Hamburg, Frankfurt, München, Berlin: Rund 40 der 50 größten Entwickler-Studios und Publisher sind in diesen vier Games-Metropolen zu Hause.
[no_toc]Einmal im Jahr, im August zur Kölner Gamescom, sonnt sich Nordrhein-Westfalen im internationalen Flutlicht der Videospiele-Welt. Sobald die Lampen in den Messehallen ausgeknipst werden, bleibt die Erkenntnis, dass das Bundesland die einstige Vormachtstellung als Herzkammer der deutschen Games-Branche verloren hat. Selbst Blue Byte – seit bald 30 Jahren in NRW zu Hause und einer der größten Spiele-Entwickler des Landes – zieht es demnächst mit einer Filiale in Berlin.
Immerhin: Mit Ubisoft (Düsseldorf) und Electronic Arts (Köln) haben zwei der weltweit bedeutendsten Spielehersteller ihre Deutschland-Zentralen im Land an Rhein und Ruhr – beide setzen Jahr für Jahr mehr als 100 Millionen Euro um.
Games-Republik Deutschland: Berlin holt auf
Die Musik spielt inzwischen aber zweifelsohne an anderen Standorten: Hamburg und Berlin erheben jeweils den Anspruch, die deutsche „Games-Hauptstadt“ zu repräsentieren. In beiden Fällen mit guten Argumenten: Förmlich im Wochentakt eröffnen in Berlin neue Niederlassungen, Vertriebs-Büros und Studios aus dem erweiterten Games-Umfeld.
Gerade Unternehmen aus dem US-amerikanischen und asiatischen Raum entscheiden sich häufig für die Hauptstadt, von King („Candy Crush Saga“) über Riot Games („League of Legends“) bis Epic Games (Unreal-Engine).
Die meisten Arbeitsplätze der Branche stellt aber nach wie vor Hamburg: Alleine die deutschen Top 3 – Bigpoint, InnoGames und Goodgame Studios – beschäftigen deutlich über 1.000 Mitarbeiter.
Ebenso wie diese drei Hamburger Unternehmen verdient die überwältigende Mehrheit der deutschen Entwickler ihr Geld auch im Jahr 2017 mit „kostenlosen“ Spielen, also Free2play-Browsergames und -Mobilegames. Nur wenige Publisher und Studios produzieren schwerpunktmäßig klassische PC- und Konsolenspiele , darunter Deck 13 („The Surge“), Daedalic („The Pillars of Earth“), Piranha Bytes („ELEX“) oder King Art („Die Zwerge“).
94 Prozent des deutschen Spiele-Umsatzes wird importiert
Auch wenn Deutschland als Exportweltmeister gilt: Rund 94 Prozent des hierzulande erzielten Umsatzes mit Computerspielen wird importiert. In der Liste der 20 meistverkauften Videospiele 2016 findet sich ein einziger Titel, der von einem deutschen Publisher stammt (allerdings in der Schweiz entwickelt wurde): der „Landwirtschafts-Simulator 2017“. Alle anderen Bestseller – von „FIFA“ über „Pokémon“ bis „The Witcher 3“ – entstehen in den USA, Kanada, Schweden, Polen und natürlich in Japan.
Aus historischen Gründen haben sich die meisten japanischen Videospiele-Konzerne im Großraum Frankfurt angesiedelt, allen voran Sony PlayStation, Nintendo, Konami und Bandai Namco. Zwei relevante Ausnahmen sind in Hamburg zu Hause: Square Enix („Tomb Raider“, „Final Fantasy“) und Capcom („Resident Evil“).
Das deutsche Ballungszentrum der US-Spiele-Industrie befindet sich hingegen in München: Die bayerische Landeshauptstadt ist seit vielen Jahren die Heimat von Microsoft (Xbox One, „Minecraft“), Take-Two Interactive samt der Marken 2K Games und Rockstar Games („Grand Theft Auto“, „Civilization“) und Marktführer Activision Blizzard („Destiny“, „Overwatch“).