Was bedeutet eigentlich die Übernahme von Tivola durch Three Gates? Geschäftsführer Hendrik Peeters erklärt, wie es mit den Mobilegames-Entwicklern weitergeht.
Nach Kolibri Games und Promotion Software ist das Hamburger Studio Tivola Games bereits das dritte deutsche Games-Unternehmen, das im laufenden Jahr den Besitzer wechselt. Die Spezialisten für putzige Heim- und Haustier-Spiele-Apps gehören seit vergangener Woche zu zwei Dritteln der bis dato weithin unbekannten Aktiengesellschaft Three Gates AB mit Sitz auf der schwedischen Insel Gotland.
Tivola-Geschäftsführer bleibt Hendrik Peeters, der das Unternehmen seit 2013 leitet. Im GamesWirtschaft-Interview erklärt Peeters, wie es zum Deal mit den Skandinaviern kam.
GamesWirtschaft: Warum habt ihr euch entschieden, gerade jetzt die Mehrheit am Unternehmen abzugeben?
Peeters: Die Entscheidung ist natürlich nicht spontan getroffen worden. Im Sommer 2018, nachdem wir gerade das beste Jahr unserer Firmengeschichte hingelegt hatten, mussten wir mit Blick in die Zukunft feststellen, dass wir uns nicht einfach auf dem Status Quo ausruhen können.
Für Tivola war das keine grundsätzlich neue Erkenntnis, da wir uns in den 25 Jahren, in denen die Firma besteht, diverse Male neu erfinden mussten. Aber tatsächlich die seit über 15 Jahren bestehende Struktur in Frage zu stellen, war natürlich nicht mal eben getan.
Wir waren und sind entschlossen, unseren Weg hin zum vollwertigen Entwickler – zusätzlich zu den Aktivitäten als Publisher – weiterzugehen. Dafür müssen wir auch unser Geschäftsmodell weiterentwickeln, was vor allem bedeutet, unsere bestehende Reichweite besser zu nutzen und größere Spiele zu produzieren. Was aus eigener Kraft nicht geht.
Was wird durch die Übernahme möglich, was bislang nicht bzw. nicht in diesem Umfang möglich war?
Ich bin sehr glücklich darüber, mit dem Wissen in die neue Partnerschaft gehen zu können, dass Tivola grundsätzlich bleiben kann, wie es ist, sich aber gleichzeitig in die richtige Richtung weiterentwickeln darf.
Dabei geht es vor allem darum, die Monetarisierung zu verbessern. Hier können wir direkt vom wirtschaftlichen und technischen Know-How profitieren, das Three Gates mitbringt.
Es ist eine Partnerschaft, in der beide Parteien ihre Kompetenzen einbringen und wir gemeinsam schönere Spiele entwickeln und publishen können, als wir es jeweils alleine geschafft hätten.
Auf welche Plattformen, Geschäftsmodellen und Genres wollt ihr euch fokussieren?
Tivola wird sich weiterhin auf mobile und digitale Plattformen konzentrieren, sprich: erst einmal auf Apps für iOS und Android.
Das von uns lange gepflegte Freemium-Modell soll durch Free2Play abgelöst werden – einzelne Elemente findet man bereits jetzt in ein paar unserer Spiele. Davon abgesehen blieben wir ‚cute‘ und es wird nicht überraschen, wenn auch unsere nächsten Games Tiere beheimaten. In dieser Nische fühlen wir uns weiterhin sehr wohl.
Welche konkreten Auswirkungen hat der Three-Gates-Einstieg auf euren angestammten Hamburger Standort und hier insbesondere auf die Belegschaft?
Wir bleiben hier, und das Team darf langsam weiter wachsen. Tivola soll nicht neu erfunden oder verändert, sondern einfach besser werden. Dazu beitragen wird der enge Austausch zwischen den Teams von Three Gates und Tivola, der auch in gemeinsamen Produktionen münden soll.
Welche Rolle spielt die Bundes-Förderung bei euren Plänen?
Wir haben im letzten Jahr eine Skizze eingereicht, die bewilligt wurde, so dass wir jetzt den Antrag stellen könnten. Allerdings mussten wir durch die anstehenden Änderungen erst einmal auf Pause drücken, holen den Antrag aber jetzt natürlich schnell nach. Wir freuen uns auch schon wahnsinnig darauf, mit dem Projekt endlich loslegen zu können, da es definitiv ein besonderes Spiel werden wird für Tivola.
Ein weiteres Mal investiert ein schwedisches Unternehmen in ein traditionsreiches deutsches Studio. Abgesehen von frischem Kapital: Warum arbeiten gerade deutsche Entwickler auffällig oft mit skandinavischen Investoren zusammen?
Ich kann nur für uns antworten: Es passt einfach geschäftlich und menschlich. Wir freuen uns total auf die Zusammenarbeit.