Fordern, fördern, noch mehr fordern: Die Games-Industrie liefert sich ein Subventions-Wettrennen mit Habecks Wirtschaftsministerium.
Update vom 18. Mai 2023: Zuschüsse von deutlich über 150 Millionen € haben das einst CSU-geführte Verkehrsministerium und das Wirtschaftsministerium seit 2020 für Games made in Germany freigegeben. Unsere aktualisierte Übersicht benennt die 50 größten Projekte, wer sie entwickelt und wann sie erscheinen (sollen).
Update vom 17. Mai 2023: Seit knapp zwei Wochen – genauer: seit dem 4. Mai – nimmt das Wirtschaftsministerium keine Anträge auf Games-Förderung mehr entgegen. Was allerdings nicht bedeutet, dass der Vorgang als solches gestoppt hätte: Dem Games-Referat und dem Projektträger DLR liegen noch rund 70 Projekte vor, die nun nacheinander abgeschichtet werden – solange das Geld reicht.
Zu den prominentesten Neuzugängen gehört seit dieser Woche das für 2026 geplante Rollenspiel der Essener THQ-Nordic-Tochter Piranha Bytes (Gothic, Elex): Die Fördersumme für das Spiel mit dem Codenamen WIKI6 liegt bei über 3 Millionen €, was die Neuheit zum bislang zweitgrößten Projekt macht – hinter Project Black von Fishlabs in Hamburg.
Sowohl Piranha Bytes als auch Fishlabs sind Töchter der schwedischen Embracer Group, die die Liste der Zuwendungen sehr deutlich mit über 15 Mio. € anführt. Die komplette und laufend aktualisierte Übersicht finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Mit der Lage der bundesdeutschen Games-Förderung setzt sich auch die aktuelle GamesWirtschaft-Kolumne auseinander.
Computerspiele-Förderung: Habecks leere Kassen
Meldung vom 5. Mai 2023: „Scherbenhaufen“, „Rückschlag“, „Desaster“, „Fatales Zeichen“, „Gift für diese Zukunftsbranche“: Mit markigen Vokabeln haben führende Unions-Politiker in den vergangenen 24 Stunden auf eine Situation reagiert, die CDU und CSU gemeinsam mit der SPD selbst zu verantworten haben: Die in der Groko-Ära gestartete Games-Förderung des Bundes stößt an ihre finanziellen Grenzen – schon wieder.
Schließlich wurde das Programm vom damaligen CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer nach einer Pilotphase im Herbst 2020 angeschoben und eingeführt. Scheuers Befund zum Ende seiner Amtszeit: „Der Plan geht auf.“
Wie sich jetzt herausstellt, droht auch bei diesem 250-Millionen-Paket (verteilt auf fünf Jahre) grobes Ungemach. Dabei klang die Idee vielversprechend: Um deutsche Studios für den internationalen Wettbewerb zu wappnen, trägt der Bund bis zu 50 Prozent der Entwicklungskosten – bei größeren Projekten sinkt der Anteil auf 25 Prozent. Die Subvention erfolgt als „nicht rückzahlbarer Zuschuss“, sprich: Das Geld muss nicht zurückbezahlt werden – auch dann nicht, wenn das Spiel durch die Decke geht.
Seit dem Regierungswechsel im Dezember 2021 liegt die administrative Abwicklung des Programms in der Verantwortung von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen). Gestern am späten Nachmittag hat sein Games-Referat vor einem erneuten Antrags-Stopp für Mittel der Games-Förderung gewarnt.
Der Grund: Weil die Förderzusagen auf die meist mehrjährige Entwicklungszeit verteilt werden, sind die Budgets für 2023 und auch für 2024 schon jetzt erschöpft. Damit wiederholt sich die Situation vom Oktober 2022; der Bundestag hat nach lauten Protesten eine Last-Minute-Aufstockung der Mittel von 50 auf 70 Mio. € ab 2023 genehmigt.
Doch auch dieses Budget reicht nicht – weshalb der Game-Verband eine erneute Erhöhung von der Bundesregierung fordert, nämlich von 70 auf 125 Mio. €. Woher die zusätzlichen 55 Mio. € kurzfristig kommen sollen: völlig unklar.
Im Ergebnis wird das Wirtschaftsministerium zwar vorliegende und eingehende Anträge weiterhin abschichten, solange Vorrat reicht. Aber jedwede Planungssicherheit ist passé, denn ab sofort kann es jederzeit und ohne weitere Vorwarnung zu einem Annahme-Stopp kommen (Update: Seit dem 4. Mai / 19 Uhr können laut BMWK keine Anträge mehr eingereicht werden).
Computerspiele-Förderung: Budget für 2023 und 2024 schon jetzt ausgeschöpft
Wie schon im Herbst 2022 spricht der Lobbyverband daher von einer „Vollbremsung“ mit Blick auf die „internationale Aufholjagd“ deutscher Entwickler und warnt vor „großen, teils existenziellen Herausforderungen“ für die betroffenen Studios. Das bisherige Modell müsse dringend hin zu einem Steuer-Rabatt-Modell (Tax Break) „weiterentwickelt“ werden, wie es in anderen Ländern üblich ist. Doch ob und wann und in welchem Umfang ein solcher Umbau gelingen kann, steht komplett in den Sternen.
Dabei ist schon jetzt enorm viel Geld im Umlauf: Allein im ersten Quartal 2023, also zwischen Januar und März, wurden 26 Mio. € auf 35 Vorhaben verteilt – weitere 60 Anträge liegen vor. 2022 hat das Wirtschaftsministerium nach eigenen Angaben 117 Spiele-Neuheiten mit dem Maximalvolumen von 50 Mio. € gefördert, im Jahr zuvor wurde die gleiche Summe an 100 Games-Projekte vergeben.
Verband und Ministerium werten die anhaltende und sich beschleunigende Nachfrage als Beleg für das „große Potenzial“. Bislang gibt es allerdings bestenfalls Indizien, aber nur vereinzelte Belege für die mittelfristigen Auswirkungen der Games-Förderung, weil die wenigsten Spiele erschienen sind und insbesondere Großprojekte erst 2024, 2025 oder 2026 fertig gestellt werden (siehe nachstehende Liste). Umgekehrt machten mehrere Unternehmen, die siebenstellige Fördermittel vom Bund erhalten haben, zuletzt Schlagzeilen mit Blick auf einen Stellenabbau – dabei hat die Förderung das exakt gegenteilige Ziel, nämlich mehr Arbeitsplätze.
Games-Förderung: Wohin fließt das Geld?
Doch was passiert eigentlich konkret mit Scheuers und Habecks Games-Millionen? GamesWirtschaft dokumentiert alle geförderten Projekte in einer umfangreichen Datenbank, aus der hervor geht, was die öffentlich zugänglichen Daten nicht verraten – nämlich: Welche Unternehmen und Konzern-Töchter die staatliche Entwicklungshilfe am intensivsten in Anspruch nehmen und welche Produkte daraus entstehen.
Parallel prüft die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers im Auftrag des Wirtschaftsministeriums, inwieweit die gesteckten Ziele erreicht werden können und ob die kolportierte „Aufholjagd“ in der Praxis tatsächlich stattfindet. Erste Ergebnisse werden für den Herbst 2023 erwartet.
Die kumuliert größten Bezieher von Bundes-Fördermitteln (Stand: 17.5.2023):
- UPDATE Embracer Group (via THQ Nordic + Plaion) – 15,1 Mio. €
- Kalypso Media – 9,2 Mio. €
- Stillfront Group (via Playa + Bytro + OFM) – 3,8 Mio. €
- Ubisoft (via Ubisoft Blue Byte) – 3,4 Mio. €
- Bandai Namco Entertainment (via Limbic) – 2,8 Mio. €
- Weltenbauer Software – 2,6 Mio. €
Einzel-Studios mit den kumuliert höchsten Summen aus der Games-Förderung des Bundes (Stand: 17.5.2023)
- Fishlabs, Hamburg – 5.527.514 €
- Realmforge Studios, München – 3.224.937 €
- Ubisoft Blue Byte, Düsseldorf / Mainz – 3.414.959 €
- UPDATE Piranha Bytes, Essen – 3.168.513 €
- Limbic Entertainment, Langen – 2.830.589 €
- Grimlore Games, München – 2.594.565 €
- Weltenbauer Software, Wiesbaden – 2.557.526 €
- Gaming Minds Studios, Gütersloh – 2.511.038 €
- Stratosphere Games, Berlin – 2.483.881 €
- King Art, Bremen – 2.430.976 €
- Blackforest Games, Offenburg – 2.233.170 €
Games-Projekte mit einer Fördersumme von mehr als 1 Mio. € (Stand: 17. Mai 2023)
- Project Black – Fishlabs, Hamburg – 5,5 Mio. €
- NEU WIKI6 (Codename) – Piranha Bytes, Essen – 3,17 Mio. €
- Project Minerva – Grimlore Games, München – 2,59 Mio. €
- Schießeisen – King Art, Bremen – 2,24 Mio. €
- ABGESCHLOSSEN Destroy All Humans 2 – Black Forest Games, Offenburg – 2,23 Mio. €
- It’s magic – Daedalic Entertainment, Hamburg – 2,04 Mio. €
- Shadow Gambit (AT Süßkartoffel)- Mimimi Games, München- 2,03 Mio. €
- Enshrouded (AT Game 38) – Keen Games, Frankfurt/Main – 2,03 Mio. €
- Tropico 7 – Nine World Studios, München – 1,97 Mio. €
- Project Habanero – Weltenbauer Software, Wiesbaden – 1,94 Mio. €
- Projekt 10 – Bytro Labs, Hamburg – 1,86 Mio. €
- Dungeons 4 – Realmforge Studios, München – 1,84 Mio. €
- Cove – Limbic Entertainment, Langen – 1,76 Mio. €
- Sonnenblume – Gentlymad Studios, Wiesbaden – 1,73 Mio. €
- Everspace 2: The Companions – Rockfish Games, Hamburg – 1,65 Mio. €
- Yerba Buena – Mad About Pandas, Berlin – 1,65 Mio. €
- Dune (AT Seabass) – Nukklear, Hannover – 1,62 Mio. €
- Commandos: Origins – Claymore Game Studios, Darmstadt – 1,53 Mio. €
- ABGESCHLOSSEN Railway Empire 2 – Gaming Minds Studios, Gütersloh – 1,51 Mio. €
- Projekt Loki – Snowprint Studios, Berlin – 1,51 Mio. €
- Realms At War – Chimera Entertainment, München – 1,49 Mio. €
- ABGESCHLOSSEN Anno 1800 Console Edition (AT ‚Projekt: Laubenheim‘) – Ubisoft Blue Byte, Düsseldorf- 1,49 Mio. €
- Project LOC – Massive Miniteam, Pulheim – 1,43 Mio. €
- Neo Berlin 2087 (AT Shadow of Conspiracy Section 2) – Elysium Game Studio, Berlin – 1,42 Mio. €
- Mobile Dungeon – Playa Games, Hamburg – 1,35 Mio. €
- Project Kokidon – Studio Fizbin, Ludwigsburg – 1,31 Mio. €
- Heroes of Fate (AT Projekt 18) – InnoGames, Hamburg – 1,30 Mio. €
- Splitrealm – Aeria Games, Berlin – 1,30 Mio. €
- The Apartment – btf, Köln – 1,25 Mio. €
- Mambio Lern-App – Neurodactics, Hamburg – 1,17 Mio. €
- Plush Bunnies Havoc Reloaded – M2P Entertainment, Bochum – 1,14 Mio. €
- LSMR – Megagon Industries, Berlin – 1,12 Mio. €
- Project Shade 2022 – Stratosphere Games, Berlin – 1,10 Mio. €
- Life 3.0 – Flying Sheep Studios, Köln – 1,08 Mio. €
- Park Beyond Konsole (AT: Legend Port) – Limbic Entertainment, Langen – 1,07 Mio. €
- Menace – Overhype Studios, Hamburg – 1,07 Mio. €
- Prometheus – Envision Entertainment, Ingelheim – 1,06 Mio. €
- Serious Game Security Simulator – Mybreev, Viersen – 1,06 Mio. €
- Travian Legends Mobile – Travian Games, München – 1,04 Mio. €
- Boston District – Aesir Interactive, München – 1,03 Mio. €
- MiniCiv 2020 – Stratosphere Games, Berlin – 1,02 Mio. €
- Persist Online – CipSoft, Regensburg – 1,02 Mio. €
An einigen Kommentaren sieht man, dass sie allgemein die Förderung befürworten. Ich stelle mir die Frage, warum die games überhaupt gefördert werden sollten. Haben wir keine andern Probleme in D als, das „Einlullen u Ablenken“ von der Realität (Arbeitslosigkeit, Inflation, Kinderarmut, Rentendesaster etc.) , also dem echten Leben zu fördern?
Die Entwicklung wird gefördert, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Studios zu erhöhen: mehr und nachhaltigere Unternehmen, mehr und bessere Spiele, mehr und besser bezahlte Jobs.
Was genau soll eigentlich die tendenziöse Darstellung direkt aus der Wahlkampf-Zentrale der CDU? Wie bei vielen anderen Themen auch nutzt die Union auch in diesem Fall eine Baustelle für Kritik an der Regierung, welche sie selbst zu verantworten hat.
Sie erwähnen es zwar zu Beginn kurz das hier auch die Union beteiligt ist/war, aber nach der plakativen Überschrift liest doch ohnehin niemand mehr die Details.
Wirtschafts-Artikel müssen nicht immer so klingen, als ob sie direkt von den Herren Merz oder Lindner geschrieben wurden …
Ist da eigentlich ein Indie Studio dabei? Scheinen viele Studios zu sein, die das Geld nicht wirklich bräuchten. Aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass sich nur größere Studios die Förderung leisten können. Will man beispielsweise ein Spiel produzieren, dass eine Million kostet, braucht man 500k Eigenkapital, was kein Indiestudio hat (auch keine 250k oder was auch immer). Da reden manche dann von einem Bankkredit 😉, was natürlich Blödsinn ist, weil keine Bank mal eben ohne Sicherheiten, die anderen 50% dazuschiesst. Will sagen vielleicht sollte man mal das ganze System überdenken.
Die Bundesförderung ist für ‚kleine‘ Indies und Startups nicht wirklich gut geeignet – und auch nicht gedacht. Einfach deshalb, weil der Staat max. 50 Prozent der Kosten übernimmt. Man muss also schon reichlich Eigenkapital mitbringen (Ersparnisse, Kredit, Friends & Family …). Wer frisch startet, wird eher die Programme der Länder wie Berlin, Bayern, NRW, Hamburg usw. nutzen.
Das BMWK-(zuvor: BMVI-)Programm soll dazu beitragen, international wettbewerbsfähige(re) Spiele zu entwickeln. Kernzielgruppe sind demzufolge Konzerntöchter und etablierte Mittelständler, die das nächste Level erreichen wollen und können.
Achso, also zahlen wir mit unseren Steuergeldern die Hälfte der Entwicklungskosten bei börsenotierten und teilweise international hochgradig erfolgreichen Unternehmen (Ubisoft, THQ), die dann mit dem fertigen produkt auch noch Millionen € an Gewinnen einfahren, sehe ich das richtig? Also subventionieren wir im Grunde keine „international wettbewerbsfähige(re) Spiele“ sondern die Dividenden der Anleger?
Jetzt würde mich tatsächlich interessieren wieviel Lobbyarbeit hier nötig war um das so zu drehen … Unfassbar!
Die Auswertung zeigt, dass Ubisoft oder Embracer zu den größten Beziehern von Fördermitteln gehören – was insofern ’normal‘ ist, weil es nun mal jene Unternehmen sind, die die meisten Studios und Entwickler in Deutschland beschäftigen. Das ist also nur folgerichtig. Aber: BMVI + BMWK haben pro Jahr 100+ Projekte bezuschusst. Darunter sind natürlich auch große Titel – aber eben auch sehr viele Projekte von jungen, kleinen bis mittelgroßen UGs und GmbHs.
Warum ist das normal und folgerichtig? Doch nur wenn man von der Prämisse ausgeht, die Förderung sei dazu da die Gehälter größerer Publisher mitzutragen, die das auch so könnten. Das ist sie aber sicher nicht. Es ist hier eher so, dass sie eben auch unter die Regelung fallen und das als eine Art „Zuschuss“ sehen, die eigenen Entwicklungskosten zu drücken. Nochmals, alles ok, solange die wirklichen Innovatoren nicht benachteiligt werden und auch das Ziel erfüllt wird, dass kleinere Studios von „Gate-Keepern“ unabhängiger werden.
Das steht explizit wo? Im übrigen zählen sie genau die Bundesländer auf in denen eine Landesföderung Sinn macht, wenn man sich gerade in einem Teamaufbau befindet. Das sind nämlich sozusagen die Ballungszentren, wohingegen in anderen BL die Leute eher rar gesät sind.
Dann der Fall wie bei uns, dass das Team über Deutschland verteilt ist, was auf das selbe hinausläuft, denn da macht eine regionale Förderung kaum Sinn, weil man ja ein Großteil der Förderung im Land ausgeben muss. Für eine Branche wie unsere etwas unpassend, aber ein anderes Thema. Nein, hier bräuchte es die Bundesförderung mit einem entsprechenden Model, will man Inovation nicht auf Dauer ausschließen. Zumal sich größere Firmen und Projekte auch gerne um den Kulturtest „mogeln“ und man dann kleineren Teams, die das Thema ernst nehmen, als Publisher sagt, dass Thema sei zu schwer. Die Ironie ist nämlich das da Publisher dabei sind, die die Hände aufmachen, Drittprojekte aber mitunter ablehnen. Es sollen gerne auch größere Publisher beziehen, aber eben auch kleine Teams bis zu eine bestimmten Höhe bei 100% Übernahme.
Zitat: Einfach deshalb, weil der Staat max. 50 Prozent der Kosten übernimmt. Man muss also schon reichlich Eigenkapital mitbringen (Ersparnisse, Kredit, Friends & Family …).
Genau das stelle ich ja etwas in Frage (siehe auch unten). Also warum „nur“ 50 %? Bei Projekten bis zu einer gewissen Höhe (max. Wert bspw. 1M) könnten es da nicht mehr sein? Warum auch nicht mit Rückstellungen arbeiten?
Eigenkapital ist so eine Sache: Kredite sind unwahrscheinlich, Banken geben da eher selten Geld, da mangelt es nicht nur am Know-How, sondern auch am klassischen Geschäftsmodell. Ersparnisse sowie Friends & Family heisst dann eben wieder mal Chancenungleichheit. Abgesehen davon stammen derartige Begriffe ja aus dem klassischen Start-Up Bereich, dass ist aber nicht ganz so vergleichbar, da es sich ja meist um (hitgetriebene) Einzelprojekte handelt.
Für kleinere Projekte gibt es die Länder-Förderung (also dort, wo es substanzielle Länder-Förderung gibt – in Hessen, RLP, Schleswig-Holstein usw. wird das schwierig). In Bayern, NRW oder Berlin kann man sich zumindest Konzepte und teils auch Prototypen gut finanzieren lassen.
So wie es jetzt ist, kann es kaum bleiben, weil die Töpfe (egal in welcher Höhe) nie reichen werden. Ob im Mai, September oder November, ist dann auch schon egal. Und es werden leider auch Fehlanreize gesetzt, weil das Geld eben nicht zurückgezahlt werden muss, auch nicht anteilig. In vielen Fällen ist völlig unklar, was mit dem Geld de facto passiert ist.
Zur Länderförderung habe ich ja bereits was gesagt. Gut das es sie gibt, aber sie ist halt nicht der Weisheit letzter Schluss mit einigen deutlichen Nachteilen. Es ist bspw. wichtiger, dass man die 1234,56.- in seinem Bundesland ausgibt (um es zu stärken ;)), anstatt jemand anderen zu holen, der besser geeignet wäre, wenn der halt woanders wohnt. Wirklich sehr unflexible, bzw. wirklichkeitsfern. Aber vielleicht auch nicht die Regel.
Das es so nicht bleiben kann, da sind wir uns auch einig. Mir geht es auch gar nicht so sehr um mehr, mehr, mehr, sondern eine bessere Verteilung. In dem Kontext finde ich es komisch das sie von Fehlanreizen sprechen. Für wen? Fehlanreize bestehen doch eher jetzt, wo das Geld nicht bei den kleineren ankommt. Hinzu kommt mit Hilfe entsprechender Prüfverfahren, kann man da ja auch gegensteuern.
Die Gefahr von Fehlanreizen und Mitnahmeeffekten ergeben sich durch die jetzige Mechanik – ein Tax-Break-Modell würde diesem Risiko vorbeugen. Ein Unternehmen, das auf einen Zuschuss von 25 bis 50 Prozent verzichtet, würde grob fahrlässig handeln. Es wird jetzt darauf ankommen, welchen Vorschlag das BMWK unterbreitet; stumpf Immer-und-immer-wieder-Aufstocken wird mit Blick auf Haushaltsdisziplin nicht möglich sein.
Es sind definitiv Indie Studios dabei, allerdings natürlich nicht auf der Liste der Projekten, die 1+Millionen Euro bekommen. Wir zum Beispiel sind wahrscheinlich eines der kleinsten geförderten Projekte überhaupt. Wir sind ein neu gegründetes Mini Studio aus Mainz (bis vor Kurzem noch Solo-Entwickler) und haben gerade die Zusage für 75k EUR bekommen, mussten aber dafür auch 75k selbst stemmen.
Ihr sollte 150k kriegen wenn das Projekt gut ist und entsprechende Aussichten hat. 75k Eigenleistung ist je nach Situation immens, bzw. muss man das auch erst mal haben.
Das stimmt, 75k sind natürlich erst einmal eine Stange Geld für viele Gründer. Es gibt aber auch hier die Möglichkeit einen weiteren Anteil von bis zu 20% über die oben schon besprochenen Landesförderungen zu finanzieren, wenn es sich um ein Erstlingswerk oder „schwieriges Werk“ handelt. Damit kann man auf 70% Förderquote insgesamt kommen. Zudem kann man den Eigenanteil auch z.B. durch einen Publishing Deal finanzieren. Allerdings ist dies als neu gegründetes Studio auch nicht das leichteste Unterfangen. Uns ist es im Endeffekt nun aber auch geglückt. Im Endeffekt kann ich sagen, dass die Bundesförderung uns als kleinem Indie Studio einen super Boost gibt, den wir in der schwierigen Branche sehr gut brauchen können.
Meiner Meinung nach sollten Unternehmen ab einer gewissen Größe/ab einem gewissen Bestand garkeine Förferung mehr erhalten. Vor allem dann wenn internationale Investoren wie Tencent mit an Bord sind. Das muss einfach ein Ausschlusskriterium bei einer Förderung sein.
Im speziellen wenn das Spiel bereits fertig ist – Anno 1800 – und man einfach nur nochmal 1,5 Mio. € vom Staat, also von mir als Steuerzahler bekommt, um eine abgespeckte Version ohne DLCs auf die aktuellen Konsolen zu bringen. Das sehe ich nicht ein!
Dann lieber Gründer und kleine/junge Studios fördern damit diese Wachsen können um national mit den großen mitzuhalten
Kommentarfunktion ist geschlossen.