Hamburg, Berlin, München, Köln, Frankfurt: Gleich mehrere deutsche Metropolregionen buhlen um Gründer, Spiele-Studios und Unternehmens-Ansiedlungen. Doch eine echte Games-Hauptstadt hat sich bislang noch nicht herauskristallisiert, analysiert GamesWirtschaft-Chefredakteurin Petra Fröhlich.

Fröhlich am Freitag 18/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

am vergangenen Wochenende ist die Games Week Berlin 2018 zu Ende gegangen – verteilt auf ein gutes Dutzend Konferenzen und Festivals zählten die Veranstalter rund 15.000 Besucher.

Nun gehört es zur PR-Folklore solcher Formate, dass der Veranstaltungsort in blühenden Farben gemalt wird: Die neue, selbstbewusste Dachmarke „Games Capital Berlin“ ist da nur ein Indiz.

Wahr ist aber auch: Berlin ist tatsächlich schwer angesagt und meldet einen Neuzugang nach dem anderen. Wer sich vor Ort mit Studio-Betreibern, Gründern und CEOs unterhält, merkt schnell, wie sehr sich die lokalen Standort-Förderer um die Ansiedlung von Startups und Niederlassungen bemühen. Gerade internationale Konzerne entscheiden sich für die Hauptstadt, weil sich junge, begehrte, mobile Talente und Spezialisten nun mal leichter für die Weltstadt an der Spree begeistern lassen als für, sagen wir, Karlsruhe oder Paderborn oder Hannover.

Ein weiteres Plus: Wessen deutsche Sprachkenntnisse allenfalls zum Bestellen eines Biers reichen, kann trotzdem in Berlin überleben. Wer mit offenen Ohren durch die Stadt läuft, lauscht einem Remix aus allen Weltsprachen. Kommuniziert wird in den allermeisten Games-Betrieben ohnehin grundsätzlich in Englisch.

Doch im Gegensatz zu Kanada, Großbritannien, Schweden oder den USA gibt es in Deutschland nicht ein oder zwei relevante Games-Metropolen, sondern ganz viele. Tatsächlich sind kleine, mittlere und große Studios und Publisher samt Dienstleister quer über die Republik verstreut und oftmals in der Provinz beheimatet – ein Umstand, der in Hintergrund-Gesprächen regelmäßig als Standort-Nachteil genannt wird. So ist zum Beispiel ein Job-Wechsel innerhalb der Branche oft zwangsläufig mit einem Umzug verbunden.

Games-Republik Deutschland: Die 50 größten Studios und Publisher (Stand: Mai 2017)
Games-Republik Deutschland: Die 50 größten Studios und Publisher (Stand: Mai 2017)

Wird der geplante „Deutsche Games-Fonds“ tatsächlich so oder ähnlich umgesetzt, geht es daher auch um die Frage, welche Branchen-Epizentren sich herauskristallisieren – mit Blick auf Umsatz, Neugründungen, Mitarbeiter.

Hamburg galt zum Beispiel jahrelang als deutsche Vorzeige-„Game City“, hat aber zuletzt an Boden verloren. Berlin hat unstrittig einen Lauf, spürt aber auch die Konkurrenz anderer Großstädte, was prinzipiell eine gute Nachricht ist. Von Köln über Frankfurt bis nach München ist ein wachsendes Bekenntnis zur Förderung von Spiele-Produzenten feststellbar. Keine Kommune und keine Landesregierung will sich nachsagen lassen, eine stramm wachsende Digitalbranche zu vernachlässigen – das zeigen allein die jüngsten Koalitionsverträge.

Allein mit Ankündigungen, guten Ratschlägen und ein bisschen Networking wird es allerdings nicht getan sein. Die Investition in die Ansiedlung von Betrieben durch das Verteilen von Wohltaten fällt reichen Bundesländern wie Bayern natürlich zwangsläufig leichter als chronisch klammen Regionen – gerade in Zeiten des Wahlkampfs. Wie schon Wilhelm Busch wusste: Der Onkel, der das Geld mitbringt, ist beliebter als die Tante, die Klavier spielt.

In Berlin hat man das offenbar verstanden.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft