Ausgerechnet zum Start des Weihnachtsgeschäfts kämpft Microsoft mit einem ausgedünnten Release-Kalender in der Xbox-Sparte.
Das stark wachsende Cloud-Geschäft hat dazu geführt, dass Microsoft erstmals mehr als die Hälfte des Quartalsumsatzes von knapp 50 Milliarden Dollar mit der Plattform Azure erwirtschaftet hat – ein Plus von 20 Prozent gegenüber Vorjahr. Gerade fürs Spiele-Streaming und für Multiplayer-Games sind solche Cloud-Dienste von überragender Bedeutung – und Microsoft ist hier neben Google und Amazon (AWS) einer der wesentlichen Player.
Eine Kooperation mit Fortnite-Hersteller Epic Games hat die Cloud-Gaming-Zahlen in den vergangenen Monaten glatt verdoppelt: Laut Microsoft haben seit Mai 20 Millionen Kunden das Gratis-Streaming-Angebot genutzt – ein Xbox Game Pass-Abo war dafür explizit nicht erforderlich.
Dass die Aktie am Mittwochmorgen unter die Räder kam, liegt zum einen am zurückhaltenden Ausblick auf die kommenden Monate – und am Umstand, dass das Endkundengeschäft schwächelt. So sind die Windows-Lizenzeinnahmen infolge gesunkener PC-Verkaufszahlen um 15 Prozent zurückgegangen.
Besser als vom Management erwartet lief es bei der Spiele-Hardware: Mit Xbox-Konsolen und -Zubehör hat Microsoft 13 Prozent mehr umgesetzt, während die Umsätze mit Xbox-Spielen und -Services drei Prozent verloren.
Bemerkenswert: Laut CEO Satya Nadella sei fast jeder zweite Käufer der Xbox Series S komplett neu im Xbox-Universum – Microsoft hat die laufwerklose 270-€-Konsole explizit als Einsteiger- oder Zweitgerät positioniert.
Die Xbox Game Pass-Abos hätten hingegen leicht zugelegt – ohne Nennung weiterer Details. Der Pegelstand lag Anfang des Jahres bei rund 25 Millionen zahlenden Abonnenten – auch befeuert durch die vorangegangene Veröffentlichung von Forza Horizon 5 und Halo Infinite.
Ein Alarmsignal: Xbox-Besitzer haben zuletzt weniger Zeit mit Spielen verbracht. Selbst das am 30. September erschienene FIFA 23 konnte keine Last-Minute-Wunder bewirken. Bereits zwischen April und Juni war das Xbox-Spielegeschäft rückläufig.
Für den Jahresendspurt erwartet Microsoft ein zweistelliges Minus im Games-Geschäft. Warum? Durch die Verschiebung des Weltraum-Epos Starfield auf 2023 fehlt es der Xbox-Sparte an einem zugkräftigen Exklusivtitel im angelaufenen Weihnachtsgeschäft – im Unterschied zu Sony Interactive, wo am 9. November mit God of War Ragnarök der wichtigste Release des Jahres ansteht. Microsoft ist also im direkten Vergleich (noch) deutlich stärker auf Dritt-Publisher wie Electronic Arts oder Take Two Interactive angewiesen – doch auch bei Herstellern wie Ubisoft fehlt es an einem Blockbuster zur Bescherung.
Microsoft bleiben nur noch wenige Wochen, um die britische Kartellbehörde CMA von ihrer skeptischen Grundhaltung mit Blick auf die geplante 70-Milliarden-€-Übernahme des US-Spieleherstellers Activision Blizzard (Call of Duty, Candy Crush Saga) abzubringen. Die Wettbewerbshüter fürchten mittelfristige Verwerfungen auf dem Konsolenmarkt – auch durch die starke Microsoft-Position im Cloud-Segment. Eine Entscheidung wird für Anfang kommenden Jahres erwartet (Analyse). Die EU-Kommission will sich Mitte November äußern.