Zwei Euro kostet das amtliche Panini-Sammelalbum zur Fußball-WM 2018 am Kiosk. Wer alle 682 Sticker sammeln und einkleben will, wird schnell dreistellige Beträge los. Noch eine Spur pfiffiger ist das FIFA 18 WM-Update – es ist nämlich erstens digital und zweitens: kostenlos.

Fröhlich am Freitag 19/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

in etwas mehr als vier Wochen startet die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Auftaktspiel: der Gastgeber gegen Saudi-Arabien. Das deutsche Team steigt erst am 17. Juni ins Turnier ein, dann gegen Mexiko – zur besten Angrill-Sendezeit am Sonntagabend um 17 Uhr.

Derweil Brauereien, Elektronikmärkte und die Würstchen-verarbeitende Industrie schon seit Wochen für die Veranstaltung trommeln, legt sich zwischen der E3 2018 (Mitte Juni) und der Gamescom 2018 (Mitte August) gefühlter Mehltau über die Videospiele-Welt.

Die Erfahrung der Vorjahre lehrt, dass die sommerliche Urlaubs-Saison ohnehin dazu führt, dass weniger gespielt und noch weniger gekauft wird – in Fußball-EM-/WM-Jahren gilt dies umso mehr. Die Spielehersteller fahren ihr Programm vorübergehend auf ein Minimum herunter. Mit dem Open-World-Spielplatz „The Crew 2“ von Ubisoft gibt es am 29. Juni gerade einmal ein großes Multiplattform-Spiel, das im WM-Zeitraum erscheint – und das auch nur deshalb, weil die ursprünglichen Termine mehrmals gerissen wurden. So gesehen handelt es sich mehr um einen Betriebsunfall als um Kalkül.

Alles anderen Highlights kommen entweder vorher (siehe „Detroit: Become Human“) oder erst im August aufwärts auf den Markt – ab der Gamescom geht es dann im Wochentakt Schlag auf Schlag, von „PES“, „Spiderman“ und „Tomb Raider“ über „FIFA“ und „Call of Duty“ bis „Red Dead Redemption“ und einem neuen „Battlefield“.

Noch nicht einmal ein offizielles WM-Spiel gibt es in diesem Jahr. Denn „FIFA“-Lizenznehmer Electronic Arts stellt Ende Mai ein kostenloses Update für den Gassenhauer „FIFA 18“ zum Download bereit, das WM-Stadien, WM-Trikots, WM-Spielgerät, WM-Pokal und natürlich die WM-Kader enthält. Plus vier Mannschaften, die es – leider, leider – nicht in die Endrunde geschafft haben, namentlich die USA, die Chilenen, die Italiener und die Elftal aus Holland.

Noch zur WM 2014 in Brasilien hat der Hersteller eine separate „FIFA“-WM-Version in die Läden gestellt. Erwartbar wäre gewesen, dass der WM-2018-Daten-Download nun für einen Preis der Nächstenliebe angeboten wird – stattdessen: „gratis“.

Doch aus reiner Menschenfreundlichkeit verzichtet ein börsennotierter Konzern natürlich nicht auf Zusatzgeschäft. Denn im Paket inklusive ist ein Update für den überaus populären und lukrativen „FIFA Ultimate Team“-Modus mit den Stars aller 32 WM-Mannschaften plus Legenden wie Ronaldinho. Die Kicker lassen sich wie gehabt durch den Kauf digitaler Sammelkarten freischalten. Was in den Paketen enthalten ist, hängt vom Zufall ab. Einige Aufsichtsbehörden sehen in diesen Lootboxen hinreichend Indizien für verbotenes Glücksspiel – EA hält die Mechaniken für „transparent, fun, fair, balanced“. Was auch sonst?

Das Free2play-Erfolgsmodell beweist, dass sich mit kostenlosen Inhalten enorme Umsätze generieren lassen – das gilt mutmaßlich auch für vermeintlich ‚kostenlose‘ WM-Updates. Denn: Loot tut gut. Vor allem den Bilanzen.

Ein erholsames Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft