeroberfläche und Steuerung“).
    Derweil freut sich Kalypso und Embracer, dass sie die größten Nutznießer der Fördergelder sein dürfen und ihr Risiko minimieren, ohne dass die Fördergelder dazu benutzt werden, um langfristig den deutschen Games-Entwicklungsmarkt zu stärken und marktfähig zu machen. Naja, aber das wird durch keinerlei qualitative und inhaltliche Kontrolle der Förderung sowieso vermieden. 499k€ für ein Solitaire-Kartenspiel, 391k€ für ein Match-Puzzlespiel – yay!

    Danke.

    • Das Nachfassen, was aus den Spielen geworden ist, gestaltet sich extrem anstrengend. Anfragen gehen kontinuierlich raus.

      • Das weiß ich. Das war auch eher eine Kritik an den Förderkriterien, dass diese nicht mit solchen Update (von Seiten der Teams) verbunden sind. Sondern lediglich mit der Abrechnung 🙁

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