Start Wirtschaft Call of Duty: Sony sieht Microsoft-Pläne als ‚Bedrohung‘

Call of Duty: Sony sieht Microsoft-Pläne als ‚Bedrohung‘

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Kontrolliert Microsoft künftig mit Call of Duty eine der kommerziell bedeutendsten Games-Marken? (Abbildung: Activision Blizzard)
Kontrolliert Microsoft künftig mit Call of Duty eine der kommerziell bedeutendsten Games-Marken? (Abbildung: Activision Blizzard)

Sony ist einer ganz heißen Sache auf der Spur: Durch Call of Duty-Exklusivitäten würde Microsoft die Vorherrschaft im Shooter-Genre anstreben – zum Nachteil der PlayStation-Spieler.

Parallel zur EU-Kommission untersucht die britische Kartellbehörde CMA derzeit, ob sie der geplanten Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft zustimmen kann – oder ob es zu Auflagen kommt. Zu diesem Zweck werden betroffene Unternehmen sowie Experten angehört und ‚Beweise‘ gesammelt.

Jetzt haben die Wettbewerbshüter ein 20seitiges Dokument (PDF) veröffentlicht, das die Position von PlayStation-Hersteller Sony Interactive darlegt. Demnach hat Sony ein vitales Interesse daran, dass Activision-Blizzard-Blockbuster wie Overwatch, Diablo und insbesondere Call of Duty auch künftig auf der PlayStation 5 stattfinden.

Der japanische Konzern teilt die vorläufige Einschätzung der CMA, wonach der 69-Milliarden-Dollar-Deal dem Wettbewerb im Videospiele-Sektor schaden würde – mit negativen Auswirkungen für Unternehmen, Innovationen und Kunden. Wörtlich spricht Sony von einer „Bedrohung“, weil Microsoft mit Call of Duty über einen „beispiellosen Vorteil“ verfügen würde. Der US-Tech-Riese könnte den Zugang zur Action-Spiel-Serie auf PlayStation-Systemen verweigern oder einschränken.

Sony verweist auf fünf Fälle aus der jüngeren Vergangenheit (Bethesda, Obsidian, Ninja Theory, Compulsion, Inxile), wo Microsoft kurz nach der Übernahme das Geschäftsmodell geändert habe. In der Tat sind Obsidian-Neuheiten wie Grounded und Pentiment ausschließlich für PC und Xbox verfügbar.

Sollte es zur Übernahme kommen, fürchtet Sony die mittelfristige Abwanderung der eigenen Klientel in Richtung Xbox Series X/S und Xbox Game Pass. In Folge könnte Microsoft die Preise von Konsolen, Spielen und Xbox Game Pass erhöhen. An dieser Stelle bewegen sich die Japaner allerdings auf argumentativ eher dünnem Eis, denn erst im August hat ja ausgerechnet Sony die Preise für die PlayStation 5 deutlich angehoben. Auch PS5-exklusive Neuheiten sind mit einer Standard-UVP von 80 € deutlich teurer als Xbox-Neuheiten wie Forza Horizon 5 oder Multiplattform-Titel wie Elden Ring.

Bei Sony geht man außerdem davon aus, dass der Wettbewerb im Bereich Cloud-Gaming und Spiele-Streaming unter die Räder kommt, sobald Microsoft seinen bereits jetzt vorhandenen technischen Vorsprung ausspielt. Via Xbox, Game Pass und Windows ergäben sich „einzigartige“ Netzwerk-Effekte, die kein anderer Marktteilnehmer aufholen könne.

Besonders stört sich Sony an der immer wieder vorgetragenen Microsoft-Argumentation, dass das PlayStation-Lager Call of Duty gar nicht nötig habe – wie ja der Erfolg der Nintendo Switch zeige. An diesem Punkt zeige sich die „wahre Microsoft-Strategie“: Microsoft lege es darauf an, dass sich die Marke PlayStation in Richtung Nintendo entwickle, damit die bislang marktführende Konsole nicht mehr in direkter Konkurrenz zur Xbox stünde. Microsoft könnte sich mit Marken wie Call of Duty, Halo, Gears of War, Wolfenstein und Overwatch zu einem – so wörtlich – „One-Stop-Shop“ für die meistverkauften Shooter-Serien entwickeln.

Bislang habe Microsoft keine Bereitschaft erkennen lassen, dass Call of Duty und andere Activision-Titel auch im Online-Dienst PlayStation Plus angeboten werden – zumindest nicht zu wettbewerbsfähigen Konditionen.

Microsoft habe lediglich angeboten, dass die Activision-Spiele bis 2027 auch für PlayStation verfügbar bleiben – Sony hält dies für unzureichend, gerade mit Blick auf den PlayStation 5-Nachfolger (also die PlayStation 6). Zum Zeitpunkt der Markteinführung, der im veröffentlichten Dokument leider geschwärzt ist, hätte Sony bereits den Zugang zu Call of Duty unwiderbringlich verloren. Die Formulierung deckt sich mit der bisherigen Sony-Taktfrequenz – demnach wäre mit der PlayStation 6 im Jahr 2027 zu rechnen.

Pikantes Detail: Sony plant bereits für die PlayStation 6 - und fürchtet, dass Call of Duty zu diesem Zeitpunkt Xbox-exklusiv ist.
Pikantes Detail: Sony plant bereits für die PlayStation 6 – und fürchtet, dass Call of Duty zu diesem Zeitpunkt Xbox-exklusiv ist.

Die Entwicklung eines eigenen Call of Duty-Konkurrenztitels würde indes mehrere Jahre und ein Investment von mehreren Milliarden Dollar erfordern. Das Beispiel der Electronic Arts-Marke Battlefield würde zeigen, dass solche Bemühungen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von Erfolg gekrönt seien.

Die Sony-Schlussfolgerung: „Der einzige Weg, um für stabile Wettbewerbsbedingungen zu sorgen und sowohl die Verbraucher als auch unabhängige Entwickler zu schützen besteht darin, dass Activision unabhängig bleibt.“

Die Entscheidung der EU- und UK-Wettbewerbsbehörden wird für den Jahreswechsel erwartet.

2 Kommentare

  1. Am Ende wandert dann einfach ein Geldkoffer mehr über die Bühne und der Deal findet wie geplant statt, das ist doch nicht das erste Mal, dass sich Microsoft den Marktwächtern wiedersetzt. Ich wußte übrigens nicht, dass Obisidian mittlerweile auch zu MS gehört, bin gespannt ob das Auswirkungen auf The Outer Worlds 2 haben wird.

    Da Bethesda mit Elder Scrolls 6 ja soweiso nicht zu Potte kommt, sind die mir tatsächlich herzlichst egal

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