Start Politik CSU-Panel zur Games-Förderung: „Des bissl Geld“

CSU-Panel zur Games-Förderung: „Des bissl Geld“

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Panel zur Games-Förderung in der Münchener CSU-Zentrale - von links: Maren Raabe (Game), Christian Kluckner (Chimera Entertainment), Simone Watzinger (Games Bavaria), Reinhard Brandl (MdB, CSU), Michaela Haberlander (FFF Bayern), Benjamin Miskowitsch (MdL, CSU) / Foto: GamesWirtschaft
Panel zur Games-Förderung in der Münchener CSU-Zentrale - von links: Maren Raabe (Game), Christian Kluckner (Chimera Entertainment), Simone Watzinger (Games Bavaria), Reinhard Brandl (MdB, CSU), Michaela Haberlander (FFF Bayern), Benjamin Miskowitsch (MdL, CSU) / Foto: GamesWirtschaft

Im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl hat die CSU einen Runden Tisch zur Lage der deutschen Games-Förderung organisiert.

Er frage sich ja schon, warum die Bundesregierung „für des bissl Geld“ den Zorn der Branche provoziere, sinniert der CSU-Mann auf dem Podium. Schließlich sei das ja im Gesamtkontext eine „kleine, fast vernachlässigbare Summe“.

Was Reinhard Brandl meint, ist die Games-Förderung des Bundes: Im 2024-Haushalt von Habecks Wirtschaftsministerium sind ’nur’ 48,7 Mio. € eingeplant – nach zuvor 70 Mio. €. Warum? Weil der Bund mit dem „Rasenmäher“ über alle Ausgaben gefahren sei. Die Folge: ein Antrags-Stopp. Falls der Nachschlag ausbleibt, könnten sich die Studios erst 2025 wieder um Zuschüsse bewerben.

Brandl sitzt seit 2009 für die CSU im Bundestag und ist dort digitalpolitischer Sprecher der Union. Vier Wochen vor der bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober hat der von ihm geleitete Arbeitskreis CSUnet – das EDV-Pendant zu Frauen-, Senioren- und Mittelstands-Union – zum ‚Gaming-Brunch‘ in die Münchener CSU-Zentrale geladen. Schwerpunkt: die Lage der Games-Förderung im Freistaat (gut) und im Bund (nicht so gut).

Zwei Stühle weiter hat Christian Kluckner Platz genommen, Chef von über 70 Angestellten des Münchener Studios Chimera Entertainment. Kluckner hat ‚Glück‘ gehabt, weil er rechtzeitig Förderanträge gestellt hat: Vom Bund kommen knapp 2,5 Millionen €, aus Bayern weitere 500.000 €. Doch er weiß auch: Andere hatten dieses Glück nicht und wurden vom Antrags-Stopp kalt erwischt. Die Stimmung in der Branche sei entsprechend bescheiden, zumal derzeit Vieles zusammen käme – übervorsichtige Publisher, weniger Risikokapital, verunsicherte Verbraucher. Die Sorgen seien groß. Und wenn die Fördertöpfe – wie geschehen – von heute auf morgen leer sind, sei dies ohnehin „das Schlimmste, was passieren kann“.

Kluckners Appell: Wenn Förderung, dann planbar und verlässlich.

Zustimmung kommt von Maren Raabe, beim Branchenverband Game für die politische Kommunikation zuständig und im steten Austausch mit internationalen Kollegen. Dort würde ein Förderprogramm nach dem anderen aufgelegt – in Irland und Frankreich genauso wie in Australien, teils rückwirkend. Dabei gehe es dem Verband nicht um immer mehr Geld, sondern schlichtweg um vergleichbare, wettbewerbsfähige Bedingungen.

Für den Gastgeber hat Raabe auch freundliche Worte mitgebracht – schließlich sei es die CSU gewesen, die in Bayern frühzeitig eine dedizierte Spiele-Förderung angestoßen habe: „Die hat’s erfunden“. Ein Lob, das auch Michaela Haberlander gilt, die das Programm in den vergangenen 14 Jahren beim FilmFernsehFonds Bayern aufgebaut hat. Mit Blick auf die prekäre Lage beim Bund mahnt Haberlander allerdings mehr Selbstdisziplin bei der Mittelvergabe an – was ergibt Sinn, was nicht? Anstelle immer mehr Geld ins System zu pumpen und damit alles und jedes zu fördern (solange die formalen Voraussetzungen erfüllt sind), müsse man genauer hinschauen, wo die Fördermittel am meisten Wirkung entfalten.

Ganz ähnlich argumentiert CSU-Politiker Brandl, der die Forderung des Verbands nach international gängigen Steuerrabatten (‚Tax Credits‘ / ‚Tax Breaks‘) zwar grundsätzlich gut findet. Aber er weiß aus seiner Erfahrung auch um die hohen Hürden – „Ich glaube nicht daran, dass das kommt.“ Sein Rat: „Ich würde mich drauf fokussieren, dass man das, was man hat, ausbaut.“ Und dazu gehört eben auch eine aufrichtige Bestandsaufnahme: Erste Indizien erhofft sich Brandl von der derzeit laufenden Evaluation des Bundes-Förderprogramms durch externe Wirtschaftsprüfer. Das Geld der Steuerzahler dürfe man nicht mit der Gießkanne auskippen, sondern gezielt steuern.

Zudem sei Geld ja nicht alles, so Brandl – ihn würde interessieren, was die Politik darüber hinaus tun könne. Ein konkreter Vorschlag kommt von Michaela Haberlander, die für eine bessere Sichtbarkeit bayerischer Spiele plädiert: „Wir können uns hier die Haxen ausrupfen – Präsenz ist genauso wichtig: Gutes tun und drüber reden.“ Dazu gehört aus ihrer Sicht auch die Kölner Gamescom. Letztmals sei dort 2019 der traditionelle Biergarten im Fachbesucher-Bereich aufgebaut worden, der als Anlaufstelle für Entwickler, Investoren und die Politik diente. Seitdem glänzt Bayern durch gefühlte Abwesenheit.

Panel-Moderatorin Simone Watzinger, die im Hauptberuf die staatliche Standortinitiative Games Bavaria leitet, verweist auf Budgetzwänge, die eben nur ausgewählte Promotion-Maßnahmen zuließen. Aber sie sagt auch: „Ich bau‘ gern einen Biergarten“ – Wiedervorlage: Gamescom 2024.

Hitzig wurde es dann bei der anschließenden Fragerunde, als sich Stefan Kreutzer zu Wort meldete, der beim kanadischen Publisher Behaviour Interactive das Business Development verantwortet und daher mit internationaler Brille auf den Markt blickt. Aus Kreutzers Sicht sei das Problem nicht der Umfang der Games-Förderung, sondern die langjährige Ignoranz der Politik und ehrlicherweise „die Qualität der Studios“. Mit Ausnahme von Crytek, Yager und Ubisoft gäbe es keine Unternehmen im AAA-Segment, die international oben mitspielen könnten. Dies zu ändern, sei eines der Ziele der Bundesförderung gewesen, weshalb die erwähnte Evaluation sinnvoll sei.

Mit den Wahlprogrammen der bayerischen Parteien im Vorfeld der Landtagswahl am 8. Oktober beschäftigt sich diese Analyse. Wie die nächsten Schritte der Games-Förderung mit Blick auf den Bundeshaushalt 2024 aussehen, erfahren Sie hier.