Start Politik Dorothee Bär zum DCP-Auftritt: „Ich bereue nichts“

Dorothee Bär zum DCP-Auftritt: „Ich bereue nichts“

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CSU-Politikerin Dorothee Bär (2. von links) mit Andreas Scheuer beim Deutschen Computerspielpreis 2019 (Franziska Krug/Getty Images for Quinke Networks)
CSU-Politikerin Dorothee Bär (2. von links) mit Andreas Scheuer beim Deutschen Computerspielpreis 2019 (Franziska Krug/Getty Images for Quinke Networks)

Gut ein halbes Jahr nach dem Wechsel auf die Oppositionsbank nimmt CSU-Politikerin Dorothee Bär die Digital-und Games-Politik der Ampel ins Visier – und ledert gegen die FDP.

„Durch Deutschland geht ein Rock“ lautete die Überschrift der GamesWirtschaft-Analyse zum Auftritt von Dorothee Bär anlässlich der Computerspielpreis-Verleihung 2019 in Berlin – in Anlehnung an ein Zitat von Bundespräsident Roman Herzog. Mit einem Ensemble aus Lack und Leder versetzte die damalige Staatsministerin für Digitalisierung mindestens die Fotografen in Verzückung; in der Branche sorgten die Fotos sowohl bei der Preisverleihung als auch im Nachgang für heftige Debatten.

Bär selbst kann die Aufregung bis heute nicht verstehen, wie sie am heutigen Nachmittag während eines Twitch-Streams des Branchenverbands Game zu Protokoll gab. Sie habe damals vermutet, die Gesellschaft sei weiter und sie würde unter all den Cosplayern ohnehin nicht auffallen.

Klare Aussage: „Nein, ich bereue es nicht und würde es jederzeit wieder machen.“ Sogar eine Anfrage vom Haus der Geschichte in Bonn habe es zwischenzeitlich gegeben.

Die seit 2009 ununterbrochen dem Deutschen Bundestag angehörende Politikerin war im September 2021 ins ‚Zukunftsteam‘ von Armin Laschet berufen worden – hätte der CDU-Kanzlerkandidat gewonnen, würde Bär heute mutmaßlich ein dediziertes Digitalministerium leiten. Stattdessen ist sie als eine von elf stellvertretenden Vorsitzenden von Unions-Fraktions-Chef Friedrich Merz für das Thema Familie und Kultur zuständig. Ihr Büro im Kanzleramt hat der Ostbeauftragte der Bundesregierung – SPD-Mann Carsten Schneider – geerbt.

Mit Blick auf die Digitalpolitik der amtierenden Ampel-Koalition sieht Bär deutliche Rückschritte, da eine Reihe von Ankündigungen nicht umgesetzt worden seien. Jahrelang sei sie insbesondere von der FDP scharf angegangen worden – die Liberalen wollten sie gar ins Verkehrsministerium versetzen. Anstatt in Regierungsverantwortung eigene Impulse zu setzen, würden lediglich Groko-Vorlagen abgeschichtet. Insbesondere ein eigenes Digitalministerium habe die FDP nicht durchsetzen können – stattdessen empfehle Ressort-Chef Volker Wissing, zugunsten der Nachhaltigkeit auf Instagram-Postings von Mahlzeiten zu verzichten. Selbst formale Gremien wie das ressortübergreifende ‚Digitalkabinett‘ habe die Ampel abgeschafft.

Bär sieht in der gesamten Bundesregierung niemanden, der sich mit Leidenschaft für Computerspiele einsetzen würde. Mehr noch: Nach der Wahl hätten die Freien Demokraten das Thema Games „ohne Not“ den Grünen überlassen. Seitdem ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter Leitung von Robert Habeck für Computerspielpreis und Games-Subventionen zuständig: Zuschüsse von deutlich über 100 Millionen € hat der Bund den deutschen Studios seit 2019 zugesagt.

Enttäuscht ist Dorothee Bär rückblickend auch vom einstigen CSU-Innenminister Horst Seehofer, der nach dem Attentat von Halle nicht nur die ‚Gamer‘ unter Generalverdacht gestellt hatte, sondern auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte Gemeinnützigkeit des E-Sport schlichtweg ausgesessen hat. Im November 2020 hatte sie gar eine Pro-E-Sport-Unterschriftenaktion in Richtung der eigenen Partei gestartet – und das als Teil der Bundesregierung.

Ihr Job als Oppositionspolitikerin lässt Bär weiterhin wenig Luft, um komplexere Games in Angriff zu nehmen. Stattdessen stünden insbesondere Nintendo-Switch-Sport- und Tanz-Spiele regelmäßig auf dem Programm. Und auch auf ein tägliches Morgen-Ritual mit ihren Kindern will sie nicht verzichten: eine Runde Wordle.