Start Wirtschaft Travian-Manager Hammes: „Solides Wachstum ist das Primärziel“

Travian-Manager Hammes: „Solides Wachstum ist das Primärziel“

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Frederik Hammes ist Managing Director und COO von Travian Games
Frederik Hammes ist Managing Director und COO von Travian Games

Zum 15jährigen Jubiläum verpasst sich Bayerns größter Games-Entwickler eine neue Strategie: Was Travian Games unter „Lead Mobile“ versteht.

Travian entwickelt Travian – auf diese kompakte Formel lässt sich das Geschäftsmodell des Münchener Spiele-Entwicklers bringen. Das Strategie-Browserspiel wurde 2015 in Travian: Legends umbenannt und ist weiterhin das wichtigste Produkt im Portfolio des Spiele-Entwicklers mit Sitz im Münchener Norden.

Zuletzt erwirtschaftete die Travian Games GmbH einen Umsatz von knapp 22 Millionen Euro. Inklusive der Kölner Tochter Bright Future (Rail Nation, Miramagia) und der Niederlassung in Hamburg beschäftigt das Unternehmen rund 190 Mitarbeiter.

Mittlerweile ist der verlustreiche Ausflug ins Publishing von extern entwickelten Massive-Multiplayer-Online-Games verdaut – künftig gilt der Fokus den Bestandstiteln und Eigenentwicklungen. Wie das in der Praxis aussieht, erläutert COO Frederik Hammes, der gemeinsam mit CEO Jörg Strathaus die Geschäfte führt.

Travian Games-Manager Frederik Hammes: „Wir müssen an uns selbst glauben.“

GamesWirtschaft: Travian: Legends hat für Travian Games weiterhin die größte Umsatz-Bedeutung, mit weitem Abstand. Wie soll mittelfristig die Abhängigkeit von diesem Titel reduziert werden?

Hammes: Zunächst einmal ist das Besondere an Travian: Legends, dass es weltweit Fans hat und die Umsätze damit nicht auf wenigen starken Märkten, sondern auf einer breiten Basis ruhen. Aber nach 15 Jahren ist es nicht mehr die Aufgabe der „großen alte Dame“, Umsatzrekorde zu erreichen – 2020 war eine Ausnahme, da drücken wir ein Auge zu.

Dafür haben wir zum einen unsere Titel aus der zweiten Reihe, wo sich mit Rail Nation und Goalunited Legends gerade zwei Spiele aus dem Flash-Kokon befreit haben und im neuen Jahr sehr viel befreiter aufspielen können – auch um weiter zu Travian: Legends aufzuschließen.

Mittelfristig liegen die Hoffnungen auf den zwei Entwicklungstiteln Arkheim: Realms at War und Project Emerald (Arbeitstitel), die beide, nicht zuletzt durch eine Mobile-Variante gute Chancen haben, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Wäre da nicht Travian: Legends Mobile, das ebenfalls gerade entwickelt wird und die Waage wieder mehr zugunsten des Kernspiels neigen könnte.

Am Ende des Tages ist solides Wachstum das Primärziel, die Feinjustierung zwischen den Titeln ein erstrebenswertes zweites Ziel.

Travian Games ist nach wie vor Bayerns größter Spiele-Entwickler – in welcher Weise profitiert ihr vom Standort, welche Faktoren sind gegebenenfalls hinderlich im Vergleich zu anderen Standorten?

Lassen wir für diese Frage einmal die Corona-Situation außen vor, dann hat München natürlich einen riesigen Standortvorteil in Sachen Freizeitwert, aufgrund der Kultur vor Ort sowie durch die Nähe zu den Bergen. Apropos Nähe – in unserer Straße haben sich mit Amazon und Microsoft zwei Tech-Riesen angesiedelt, aber wir sind dennoch der größte Spiele-Entwickler an diesem attraktiven Standort.

Nicht so hilfreich ist hingegen das Dauerthema Mietpreise in München. Allerdings muss man hier, und jetzt schlage ich doch nochmal den Bogen zu Corona, sicherlich schauen, wie sich erweiterte Home Office-Regeln hier niederschlagen, und ob es dann immer noch für jeden unbedingt Schwabing als Wohnort sein muss.

Zuletzt war der Travian Games-Umsatz rückläufig – die Erwartungen an einzelne Projekte und Kooperationen haben sich nicht erfüllt. Welche Schlüsse habt ihr daraus für die weitere Entwicklung des Unternehmens gezogen?

Gerade das Thema Kooperationen hat uns gezeigt, dass wir bei allem, was wir tun, uns primär auf uns selbst verlassen, in uns selbst investieren und an uns selbst glauben müssen.

Sind kurz- und mittelfristig Zukäufe wie im Falle von Northworks und Bright Future geplant? Welche Pläne gibt es für die beiden Niederlassungen?

Bei oder besser nach Zukäufen gibt es zwei große Richtungen: das Modell, das unter anderem Stillfront fährt, also alle nebeneinander her machen lassen, oder eine enge Verschmelzung mit Nutzung von Synergie-Effekten. Auch hier werden sicher viele Mitbewerber bestätigen, dass dies leichter gesagt als getan ist.

Mit Bright Future haben wir dies durch beidseitiges Engagement geschafft und profitieren jetzt von unserem „Familienmodell“. Aber es hat uns auch gezeigt, dass man hier sehr bedächtig vorgehen muss, wenn das Ziel nicht Wachstum um des Wachstums Willen ist.

Die Northworks-Mitarbeiter sind mittlerweile ganz offiziell zu Travian-Games-Mitarbeitern geworden, nur eben mit Sitz in Hamburg.

Eure künftige Strategie ist mit „Lead Mobile“ überschrieben. Was muss man sich darunter konkret vorstellen und wie wirkt sich das in der Praxis auf Entwicklung und Portfolio aus?

„Lead Mobile“ bedeutet, wir machen künftig keine Projekte, die nicht auch auf Mobile funktionieren können, da die Plattform unerlässlich für eine erfolgreiche Zukunft ist. Es bedeutet also weder, dass jeder Titel zuerst auf Mobile erscheint, noch dass es nur noch Mobile Titel geben wird.

Mit „Lead-Mobile, Multiplayer, Strategy Games“ ist unsere Strategie kürzest möglich umschrieben. Es ist ein ’sanfter‘ Pivot, bei dem wir auf unserem Standbein, den Browserspielen, stehen bleiben und das andere Bein in den Mobile Markt stellen.

Mit beiden Füßen in unbekannte Gewässer springen ist aus unserer Sicher nicht ratsam – man verliert auf einen Schlag sämtliche Wettbewerbsvorteile.

Welche Branchen-Entwicklung – Abomodelle, 5G, Streaming – hat für Travian Games die größte Bedeutung mit Blick auf die kommenden zwei, drei Jahre?

Neue alte Geschäftsmodelle, schnellere Übertragungsraten, Streaming – das alles sind technische und nicht wirklich disruptiven Dinge. Ich denke, am wichtigsten für Travian Games wird sein, dass wir die Energie, den Zusammenhalt und den Stolz auf das Erreichte aus diesem außergewöhnlichen Jahr in die Zukunft mitnehmen können.

Denn die beste Vision kann nur so viel Wert sein, wie die Begeisterung und der Zusammenhalt der Menschen, die sie umsetzen.