Start Politik Deutsche Games-Entwickler fordern Bürokratie-Abbau

Deutsche Games-Entwickler fordern Bürokratie-Abbau

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Das Verkehrsministerium koordiniert die Auszahlung der Computerspiele-Förderung des Bundes (Foto: GamesWirtschaft)
Das Verkehrsministerium koordiniert die Auszahlung der Computerspiele-Förderung des Bundes (Foto: GamesWirtschaft)

Die Games-Förderung läuft, doch bürokratische Hürden bremsen deutsche Spiele-Studios aus. Der Verband verlangt Nachbesserungen.

Egal ob für den Einbau isolierender Fenster oder eine private Ladestation: Wer Fördergelder vom Staat will, darf den Handwerker erst beauftragen, wenn die zuständige Behörde grünes Licht gibt. Kommt es hingegen zu einem ungenehmigten „vorzeitigen Maßnahmenbeginn“, gibt es kein Geld. Dadurch sollen Mitnahme-Effekte vermieden werden.

Genau solche haushaltsrechtlichen Vorgaben bringen Computerspiele-Entwickler in die Bredouille: Zwar subventioniert der Staat die Games-Branche mit jährlich 50 Millionen €, doch erst mit dem ‚Go‘ des Verkehrsministeriums darf die eigentliche Entwicklung starten. Zwischen Antrag und Bescheid liegen mindestens mehrere Wochen, bei erklärungsbedürftigem Antrag gerne auch mal ein paar Monate. In dieser Zeit dürfen eigens eingestellte Beschäftigte nicht am Projekt arbeiten – was nicht nur Geld kostet, sondern auch das Projekt unnötig in die Länge zieht.

Dies ist ein Beispiel für jene Stellschrauben, von denen sich die Games-Industrie eine Lockerung seitens der künftigen Bundesregierung erhofft. Erst wenn die „bürokratischen Bremsen“ gelöst und Prozesse beschleunigt und vereinfacht würden, sei der Standort wirklich wettbewerbsfähig.

Grundlage dieser Einschätzung ist eine Umfrage unter 230 Mitgliedern des Branchenverbands Game, die allerdings schon im April – also vor einem halben Jahr – stattgefunden hat. Für 93 Prozent dieser Studios ist die Förderung ein „sehr wichtiger“ Baustein – 96 Projekte würden ihre Projekte erneut einreichen. Allerdings: 7 von 10 Unternehmen kritisieren, dass die Besonderheiten der Games-Entwicklung beim Förderverfahren nicht hinreichend berücksichtigt würden.

„Gerade in den vergangenen Monaten haben das zuständige Bundesverkehrsministerium und der Projektträger wichtige Verbesserungen auf den Weg gebracht“, zwischenbilanziert Game-Geschäftsführer Felix Falk. „Aber an zahlreichen Stellen behindern komplizierte, langsame und unnötig bürokratische Vorgaben den Vergabeprozess. Angesichts des über Jahre gewachsenen Rückstands zu international erfolgreichen Standorten dürfen wir uns diese Situation nicht leisten, wenn wir wirklich aufholen wollen. Für eine erfolgreiche Games- und Digitalpolitik muss die neue Bundesregierung viele Prozesse beschleunigen, vereinfachen und entbürokratisieren.“

Analog zu anderen Digital-Verbänden fordert auch der Game-Verband ein dediziertes Digitalministerium. Aus historischen Gründen ist sowohl die Computerspieleförderung als auch der Deutsche Computerspielepreis im Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) untergebracht. Wenige Monate vor der Wahl hat der gestern entlassene Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ein eigenes Games-Referat eingerichtet und eine „Strategie für den Games-Standort Deutschland“ vorgelegt.

Die Website des Verkehrsministeriums listet 89 Games-Projekte mit einem Fördervolumen zwischen 30.000 € und 2,6 Millionen €, die seit September 2020 bewilligt wurden. Unter den Antragstellern finden sich sowohl Startups als auch etablierte Mittelständler. Fördergelder im siebenstelligen Bereich erhielten unter anderem Black Forest Games, Limbic Entertainment, Mimimi Games, Ubisoft Mainz, InnoGames, Keen Games und mehrere Kalypso-Media-Studios.

Anders als bei den Förderprogrammen der Bundesländer müssen die Zuwendungen im Rahmen der Bundes-Förderung nicht im Erfolgsfall zurückgezahlt werden.