Start Meinung Fröhlich am Freitag 28/2020: The Industry formerly known as Deutsche Games-Branche

Fröhlich am Freitag 28/2020: The Industry formerly known as Deutsche Games-Branche

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Wooga, Ubisoft, Yager: Die meisten Studios im
Wooga, Ubisoft, Yager: Die meisten Studios im "Games Capital Berlin" kommunizieren in English.

Deutsche Spiele-Entwickler entwickeln zwar in Deutschland – kommunizieren aber nur noch das Allerallerallernötigste in der Landessprache. Warum eigentlich?

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

was macht eigentlich die „deutsche Games-Industrie“ aus? Die Sprache schon mal nicht. Längst nicht mehr.

Denn auf den Fluren, in Slack und in den Posteingängen deutscher Games-Studios wird in English kommuniziert und dokumentiert – unabhängig davon, ob der Anteil internationaler Mitarbeiter bei 10 oder 90 Prozent liegt. Was auch, aber nicht nur, daran liegt, dass immer mehr Firmen den Kapitalmarkt- und Reporting-Vorgaben ihrer französischen, schwedischen oder chinesischen Mütter und Investoren unterliegen.

Selbst die Endverbraucher-Kommunikation hiesiger Startups, Studios und Standort-Initiativen geschieht zunehmend, häufig ausschließlich in englischer Sprache. Egal ob Kolibri Games (Berlin), Mimimi Games (München), Deck 13 (Frankfurt), Daedalic (Hamburg) oder Black Forest Games (Offenburg): Wer Websites oder Social-Media-Kanäle ansurft, wird große Schwierigkeiten haben, jenseits der Datenschutzerklärung und des Impressums eine deutsche Vokabel zu finden. Und oft nicht mal dort.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Das Programm der Kölner Gamescom, dem selbsternannten „Heart of Gaming“, bildet keine Ausnahme: Eröffnungs-Zeremoniell, Abschluss-Show, die komplette Entwicklerkonferenz samt Vor- und Rahmenprogramm – alles in Englisch. Selbst auf dem amtlichen Gamescom-Twitter-Account wird ironiefrei nach „German-speaking moderators for our Gamescom Discord server“ gefahndet. Apply now!


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In einer seit jeher durchglobalisierten Branche mit Zielgruppe Weltmarkt mag man diesen Zustand als Selbstverständlichkeit, also Nobrainer hinnehmen. Mit Blick auf eine Viertelmilliarde Euro Steuergeld, die bis 2023 an Deutschlands Spiele-Wirtschaft ausgezahlt werden soll, stellt sich allerdings schon die Frage, worin explizit der kulturelle Mehrwert von Games made in Germany bestehen könnte, wenn es am Ende egal ist, ob das Spiel in Hamburg, Malmö oder Lyon vom Band läuft. Womöglich gibt der derzeit in Arbeit befindliche und für Fördermittel obligatorische ‚Kulturtest‘ eine Antwort auf diese Frage.

„Designed by Apple in California“ steht auf jedem einzelnen iPhone-Karton. Dieses Selbstverständnis und -bewusstsein würde ich mir häufiger von den Studios im Land wünschen – gerade in der Außenkommunikation, die gerne (auch) in Deutsch erfolgen darf.

Ein nices Weekend wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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