Start Meinung 2 Jahre Xbox Series X: Verdamp lang her (Fröhlich am Freitag)

2 Jahre Xbox Series X: Verdamp lang her (Fröhlich am Freitag)

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Die Xbox Series X/S feiert 2. Geburtstag - die Party fällt bescheiden aus (Foto: GamesWirtschaft)
Die Xbox Series X/S feiert 2. Geburtstag - die Party fällt bescheiden aus (Foto: GamesWirtschaft)

Weil Starfield auf 2023 gerutscht ist, steht Microsoft im Weihnachtsgeschäft ohne vermarktbaren Blockbuster für Xbox Series X / S da. Das ist ein Problem.

Verehrte GamesWirtschaft-Leserin,
verehrter GamesWirtschaft-Leser,

derweil Sony PlayStation rings um den God of War Ragnarök-Release aus allen Marketing-Rohren ballert und gemeinsam mit Verbündeten ein Konsolen-Bundle nach dem anderen schnürt und in ein paar Wochen ein neues Virtual-Reality-Headset für die PS5 raushaut, ist es rund um die Xbox derzeit sehr still. Unangenehm still.

Dabei gäbe es eigentlich Anlass für Konfetti-Kanone und Partyhütchen. Denn Microsofts aktuelle Konsolen-Generation feiert in diesen Tagen ihren 2. Geburtstag: Xbox Series X und Xbox Series S sind seit dem 10. November 2020 auf dem Markt. Kinners, wie die Zeit vergeht.

Mit hinreichender Wahrscheinlichkeit haben Sie von diesem Jahrestag wenig bis nichts mitbekommen. Das laute Schweigen zum Jubiläum und zum Start in die heiße Phase der Weihnachts-Saison muss Kummer bereiten. Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber die Xbox findet außerhalb der Fanbase-Bubble in meiner Wahrnehmung kaum statt. In jedem Fall: zu wenig.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Das ist schade, weil es sich um eine herausragende Spielkonsole handelt. Überhaupt ist Microsoft gegenüber dem Mitbewerb in so vielen Bereichen formal so viel besser aufgestellt – Xbox Game Pass, Cloud / Streaming, Cross- und Multiplattform, unter anderem.

Und: Anders als im Falle der PlayStation 5 herrscht bei der Xbox-Konsolen-Versorgung kein Mangel. Das Gerät ist seit Monaten in jedem gutsortierten Elektronikmarkt und bei führenden Versendern jederzeit für 499,99 € zu haben. Im Unterschied zu Sony hat Microsoft auch auf eine 10prozentige Ihr-wisst-ja-alles-wird-teurer-Preiserhöhung verzichtet, zumindest bislang.

An Hardware fehlt es also nicht, wohl aber an elektrisierender Software. Und sofern die These stimmt, dass Software Hardware verkauft, dann ist das für jeden Konsolen-Hersteller ein Problem.

Xbox-Boss Phil Spencer ist mit den Worten zu zitieren, es sei zu viel Zeit vergangen seit dem letzten Exklusiv-Blockbuster. Verdamp lang her, sozusagen. Und dankenswerterweise lamentiert er auch gar nicht lange rum von wegen Pandemie und so, sondern stellt fest: Die Kunden investieren in eine Plattform, weil sie großartige Spiele haben wollen. So einfach ist die Welt.

Hier zum Beleg die vollständige Liste der Xbox-exklusiven Vollpreis-Blockbuster der vergangenen zwölf Monate, also seit Halo Infinite und Forza Horizon 5:

*Grillen zirpen*

Und hier der Arbeitsnachweis der PlayStation-Studios im selben Zeitraum:

  • God of War Ragnarök (Metacritic 94)
  • Horizon: Forbidden West (Metacritic 88)
  • The Last of Us Part 1 Remake (Metacritic 88)
  • Gran Turismo 7 (Metacritic 87)
  • Uncharted: Legacy of Thieves (Metacritic 87)

Selbst wenn man die beiden PS4-Remakes gedanklich abzieht, ist das Quantitäts- und Qualitäts-Delta immer noch ziemlich … groß.

Sagen wir es gemeinsam: Die Xbox-Welt hat sich 2022 inhaltlich nicht wirklich weiterentwickelt und damit eigene Akzente gesetzt.

Kein Wunder also, dass Microsoft die eigenen Spiele-Silos dringend mit Activision Blizzard-Krachern bestücken will. Anfang 2023 wird man wissen, ob die Kartellwächter in UK und Brüssel bei ihrer vorläufigen, tendenziell skeptischen Einschätzung des 68-Milliarden-Pakets bleiben und womöglich mit unangenehmen Auflagen reingrätschen. Oder ob sich die Behörden mit den Wir-wären-ja-schön-blöd-Indianerehrenworten aus Redmond zufrieden geben, wonach Call of Duty auch künftig irgendwie auf der PlayStation stattfindet. Schwör!

Nun ist es ja beileibe nicht so, dass für die Xbox zuletzt kein taugliches spielbares Material erschienen wäre – doch allein für Forza Horizon 5: Hot Wheels oder das vergnügliche Schrebergarten-Gemetzel Grounded kauft (hoffentlich) niemand eine 500-€-Konsole, bei allem Respekt.

Dann schon eher eine Xbox Series S für 269 €: Im Zusammenspiel mit einem Xbox Game Pass Ultimate ist man ein ganzes Jahr lang mit Games versorgt – und zahlt unterm Strich immer noch weniger als für eine fabrikfrische PlayStation 5 Digital Edition. Value könn’se ja.

Weil die Blockbuster-Bescherung entfällt, lässt Microsoft erst gar keine überzogene weihnachtliche Vorfreude bei Analysten und Aktionären aufkommen: Für das laufende Quartal prophezeit der US-Konzern zweistellige Umsatzrückgänge im Xbox-Segment gegenüber dem bärenstarken Q4 2021.

Im neuen Jahr soll, ja: muss es dann Redfall und noch viel mehr Starfield richten. Noch steht in den Sternen, wann Bethesdas Weltraum-Rollenspiel erscheint. Vielleicht im ersten Quartal, vielleicht im zweiten, vielleicht später.

Die Erwartungshaltung: astronomisch. Dieser Schuss muss sitzen, vom Start weg. Denn niemand, absolut niemand, kein Mensch will eine Woche nach Release eine zerknirschte „Wir wissen, dass ihr frustriert und verärgert über den Status Quo seid“-Entschuldigung lesen, wie es 2018 bei Fallout 76 der Fall war.

Do or do not. There is no try.

Wenn ich von der Seitenlinie aus einen Geburtstagswunsch formulieren dürfte, dann den, dass um die reine Ingenieursleistung herum tatsächlich prägende, emotional aufgeladene Spiele gebaut werden, die es so nur auf der Xbox gibt. Produkte, bei denen es um mehr geht, als möglichst viele Kakteen in der mexikanischen Wüste umzunieten.

Also ein Spiel, das den ursprünglichen Slogan ‚Power your dreams‘ wirklich mit Leben füllt. Denn das letzte Mal, dass so ein Alter-Schwede-Moment exklusiv auf der Xbox zu verzeichnen war, ist verdamp lang her. Vielleicht gelingt es ja mit Starfield.

In jedem Fall: Happy Birthday, Xbox Series X/S – das wird schon.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft

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4 Kommentare

  1. Microsoft hat eine Menge Studios und neben,den ein oder zwei Läden,die immer dasselbe basteln,wäre es gut, wenn sowas wie Rare oder andere butzen,liefern würden. Es ist ja auch nicht schwer,Sony machte jahrelang die Vorlage und auch in den vorherigen Generationen an Konsolen,gibt es Tausende von guten Spiele-Ideen. Lieber gut geklaut und etwas verändert,als schlecht selber gemacht.

    • Nur weil Microsoft Rare hat, heißt das noch lange nicht, dass Microsoft auch wirklich Rare hat. Das ehemalige Rare Team ist doch schon kurz nach der Übernahme nahezu komplett abgesprungen und hat etwas neues aufgebaut. Neben Donkey Kong Country: Tropical Freeze von den Retro Studios wurde vor einigen jahren von denen das Yooka-Laylee Franchise als geisitgen Nachfolger von Banjo-Kazooie unter dem gewand von Playtonic Games veröffentlicht. Du siehst also, der Kauf eines Studios heißt noch lange nicht, dass auch die Expertise mit erworben wurde, lediglich die bestehenden Marken.

      Mir wäre Microsoft und ihre Geschäftspraktik jetzt ehrlich gesagt auch unsympatisch und ich würde mir über kurz oder lang etwas neues suchen. Das ist einfach eine persöhnliche Abneigung gegen den Konzern und vor allem die XBox. Von Sony hingegen ist mir bislang noch kein solches Verhalten bekannt, die sorgen eigentlich immer ziemlich gut für ihre Studios

  2. Wie wäre es mit folgendem Kompromiss: Microsoft spendiert Sony auch einen game Pass und dafür portiert Sony noch mehr Titel auf den PC (und MS kann dann die Portierung auf die XBox vornehmen?)

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