Start Wirtschaft Mimimi Games: Münchener Studio fährt den Betrieb herunter

Mimimi Games: Münchener Studio fährt den Betrieb herunter

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Mimimi Games
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Keine zwei Wochen nach der Veröffentlichung von Shadow Gambit: The Cursed Crew kündigen die Gründer von Mimimi Games das kontrollierte Aus für das Münchener Studio an.

Noch am Donnerstagvormittag hat Mimimi-Co-Gründer Johannes Roth dem Wirtschaftsminister erklärt, wie Shadow Gambit: The Cursed Crew von der Games-Förderung des Bundes profitiert hat: Bei seinem Gamescom-Rundgang machte Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen) Station in der Indie Arena Booth in Halle 10.2. Exakt 2.025.942 € hat der Bund bereits im Dezember 2020 in das Strategiespiel investiert – die Fertigstellung erfolgte innerhalb des Zeitplans, seit dem 17. August ist das Piraten-Taktik-Spiel auf dem Markt.

Heute nun die überraschende Nachricht: Shadow Gambit: The Cursed Crew ist das letzte Spiel der Mimimi Games GmbH, die erst im Oktober 2020 neue Büroräume im Osten Münchens bezogen hat und zuletzt auf 37 Beschäftigte angewachsen ist. In der Branche galt Mimimi als Vorzeige-Studio, das sich in den vergangenen 15 Jahren von Spiel zu Spiel gesteigert hat und für Desperados 3 und Shadow Tactics mit vielen Preisen prämiert wurde – unter anderem als Studio des Jahres beim Deutschen Computerspielpreis 2021. Auch Shadow Gambit hat national wie international Top-Wertungen abgeräumt.

In einem Blog-Beitrag (Website temporär überlastet) verweisen Roth und Co-Gründer Dominik Abé auf die hohe persönliche Belastung – als Unternehmer, Arbeitgeber und Spiele-Entwickler, aber eben auch für beider Familien. Nach der Veröffentlichung von Shadow Gambit habe man nun  beschlossen, mit Blick aufs eigene Wohlergehen „in die Bremse zu steigen“ – und sich damit gegen die obligatorische Finanzierung und Vorproduktion eines weiteren Spiels entschieden. Die Unternehmer räumen ein, dass die Entwicklungskosten stärker gestiegen seien als die potenziell erreichbaren Einkünfte innerhalb des Genres – bei enormem finanziellem Druck und hohem Risiko.

An Patches für Shadow Gambit werde indes weiterhin gearbeitet – zudem sei ein großes Inhalts-Update für einen späteren Zeitpunkt im Jahr geplant.

In der Zwischenzeit würden die Studio-Aktivitäten Zug um Zug heruntergefahren. Die Entscheidung sei dem Team erst unmittelbar vor der heutigen Ankündigung mitgeteilt worden. Die Gründer wollen nun „alles in ihrer Macht Stehende“ tun, um die Belegschaft bei der Suche nach neuen Jobs innerhalb der Games-Industrie zu unterstützen. Infolge des erfolgreichen Verkaufsstarts sei es zudem möglich, allen Angestellten einen Bonus auszuzahlen.

Roth und Abé bedanken sich nicht nur bei den Fans für die langjährige Treue, sondern auch bei den Publisher- und Vertriebs-Partnern, allen voran Kowloon Nights, THQ Nordic und Daedalic Entertainment. Der Dank gilt auch staatlichen Förderern wie dem Wirtschaftsministerium und dem Filmfernsehfonds Bayern, der die ersten Schritte des Startups ermöglicht habe.

Der Eintrag schließt mit den Worten: „Auch wenn wir nicht wissen, was die Zukunft für uns beide bringt, lieben wir immer noch Videospiele. Wir hatten einen echten Lauf und sind extrem dankbar für alles.“

6 Kommentare

  1. Ich weiß nicht, warum haben die dann das Studio nicht verkauft? Bei den Titeln und Erfolgen, die sie ja vorweisen können. Das Studio hatte ja auch einen sehr guten Namen in der Branche, da hätte man doch einen Käufer gefunden. Das ist evtl. mehr als das, was sie öffentlich sagen wollen.

  2. Enwicklung finanzieren lassen, Mitarbeiter hart arbeiten lassen und dann Betrieb einstellen. Aber irgendwer steckt sich die Umsätze der folgenden Jahre natürlich weiterhin in die Tasche. Denn deren Spiele werden ja wohl weiterhin kaufbar bleiben.

    Nicht schön

    • Ist ein bisschen pauschal finde ich.

      Näheres wissen wir ja nicht, und Entwicklung wurde ja mit den Fördermitteln nur teil-finanziert, das reicht ja bei weitem nicht. Und dass die Umsätze der folgenden Jahre an die (ehemaligen) Eigner geht, ist ja nur recht und billig, die haben ja auch das Risiko für alles getragen. Mal abgesehen davon wenn das nicht verkauft werden konnte, gehen sie vermutlich eh nicht mit einem riesigen Plus raus.

      Normalerweise liest man hier von Eignern von jeder möglichen Mobile-Games Bude mit Idle-Games, die mit einem riesigen Betrag einen „Exit“ hinlegen weil sie verkaufen konnten, da ist es eher schon traurig dass das hier nicht ging wie es aussieht.

  3. „gerade noch Gamescom jetzt Arbeitsamt“ wird es nicht sein, die machen ja noch Content und Patches erstmal, also noch arbeiten sie, aber es beginnen keine Arbeiten mehr an einem Folgeprodukt und sie fahren die Firma jetzt natürlich herunter.

    • Sie werden nicht mit 38 Leuten an Patches arbeiten, die Belegschaft wird wohl innerhalb der Kündigungsfristen auf einen notwendigen Teil heruntergeschrumpft werden. Somit dürfte da für die meisten Mitarbeiter alsbald das Licht aus gehen

  4. Mein Beileid an die Belegschaft, es ist immer äußerst unglücklich wenn ein Arbeitgeber sich dazu gezwungen sieht den Betrieb einzustellen. Vor allem wenn das Ganze so kurzfristig einhergeht – gerade noch Gamescom jetzt Arbeitsamt ist alles andere als schön. Kenne das aus eigener Erfahrung!

    Ich kann auch die Firmeninhaber verstehen, Videospiele in Deutschland und noch dazu auf dem Indiesektor sind alles andere als eifnach zu stemmen und wenn die Kosten explodieren ist es umso schwieriger da die Mitarbeiter auch nicht von der Hand in den Mund leben zu lassen. Das ist ein enormer Druck und auch eine soziale Verantwortung die da auf der Führungsebene lastet. Auf der anderen Seite fehlt auch oft das Geld für notwendige Investitionen um den Entwicklungsprozess effizienter zu gestalten. Daher respektiere ich die Entscheidung jetzt die Reißleine zu ziehen bevor es am Ende zu spät ist!

    Ich wünsche allen beteligten viel Glück für die Zukunft!!

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