Start Politik Mehring: „Das Mimimi-Headquarter passt einfach perfekt für Die Gamerei“

Mehring: „Das Mimimi-Headquarter passt einfach perfekt für Die Gamerei“

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Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) - Foto: Andreas Gebert
Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) - Foto: Andreas Gebert

Ein Haus der Kunst gibt es bereits in München – jetzt folgt ein ‚Haus der Games‘: Warum Digitalminister Mehring in Die Gamerei investiert.

Die bayerische Computerspiele-Industrie war in den vergangenen Jahrzehnten durchaus Kummer gewohnt. Weite Teil der Branche müssen sich deshalb derzeit wie im falschen Film fühlen: Moment, der für Games zuständige Digitalminister geht pro-aktiv auf die Branche zu? Nimmt Anliegen auf? Besucht Branchen-Events und Studios? Freiwillig?

Tatsächlich schlägt Fabian Mehring – im Herbst 2023 auf Ticket der Freien Wähler erneut in den Landtag gewählt – einen erkennbar anderen Sound an als CSU-Vorgängerin Gerlach, die mittlerweile auf Gesundheit umgeschult hat. Im Ministerium des promovierten Politikers kümmert sich ein eigenes Referat um Games – und in der Fördermittel-Bundesliga liegt Bayern weiterhin stabil an der Spitze, gemeinsam mit NRW und Berlin/Brandenburg.

Mehring: „Wenn ich etwas verspreche, dann will ich das auch zeitnah einhalten.“

Am 26. Juli folgt nun die nächste Etappe – nämlich die offizielle Eröffnung von Die Gamerei. Verteilt auf drei Etagen und 1.000 Quadratmeter soll sich das markante Rundgebäude im Osten Münchens zu einem ‚Haus der Games‘ entwickeln – einer Anlaufstelle für die bayerische Games-Branche. Entwickler, Startups und Unternehmen können sich dort zu vergleichsweise günstigen Konditionen einmieten – die ersten Studios haben bereits unterschrieben.

Mehrings Ministerium bezuschusst den Start des Projekts zunächst mit 560.000 €. Im GamesWirtschaft-Interview erklärt der 35jährige, was er mit der Gamerei vor hat und wie er auf die Spiele-Industrie im Freistaat schaut.

560.000 € für 'Die Gamerei': Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) und Medien-Bayern-Geschäftsführerin Lina Timm (Foto: Bayerisches Digitalministerium)
560.000 € für ‚Die Gamerei‘: Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) und Medien-Bayern-Geschäftsführerin Lina Timm (Foto: Bayerisches Digitalministerium)

GamesWirtschaft: Herr Minister, die Umsetzung der ‚Gamerei‘ hat ja ungewöhnlich schnell geklappt – zwischen Ankündigung im Februar und Umsetzung im Juli liegen nur ein paar Monate. Kam Ihnen da auch zupass, dass mit dem ehemaligen Mimimi-Games-Gebäude eine passende Immobilie frei wurde?

Mehring: Unsere Zeitschiene bestand unabhängig von der Mimimi-Location. Damit haben wir eher aus der Not eine Tugend gemacht, weil es eben bereits eine Top-Immobilie in München mit der entsprechenden Infrastruktur gab. Aber wir haben natürlich auch mit anderen Anbietern verhandelt und uns verschiedene Immobilien angeschaut.

Am Ende hat es im früheren Mimimi-Headquarter einfach perfekt gepasst – auch deshalb, weil Johannes Roth (Mimimi-Co-Gründer, Anm. d. Red.) ein super Partner war. Wir hatten viele gute Gespräche, weil er eben auch jemand ist, dessen Herz für Games schlägt.

Mir war wichtig, dass ich nicht im Herbst 2023 ein ‚Jahr der Games‘ ausrufe und dann kommt das Haus der Games drei Jahre später. Wenn ich etwas verspreche, dann will ich das auch zeitnah einhalten und liefern.

Es gab ja in der Vergangenheit immer mal Anläufe, einen Co-Working-Space mit einem Gründerzentrum und Events für die Games-Branche zu kombinieren – in München und andernorts. Was macht Sie bei der Gamerei zuversichtlich, dass das diesmal gut klappt?

Zum einen das Feedback aus der Branche. Mein Gefühl ist, dass wir keine großen Sorgen haben müssen, ausreichend passende Mieter zu finden, sondern dass uns die Räume eher aus den Händen gerissen werden.

Zum anderen geht es mir auch um Sichtbarkeit für die Branche – dafür brauchen wir auch Veranstaltungsräume, in denen wir zeigen können, was Bayerns Games-Szene drauf hat. So wird das eine echte Heimat für die Games-Wirtschaft im Freistaat.

Die Gamerei – wer hat sich denn diesen Begriff ausgedacht? Was verbinden Sie damit?

Das war ein intensiver, iterativer Prozess unter enger persönlicher Beteiligung des Ministers, der einen ganzen Vormittag lang mein halbes Ministerium lahmgelegt hat (lacht).

Weil wir uns nicht entscheiden konnten, habe ich dann sogar Vertreter aus der Games-Branche angerufen und gefragt, was sie zu unseren Ideen denken. Der Name „Gamerei“ hat uns am Ende überzeugt, weil klar wird, worum es uns geht: Games in Bayern!

Von links: Marc Bosch (Business Development), Andreas Sirch (Geschäftsführung), Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) und Co-Geschäftsführer Wolfgang Emmer (Foto: Aesir Interactive)
Von links: Marc Bosch (Business Development), Andreas Sirch (Geschäftsführung), Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) und Co-Geschäftsführer Wolfgang Emmer (Foto: Aesir Interactive)

Apropos Games in Bayern: Sie sind seit November im Amt – in welchem Zustand haben Sie die Branche im Freistaat vorgefunden?

Ehrlicherweise als eine hochdynamische Szene, die mir vom ersten Tag an sehr ans Herz gewachsen ist. Ich habe schnell verstanden, dass sich in der Branche vieles anders verhält, wie es oft politisch dargestellt wird. Die Gamer sind tolle Menschen, die einfach extrem positiv darauf reagieren, wenn man – wie ich es getan habe – sie sie ernst nimmt und versucht, maximalen politischen Rückenwind zu geben.

Gemeinsam haben wir zwischenzeitlich einen ordentlichen Turbo für den Games-Standort Bayern gezündet.

In der Vergangenheit ist es ja oft so gewesen, dass die Wahrnehmung von Games in Politik und Öffentlichkeit ein bisschen stiefmütterlich gewesen ist. Deshalb war es mir so wichtig, dieses Image umzukehren – und deshalb bin ich auch mit einer großen Vision und ganz konkreten Zielen in das Amt als Games-Minister gegangen. Jetzt lege ich großen Wert darauf, dass Wort und Tat auch übereinstimmen.

Mir ist das aus zwei Gründen wichtig: Zum einen, weil es meine tiefe Überzeugung ist, dass die Bedeutung der Branche als Innovationsmotor für die digitale Transformation immer noch zu Unrecht unterschätzt wird. Ich finde es spitze, dass diese Botschaft langsam ankommt.

Das habe ich mir auch beim gemeinsamen Besuch der GG Bavaria mit dem Wirtschafts-Staatssekretär Tobias Gotthardt gedacht: Es mag vielleicht manchen wundern, dass auf der GG Bavaria ein Weltkonzern wie BMW ausstellt. Doch das folgt einer ganz klaren Strategie: BMW sucht Top-Kräfte für die digitale Transformation – und genau die sind bei den Innovationstreibern der Games-Branche zu finden.

Zudem muss die Politik verstehen, dass die Förderung der Games-Branche ein modernes Element unserer Industrie- und Standortpolitik in Bayern ist. Die Wahrheit ist doch: Wir haben in Deutschland fast 350 Unternehmen mit 3.500 Mitarbeitern und insgesamt 10 Milliarden € Umsatz. Bei jeder anderen Branche wäre anhand dieser Relevanz völlig klar, dass sie politisch unterstützt werden müsste. Nur bei Games tut man noch viel zu oft so, als ob es um ein Hobby von ein paar Nerds gehen würde. Das haben wir in Bayern geändert.

Mich hat die Geringschätzung für die Pixel-Pioniere aus der Gameswelt geärgert und deshalb habe ich da so viel Gas gegeben – höhere Förderung, eigenes Referat im Haus und das nächste, womit wir jetzt liefern, ist die Gamerei. Wir wollen den Gamern in Bayern ein sichtbares Zuhause geben.

Wir wollen zeigen: Hier ist der Ort, an dem das Herz der bayerischen Games-Wirtschaft schlägt. Und die ist genauso wichtig wie andere Wirtschaftszweige.

Game-Geschäftsführer Felix Falk, Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler), Michael Kellner (BMWK / Grüne) und Game-Vorstand Lars Janssen beim Deutschen Computerspielpreis 2024 (Foto: GamesWirtschaft / Fröhlich)
Game-Geschäftsführer Felix Falk, Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler), Michael Kellner (BMWK / Grüne) und Game-Vorstand Lars Janssen beim Deutschen Computerspielpreis 2024 (Foto: GamesWirtschaft / Fröhlich)

Jetzt liegt ja der Doppelhaushalt 2024/25 vor. Sind Sie mit Blick auf das Games-Budget zufrieden? Kann man damit arbeiten?

Jemand, der mit meiner Mentalität Politik macht, ist schwer zufrieden zu stellen. Die Wahrheit ist aber, dass ich mit Blick auf Bayern zufrieden sein muss.

Warum? Weil wir in Bayern unsere Förderung erneut erhöht haben und dadurch versuchen, den Totalausfall des Bundes abzumildern. In Gänze können wir das als Land freilich nicht leisten. Trotzdem ist das Niveau, auf dem wir jetzt unterstützen können, für mich schon ein ziemlich großer Erfolg.

Gemessen daran, was in Berlin passiert, beziehungsweise nicht passiert, sind wir in Bayern ein extrem verlässlicher Partner – und ich freue mich, dass sich das auch rumspricht.


Lesen Sie dazu auch: Diese 10 Politikerinnen und Politiker beeinflussen maßgeblich die Geschicke der deutschen Computerspiele-Branche 2024.

1 Kommentar

  1. Also jeder freut sich doch über politischen Rückenwind…

    Ich erinnere mich noch gut, als wir Gamer von den konservativen Politiker*innen als potenzielle Amokläufer deklariert worden sind. Counter-Strike war damals in Deutschland kein Sport, sondern es war das Spiel mit dem Amokläufe „realistisch“ geplant wurden.

    Ich erinnere mich noch gut… Und ich weiß noch genau welche Parteien Sündenböcke gesucht haben… Spoiler: Es hat sich nichts verändert.

    Doch eine Sache:

    Politiker*innen haben herausgefunden das Geld in der Gaming Industrie fließt – und auf einmal sind wir Pixel Pioniere (furchtbares Wort) und sollen ernst genommen werden. Jetzt sind wir Kunst- und Kultur. Vom potenziellen Amokläufer zum Held der Digitalisierung. Was für eine Karriereaufstieg.

    Nehmen wir Gaming ernst, dann dann erwarte ich von der Politik auch, dass mal die Spiele geprüft werden die wir subventionieren. Ich habe schonmal damit angefangen – und es sieht nicht gut aus.

    Aber vielen Dank für den Artikel! Und vielen Dank für deine Arbeit!

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