Start Wirtschaft Unity-CEO John Riccitiello tritt zurück

Unity-CEO John Riccitiello tritt zurück

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Unity gilt neben der Unreal Engine als eines der populärsten Tools bei der Entwicklung von Videospielen (Abbildung: Unity Technologies)
Unity gilt neben der Unreal Engine als eines der populärsten Tools bei der Entwicklung von Videospielen (Abbildung: Unity Technologies)

Die Unwucht rund um die Unity Runtime Fee und die Folgen: Nach fast zehn Jahren muss John Riccitiello den Chefposten bei Unity räumen.

Unter der reichlich euphemistischen Überschrift „Unity Announces Leadership Transition“ verbirgt sich eine spektakuläre, wenngleich vielfach erwartete Personalie: Die börsennotierte Unity Software Inc. verkündet den Rücktritt von John Riccitiello aus allen Ämtern – inklusive seiner Funktionen als President, Chief Executive Officer, Chairman und Mitglied des Board of Directors.

Für eine Übergangsfrist soll er beratend noch an Bord bleiben – Riccitiellos CEO-Aufgaben übernimmt vorübergehend James M. Whitehurst, bis ein ‚richtiger‘ Nachfolger gefunden ist.

Riccitiello spricht von einem „Privileg“, den Technologie-Konzern mit Sitz in San Franciscofast eine Dekade lang geleitet zu haben. Denn der 65jährige Top-Manager steht seit 2014 an der Spitze des Unternehmens, das die bekannte Unity Engine entwickelt und vertreibt. Die Software bildet die Grundlage für Abertausende PC-, Konsolen- und Smartphone-Spiele und ist bei Studios rund um den Globus im Einsatz, auch im deutschsprachigen Raum.

Auch wenn die Ankündigung keine Details zu den Gründen für die Ablösung enthält, spricht viel für einen Zusammenhang mit der umstrittenen Unity Runtime Fee. Anfang September hatte Unity über Nacht die Einführung jener Gebühr angekündigt, die zusätzlich zum bestehenden Abo-Modell berechnet werden sollte – und zwar pro installiertem Spiel. Die Nachricht hatte einen Sturm der Entrüstung bei Spiele-Entwicklern ausgelöst, weil die daraus resultierenden Kosten massive Auswirkungen auf die Kalkulation bestehender und in Entwicklung befindlicher Spiele gehabt hätten (Kolumne / juristische Bewertung).

Mittlerweile ist Unity zurückgerudert und hat ein „entschärftes“ Abrechnungsmodell präsentiert – viele Fragen sind aber weiterhin offen. Unity steht seit Jahren unter Erlös-Druck und müht sich, die Kosten in Griff zu bekommen – inklusive mehrerer Sparrunden, die auch 2023 den Abbau Hunderter Arbeitsplätze zur Folge hatten.

Riccitiello zählt zu den bekanntesten und schillerndsten Persönlichkeiten in den Chefetagen der US-Games-Industrie an der Westküste und hat sich regelmäßig öffentlichkeitswirksam mit der Branche und Investoren angelegt. Bereits von 1997 bis 2004 war er Chief Operation Officer von Publisher Electronic Arts (Need for Speed, FIFA) – nach einer Pause kehrte er 2007 als Nachfolger von Larry Probst als CEO zurück, ehe er im März 2013 zurücktrat. Ein Jahr später setzte er seine Karriere bei Unity fort.