Start Wirtschaft Medienbericht: EU will Activision Blizzard-Übernahme erlauben (Update)

Medienbericht: EU will Activision Blizzard-Übernahme erlauben (Update)

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Microsoft plant die Übernahme von Activision Blizzard. Kaufpreis: jenseits von 68 Milliarden $ (Abbildungen: Microsoft Inc.)
Microsoft plant die Übernahme von Activision Blizzard. Kaufpreis: jenseits von 68 Milliarden $ (Abbildungen: Microsoft Inc.)

Kehrtwende im Streit um die geplante Activision Blizzard-Übernahme durch Microsoft: Die EU will dem Deal offenbar zustimmen.

Update vom 3. März 2023: Nach weiteren Anhörungen und Stellungnahmen sowie kurzfristig anberaumten 10-Jahres-Vereinbarungen zwischen Microsoft und Nintendo beziehungsweise Nvidia gibt es Anzeichen, dass zumindest die EU der geplanten Übernahme von Call of Duty-Hersteller Activision Blizzard zustimmen will.

Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge erachten die EU-Kartellbehörden die erfolgten Konzessionen als ausreichend, um die Bedenken auszuräumen und dem Paket zustimmen zu können. Microsoft müsse auch keine Studios oder Marken abgeben.

Die EU will ihre Entscheidung am 25. April verkünden. Auch bei der US-amerikanischen FTC und bei der britischen CMA bröckelt der regulatorische Widerstand zuletzt infolge der Zugeständnisse.

Activision Blizzard: Microsoft-Deal schadet britischen Verbrauchern

Nach UK und EU droht Microsoft nun auch Ungemach im Heimatmarkt: Die FTC will die Übernahme von Activision Blizzard juristisch verhindern.

Update vom 8. Februar 2023: Die britische Kartellbehörde CMA hat soeben eine vorläufige Einschätzung veröffentlicht , wonach die geplante Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft drastische Folgen für die Verbraucher im Vereinigten Königreich habe – konkret: höhere Preise, geringere Auswahl und weniger Innovation. Also just das Gegenteil jener Argumente, die Microsoft für die Genehmigung des XXL-Deals vorbringt.

Das CMA-Team hat nach eigener Aussage Anhörungen mit Vertretern von Microsoft und Activision Blizzard durchgeführt und mehr als 3 Millionen interner Dokumente geprüft.

Die Wettbewerbshüter nehmen in ihrem Befund insbesondere die Auswirkungen auf den Streaming-Markt ins Auge, wo Microsoft mit der Cloud-Gaming-Plattform Azure mit einem kolportierten Marktanteil von 60 bis 70 Prozent zu den Marktführern zählt (spätestens seit dem Aus für Googles Stadia). Die CMA unterstellt, dass Microsoft kommerziell profitieren würde, wenn die Activision-Produkte exklusiv für PC und Xbox angeboten würden.

Aus Sicht der CMA gäbe es zudem nur eine kleine Zahl von Games-Marken, die den Wettbewerb im Konsolenmarkt beeinflussen – Activisions Call of Duty zählt zweifelsohne dazu. Auch hier geht die Behörde davon aus, dass Microsoft mittelfristig den Zugang der PlayStation-Spieler zu Call of Duty einschränken würde – zum Nachteil der britischen Gamer, die dann auf Microsoft-Services angewiesen wären.

In den kommenden Wochen will die CMA die Rückmeldungen der beteiligten Parteien abwarten und dann am 26. April eine endgültige Entscheidung verkünden.

Großbritannien ist nach den USA und der EU der dritte relevante Videospiele-Markt, der substanzielle Vorbehalte gegen die Übernahme anmeldet. Damit der Kauf doch noch zustande kommt, könnte Microsoft zu einer Veräußerung einzelner Studios, Marken oder Unternehmensteile gedrängt werden.


Update vom 27. Januar 2023: Nach jüngsten Reuters-Informationen soll sich PlayStation-Boss Jim Ryan in dieser Woche mit EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager getroffen haben. Sony Interactive sieht in der geplanten Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft eine „Bedrohung“ mit Blick auf die Marktanteile im globalen Videospiele-Markt.

Dem Vernehmen nach will sich die EU-Kommission in der kommenden Woche öffentlich positionieren – eine endgültige Entscheidung, ob und unter welchen Bedingungen die Transaktion stattfinden kann, ist für April angesetzt.

Die US-amerikanische FTC will den XXL-Deal durch eine Klage verhindern (siehe unten).


Update vom 18. Januar 2023: Exakt ein Jahr nach Ankündigung der geplanten Rekord-Übernahme von Activision Blizzard am 18. Januar 2022 mehren sich die Anzeichen, dass Microsoft massiver Gegenwind seitens der Regulierungsbehörden droht.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters steht die EU-Kommission vor der Übermittlung einer Stellungnahme an Microsoft, in der die Bedenken der europäischen Wettbewerbshüter aufgelistet sind. Microsoft sei zu Zugeständnissen bereit gewesen, um genau dieses Dokument zu verhindern und den Genehmigungsprozess in Summe abzukürzen – die seitens der EU aber zunächst abgelehnt worden seien.

Parallel läuft die Klage der amerikanischen FTC: Die US-Behörde will den Deal der beiden inländischen Unternehmen vollumfänglich blockieren.


Activision-Blizzard-Übernahme: US-Kartellbehörde FTC klagt gegen Microsoft

Meldung vom 9. Dezember 2022: „Protecting America’s Consumers“ – den Schutz der amerikanischen Verbraucher hat sich die Federal Trade Commission, kurz: FTC, auf die Fahnen geschrieben. Weil die US-Kartellbehörde den Wettbewerb auf dem Videospielemarkt gefährdet sieht, hat die FTC nun Klage gegen Microsoft eingereicht.

Das Ziel: die geplante Übernahme von Activision-Blizzard (Call of Duty, Diablo, Candy Crush Saga) zu blockieren. Mit einem Volumen von 69 Milliarden Dollar handelt es sich um die mit Abstand größte Transaktion im Videospiele-Segment – und die größte Investition in der Microsoft-Geschichte.

Das Argument der FTC: Der Kauf würde dem Xbox-Hersteller die Kontrolle über einige der kommerziell bedeutendsten Videospiele-Marken verschaffen – gerade mit Blick auf Abo-Modelle und das Cloud-Business, also Streaming-Angebote. Microsoft-Mitbewerber hätten dadurch weniger oder gar keinen Zugriff mehr auf Activision-Blizzard-Inhalte.

Damit folgen die US-Wettbewerbshüter in den Grundzügen der Argumentation von PlayStation-Hersteller Sony Interactive.

Die FTC begründet ihre Blockade-Haltung mit dem bisherigen Verhalten von Microsoft: Entgegen vorheriger Zusagen gegenüber EU-Behörden habe das Unternehmen nach der Übernahme von Zenimax / Bethesda sehr wohl Produkte von Konkurrenz-Konsolen ferngehalten– als Beispiele werden Starfield und Redfall genannt, die 2023 exklusiv für Xbox Series X und Xbox Series S erscheinen sollen (Hintergrund / Analyse).

FTC-Direktorin Holly Vedova: „Microsoft hat bereits unter Beweis gestellt, dass sie Inhalte von ihren Gaming-Rivalen fernhalten können. Mit der heutigen Klage werden wir uns dafür einsetzen, Microsoft an der Kontrolle über ein führendes, unabhängiges Entwicklerstudio zu hindern, weil dies dem Wettbewerb in mehreren, schnell wachsenden Marktsegmenten schaden würde.“

Bislang habe Activision Blizzard die Produkte auf möglichst vielen Plattformen angeboten: Diese Strategie könne sich ändern, sobald der Microsoft-Deal genehmigt werde. Mit Blockbuster-Marken wie Call of Duty habe Microsoft sowohl die Mittel als auch die Motivation, um etwa die Preisgestaltung zulasten des Mitbewerbs anzupassen oder die Spielqualität auf den Systemen der Konkurrenz zu reduzieren. Inhalte könnten gar nicht oder zeitverzögert oder mit geringerem Umfang auf anderen Konsolen stattfinden.

Microsoft hat diese Anschuldigungen mehrfach scharf zurückgewiesen. Erst vor wenigen Tagen hat der US-Konzern einen weiteren Versuch unternommen, die Skeptiker in den Behörden zu überzeugen: So werde man die Shooter-Marke Call of Duty in den kommenden zehn Jahren auch für Nintendo-Systeme und auf der PC-Download-Plattform Steam anbieten.

Nach der FTC-Ankündigung ist man bei Microsoft nun mehr denn je wild entschlossen, die Übernahme auf juristischem Wege durchzufechten. Eine Rolle wird hier auch spielen, wie sich die Europäer positionieren: Die Kartellwächter der EU und im Vereinigten Königreich wollen kurz nach dem Jahreswechsel bekannt geben, ob – und wenn ja: unter welchen Auflagen – sie dem Activision-Blizzard-Kauf zustimmen.

6 Kommentare

  1. Im Endeffekt hat Sony alles richtig gemacht. Sich klar positioniert, klar Stellung bezogen und den Konkurrenten die Durchsetzung der Pläne so schwer gemacht wie nur möglich. Im Großen und Ganzen ist Activision und Blizzard so oder so nur überschätzt. Viel Hype aber wenig Substanz. Braucht keiner.

  2. Der Deal wird platzen und warum? Ganz einfach. MS hat sozusagen mit Windoof allein im PC Markt Monopol Steölung da sämtliche Software egal ob Privat oder Gewerblich Windoof verlangt. Linux und Apple haben zwar andere Softwarealternativen können aber kaum mit Windoof mithalten. Zudem alle Spiele eh für PC erscheinen worauf eh wieder Windoof von MS läuft. Nur weil MS aeine X Boxen nicht los wird muss man nicht versuchen Konkurrenz so auszuschalten. Da würde ich lieber mal Kundenfeedback einholen und mehr daran Arbeiten anstatt eine übernahme nach der anderen zu machen. Exklusivtitel kann man immernoch mit dem Publisher OHNE Übernahme aushandeln. Klappt doch bei Sony auch. Aber ist wieder Typisch Ami, egal ob Krieg oder Marktwirtschaft, der muss sich überall einmischen.

  3. Für Activision wären alle Szenarien kein Beinbruch
     Ob ein kommender Rechtsstreit aber tatsächlich nochmals die Kurse der beiden Unternehmen beeinflussen wird, darf indes bezweifelt werden. Vor allem, wo Activision Blizzard sowieso in der besseren Position ist, denn entweder die Übernahme wird untersagt und platzt, dann bekommt der Spieleentwickler immerhin 3 Mrd. Dollar an Abfindung, oder der Deal geht durch, dann gibt es die 95 Dollar pro Aktie als Übernahmepreis.

    So oder so es bleibt spannend an der Börse, auch wenn es um Übernahmen geht, läuft nicht immer alles so glatt wie es sich die Gesellschaften manchmal wünschen, auch wenn es sich in diesem Fall eher um ein „freundliches Zusammengehen“ anstatt einer feindlichen Übernahme handelt.

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