Start Politik CSU will Deutschland zum „Games-Standort Nummer 1“ machen

CSU will Deutschland zum „Games-Standort Nummer 1“ machen

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Die CSU-Parteizentrale in München (Foto: Fröhlich)
Die CSU-Parteizentrale in München (Foto: Fröhlich)

Acht Monate vor der Bundestagswahl wirbt CSU-Digitalpolitikerin Dorothee Bär für ambitionierte Ziele mit Blick auf den Games-Standort Deutschland.

Im November hat der Digital-Arbeitskreis CSUnet unter Federführung ihrer Vorsitzenden Dorothee Bär die Unterschriftenaktion Level Up Now! gestartet. Kernforderung der Petition: die „vollständige Anerkennung von E-Sport als Sportart“.

Bär, die gleichzeitig dem CSU-Vorstand angehört und als Digital-Staatsministerin im Kanzleramt wirkt, ist hier in einem erkennbaren Zwiespalt: Einerseits haben Union und SPD ein solches Versprechen wortwörtlich im gemeinsamen Koalitionsvertrag formuliert. Gleichzeitig gibt es in ihrer CDU-/CSU-Bundestagsfraktion eine breite Mehrheit, die im Zuge des geplanten „Ehrenamtsgesetzes“ bestenfalls Sportsimulationen wie FIFA, PES und NBA 2K anerkennen will – eine fundamentale Einschränkung, die aus Sicht des CSUnet „auf Druck von zahlreichen Sportverbänden und Funktionären“ entstanden ist.

Gemeint ist insbesondere der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der mit einer neuerlichen Pressemitteilung am gestrigen Dienstag keinen Hehl daraus macht, die E-Sport-kritische Positionierung nötigenfalls sogar nachzuschärfen.

Nach sieben Wochen hat CSU-Politikerin Bär zunächst 350 Pro-E-Sport-Unterschriften eingesammelt. „Wir werden die Kampagne solange weiterbetreiben, bis wir unser Ziel, die Anerkennung des E-Sports in Deutschland, erreicht haben“, so Bär gegenüber GamesWirtschaft. „Wir werben bei unseren Kolleginnen und Kollegen in der Landesgruppe und im Parteivorstand mit den Unterstützern für unsere Position.“

Zunächst offen blieb, ob die inhaltlichen Ziele ihrer Kampagne vom CSU-Parteivorstand mitgetragen werden und somit als CSU-Forderung zu verstehen sind. Bär: „Da der Parteivorstand den Koalitionsvertrag von 2017, in dem eine Gleichstellung des E-Sports verankert wurde, einstimmig ratifiziert hat, ist dies, soweit uns bekannt, auch die Position des Parteivorstands.“

Mit Blick auf die Bundestagswahl 2021 im September hat sich zumindest die CSU-Landesgruppe der Unions-Fraktion auf ihrer Klausurtagung am 6. und 7. Januar 2021 positioniert. Unter anderem sollen (Serious) Games künftig verstärkt im Unterricht eingesetzt werden, um beispielsweise Grundlagen von Robotik und Programmierung auf spielerische Weise zu erschließen.

Dorothee Bär (CSU) ist Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt (Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Denzel)
Dorothee Bär (CSU) ist Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt (Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Denzel)

Mehr noch: Die CSU will dafür Sorge tragen, „Deutschland zum Games-Standort Nummer 1“ zu machen. Zusätzlich zur bereits beschlossenen „Rekordförderung“ von zunächst 250 Millionen Euro bis 2026 soll die Subventionen ausgebaut und eine „umfassende Game-Strategie“ formuliert werden.

Konkret heißt es im Abschlusspapier: „Wir machen Deutschland als Games-Standort international wettbewerbsfähig und zum Games-Leitmarkt.“ Bär sieht in dieser Formulierung einen Beleg dafür, „dass die Themen Games und E-Sport auch in der Fraktion zunehmend an Unterstützung gewinnen.“ Auf Nachfrage bestätigt die Münchener Parteizentrale, dass die Beschlüsse der Bundestags-Fraktion auch zur Grundlage des Diskussionsprozesses zum CSU-Wahlprogramm werden.

Die deutsche Games-Politik ist seit Jahren fest in CSU-Hand: Erster Ansprechpartner der Videospiel-Industrie ist das Verkehrsministerium unter Leitung von Andreas Scheuer – dort werden unter anderem die Förderprogramme und der staatliche Deutsche Computerspielpreis koordiniert. Der E-Sport ist – zumindest theoretisch – in der Behörde von Innenminister Horst Seehofer verortet.