Start Meinung Xbox Series X: Inklusiv statt exklusiv (Fröhlich am Freitag)

Xbox Series X: Inklusiv statt exklusiv (Fröhlich am Freitag)

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Die Xbox Series X wird ab 10. November ausgeliefert (Foto: Microsoft)
Die Xbox Series X wird ab 10. November ausgeliefert (Foto: Microsoft)

Der Xbox Game Pass Ultimate wird zum Epizentrum des Xbox-Universums – Exklusiv-Titel spielen für Microsoft weiterhin eine untergeordnete Rolle.

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

„Die Achillesferse von Microsoft waren, sind und bleiben die Exklusiv-Inhalte – also Spiele, die exklusiv für die Xbox-Welt entwickelt werden.“

So hatte ich es vor drei Jahren aufgeschrieben, als das Flaggschiff Xbox One X für 499 Euro in den Markt eingeführt wurde. Der Befund gilt auch weiterhin, wenn man sich anschaut, was die Xbox-eigenen Studios seitdem geliefert haben – hier ein Sea of Thieves, da ein Gears 5, dort ein Forza-Rennspiel.

Das ist sehr übersichtlich im Vergleich zu dem, was Sony im selben Zeitraum an Exklusiv-Material für die PlayStation 4 rausgehauen hat: Death Stranding, The Last of Us Part 2, Marvel’s Spider-Man, Days Gone, Ghost of Tsushima, God of War, Horizon: Zero Dawn, um nur die Kirschen auf der Sahne aufzuzählen.

An diesem Ligen-Unterschied wird sich ab November wenig ändern, wenn der Paketbote an der Haustür klingelt, um den Vorbestellern ihre PlayStation 5 oder Xbox Series X zu überreichen.

Rein technisch werden sich beide Next-Generation-Konsolen nicht viel schenken, zumindest mit Blick auf Bild- und Tonqualität. Das Phänomen von Ladezeiten wird sich dank SSD-Festplatte wie ein Relikt des letzten Jahrtausends anfühlen. Anschalten, losspielen. Und auch preislich dürfte es bei den Topmodellen nur marginale Unterschiede geben, wenn überhaupt – mehr als 499 Euro wird auch Sony nicht aufrufen.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
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Nein, spannender ist da schon die sehr unterschiedliche Philosophie beider Konsolen-Hersteller. Nicht zuletzt die Verschiebung des vermeintlichen Xbox-Heilsbringers Halo Infinite aufs kommende Jahr hat deutlich gemacht, dass Microsoft ganz gut ohne jene Exklusiv-Folklore klar kommt, auf der ja der Erfolg von Sony und erst recht der von Nintendo beruht.

Immer klarer wurde zuletzt, welch ungleich größere Bedeutung Xbox Game Pass Ultimate für Microsoft hat: Die Spotify-ähnliche XXL-Spiele-Auswahl zum monatlichen Pauschalpreis wird immer stärker mit der Konsole verwoben und mit immer mehr Services und Funktionen aufgeladen. In Kürze kommt auch noch die fast vollständige Werkschau von Electronic Arts oben drauf, einfach so: FIFA, Battlefield, Need for Speed und noch viel mehr. Für monatlich 12,99 Euro ist das ein absurd attraktives Angebot.

Aus gutem Grund war in US-amerikanischen Medien zuletzt vom „incredible value“ die Rede, den Microsoft da anbietet. Zumal mit Xbox All Access für 35 Euro ein Zweijahres-Abo geschnürt wird, das eine Xbox Series X und den Xbox Game Pass Ultimate enthält – also ähnlich einem Mobilfunk-Vertrag.

Übersetzt: Für etwas mehr als einen Dollar pro Tag bekommt man eine fabrikneue Next-Generation-Konsole und mehr Spiele, als man in diesem Leben spielen kann. Wie gesagt: incredible value. In Deutschland wird es dieses Angebot dem Vernehmen nach allerdings nicht geben.

Dennoch: Microsoft ist zurück im Spiel – und legt mit einem schlüssigen Konzept und geradezu sensationellem Preisleistungsverhältnis vor.

Mit der parallel startenden, laufwerklosen Streaming-Konsole Xbox Series S für unverbindlich empfohlene 299 Euro fällt der Einstieg in die Next-Generation-Welt zudem so preiswert aus, dass die Kunden schon sehr angestrengt nach Gründen werden suchen müssen, um Sony fürs gleiche Geld das Auslaufmodell PlayStation 4 Pro oder Nintendo eine Switch abzukaufen.

Es sei denn, man legt Wert auf Exklusiv-Inhalte.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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