Start Wirtschaft Activision Blizzard-Übernahme: EU prüft Microsoft-Pläne

Activision Blizzard-Übernahme: EU prüft Microsoft-Pläne

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Microsoft plant die Übernahme von Activision Blizzard. Kaufpreis: jenseits von 68 Milliarden $ (Abbildungen: Microsoft Inc.)
Microsoft plant die Übernahme von Activision Blizzard. Kaufpreis: jenseits von 68 Milliarden $ (Abbildungen: Microsoft Inc.)

Nach dem Vereinigten Königreich meldet nun auch die EU-Kommission ernsthafte Zweifel an der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft an.

Bei den Brüsselern Kartellwächtern gibt es Sorgen, dass der geplante 68-Milliarden-$-XXL-Deal den Wettbewerb auf dem europäischen PC- und Videospiele-Markt „signifikant schwächt“. Explizit verwiesen wird auf Abo-Modelle wie den Xbox Game Pass und Games-Streaming-Dienste – hier hat Microsoft durch die Azure-Infrastruktur schon jetzt einen erheblichen technischen Vorsprung gegenüber Mitbewerbern.

Die EU-Kommission hält es außerdem für möglich, dass Microsoft den Zugang zu Activision-Blizzard-Blockbustern – allen voran Call of Duty – auf anderen Plattformen einschränkt. Die Ego-Shooter-Serie gehört zu den kommerziell erfolgreichsten und wichtigsten Games-Marken, auch im PlayStation-Segment: Call of Duty: Modern Warfare 2 hat seit Veröffentlichung am 28. Oktober schon mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt.

Die vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass Microsoft sowohl die Fähigkeiten als auch die finanziellen Reserven habe, um direkte Konkurrenten – in diesem Fall PlayStation-Hersteller Sony Interactive – von eigenen Marken abzuschotten oder die Bedingungen für den Vertrieb zu diktieren. Mit Blick auf Flatrate-Modelle und Streaming-Dienste hält es die Kommission ebenfalls für denkbar, dass die Produkte nicht für Abo-Dienste anderer Anbieter zur Verfügung stehen könnten.

All diese Maßnahmen könnten zu weniger Wettbewerb führen, inklusive unmittelbarer Konsequenzen für die Verbraucher in Form höherer Preise, niedrigerer Qualität und weniger Innovationen.

Nahezu gleichlautende Argumente haben im September bereits die Wettbewerbshüter in Großbritannien vorgebracht und damit die Sony-Position im Kern bestätigt – was zeigt, dass Microsoft hier vor einem echten Problem steht. Denn die Kartellbehörden können Übernahmen sowohl untersagen als auch unter Auflagen genehmigen, etwa durch den Verkauf ganzer Studios und Marken.

Die EU-Kommission werde nun eine intensive Untersuchung einleiten, ob die vorläufigen Erkenntnisse bestätigt werden. Bis März 2023 soll eine Entscheidung vorliegen.

Activision Blizzard zählt zu den größten Computer- und Videospiele-Herstellern der Welt. Fast 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei den drei Sparten (Call of Duty), Blizzard Entertainment (Diablo, World of Warcraft, Overwatch) und King (Candy Crush Saga) beschäftigt. Umsatz im abgelaufenen Jahr: knapp 9 Milliarden Dollar.

Microsoft verspricht sich durch die Übernahme eine spürbare Verstärkung der eigenen Entwicklungs-Kapazitäten und Markenrechte, wie schon zuvor im Falle von Bethesda (Wolfenstein, The Elder Scrolls, Fallout, Starfield). Von den zusätzlichen Inhalten sollen insbesondere die Xbox Game Pass-Abonnenten profitieren: Im monatlichen Pauschalpreis von derzeit 12,99 € sind alle Microsoft-eigenen Neuheiten ab Tag 1 inklusive.

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