Zwei neue Games-Messen mit starken Konzepten starten in Deutschland – die EGX Berlin 2018 macht an diesem Wochenende den Anfang.

Fröhlich am Freitag 40/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

am heutigen Freitag ist Berlin im Ausnahmezustand – das liegt in erster Linie am Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Erdogan, der am Vormittag vom Bundespräsidenten in Schloss Bellevue empfangen wird. Fast zeitgleich, keine zwei Kilometer Luftlinie entfernt, startet eine neue Spiele-Messe, an die nicht nur die Veranstalter große Erwartungen knüpfen.

Die dreitägige EGX Berlin 2018 ist der deutsche Ableger der EGX, die als größte Messe ihrer Art im Vereinigten Königreich gilt. Als Veranstaltungsort der Berliner Version dient die STATION, ein umgebauter historischer Bahnhof mit dicken Backsteinmauern, gerade mal eine U-Bahn-Haltestation vom Potsdamer Platz entfernt. Auch die Entwicklerkonferenz Quo Vadis war dort zuletzt zu Gast.

Die heutige Premiere ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.

Erstens: Die EGX ist frei ab 18 – folglich kann auf den Jugend- und Sichtschutz der Gamescom verzichtet werden. So darf man zum Beispiel jenen über die Schulter gucken, die gerade „Call of Duty: Black Ops 4“ spielen – in Köln undenkbar.

Zweitens: Den Ausrichtern ist es gelungen, vom Start weg gleich mehrere prominente Spielehersteller zu gewinnen, etwa Activision, Deep Silver, Capcom, Bandai Namco, Square Enix und Ubisoft, nebst vielen Indie-Studios. Sony Interactive zeigt zum Beispiel elf (!) Titel für PlayStation 4 und PlayStation VR – ein Vielfaches dessen, was vor vier Wochen auf der Gamescom 2018 zu sehen war.

Drittens: Ebenso wie die ebenfalls neue MAG 2018 (ab 5.10. in Erfurt) ist die EGX Berlin 2018 der glatte Gegenentwurf zu den epischen Gamescom-Warteschlangen. Weniger Besucher, weniger Gedränge, mehr Spielzeit – so das Versprechen.

Zusammen mit einem üppigen Rahmenprogramm (Vorträge, Diskussionsrunden, Turniere usw.) und einem fairen Tagesticket-Tarif von 20 Euro bringt die EGX Berlin wichtige Voraussetzungen mit, um einen ordentlichen Einstand hinzulegen. Gleiches gilt für die MAG Erfurt, veranstaltet von einem erfahrenen Team der Neugründung Super Crowd Entertainment.

Zwischen der Gamescom und den beiden neuen Messen liegen nur wenige Wochen, Zielgruppen und Aussteller sind teils deckungsgleich. Gerade deshalb finde ich es faszinierend, wie unterschiedlich die Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale ausfallen. So positioniert sich die MAG explizit als „Community Convention“: Das Who’s Who der Letsplay- und Webvideo-Szene kommt nach Erfurt. Und gespielt wird natürlich auch – unter anderem haben Nintendo und die „Pokémon Go“-Macher Niantic zugesagt.

Den Konzepten ist anzumerken, wie viel Hirnschmalz, Arbeit und Hingabe hineingeflossen ist. Das war und ist auch nötig, denn das Messe-Geschäft steckt voller Tücken, wie das mahnende Beispiel der krachend gescheiterten Arcade One in Dortmund zeigt. Und erst vor wenigen Tagen wurde eher beiläufig das Aus für die Kölner Role Play Convention als eigenständigem Format verkündet, nach zehn erfolgreichen Jahren.

Wer sich die Messe-Premieren live anschauen möchte: Für beide Veranstaltungen gibt es noch Karten im Vorverkauf und an der Tageskasse.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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