Start Wirtschaft Simuliertes Glücksspiel: USK erhöht Altersfreigabe für NBA 2K22

Simuliertes Glücksspiel: USK erhöht Altersfreigabe für NBA 2K22

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Anders als NBA 2K21 ist NBA 2K22 erst ab 12 Jahren freigegeben (Abbildungen: 2K)
Anders als NBA 2K21 ist NBA 2K22 erst ab 12 Jahren freigegeben (Abbildungen: 2K)

Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten ist mit NBA 2K22 eine Basketball-Simulation von Take Two nicht mehr ohne Altersbeschränkung freigegeben.

Am heutigen 10. September erscheint das Basketballspiel NBA 2K22 für PlayStation 4, PlayStation 5, Nintendo Switch, Xbox One und Xbox Series X/S. Die Serie gehört zu den Umsatzrennern im Sortiment des US-Publishers Take Two Interactive: Im Schnitt nutzen täglich mehr als 2 Millionen Menschen den Vorgänger NBA 2K21 – die jährlichen Neuauflagen des 2K-Sportspiels generieren Hunderte Millionen Euro an Umsatz.

Ursächlich für den großen kommerziellen Erfolg sind nicht alleine die Absatzzahlen der 70-Euro-aufwärts-Spiele, sondern insbesondere die Mikrotransaktionen: Wer sein Team für den Online-Modus „Mein Team“ (MyTeam) fit machen will, gönnt sich Zufallskarten-Pakete, in denen NBA-Superstars, aber auch begehrte Trikots, Tattoos, Frisuren, Bewegungsabläufe oder Schuhe enthalten sind. Die dafür nötige Spielwährung (VC) kann man sich entweder langwierig erspielen oder aber durch Echtgeld-Einsatz aufs Konto buchen: Spielgeld gibt es in unterschiedlicher Abstufung von 1,99 Euro bis 99,99 Euro.

Eine derart ausgestaltete Lootboxen-Mechanik ist wegen ihres Glücksspiel-Charakters im In- und Ausland umstritten und in einigen EU-Ländern untersagt. Lootboxen sind inzwischen Thema im jährlichen Drogenbericht der Bundesdrogenbeauftragten – das Innenministerium warnt explizit vor Games mit Lootboxen. Der politische Kesseldruck steigt also.

Die Berliner Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) reagiert darauf: Anders als alle Vorgänger von NBA 2K22 seit der Jahrtausendwende ist die neueste Ausgabe nicht mehr ohne Altersbeschränkung (landläufig: USK 0) freigegeben. Stattdessen hat sich die USK  dazu entschieden, das Spiel mit „Freigegeben ab 12 Jahren“ zu kennzeichnen.

Auf GamesWirtschaft-Anfrage teilt die USK mit, dass die Bewertung auf die Änderung der Leitkriterien im August vergangenen Jahres mit Blick auf „simuliertes Glücksspiel“ zurückzuführen ist: „Bei dem angesprochenen Spiel konnte das Gremium, das für die Entscheidung über die Altersfreigabe zuständig ist, für Kinder unter 12 Jahren eine Gewöhnung an Glücksspiel aufgrund der Ausgestaltung nicht ausschließen.“

Erst ab einem Alter von 12 Jahren sieht das USK-Gremium „die notwendige Reife gegeben“, um die Einbettung von Glücksspielelementen im Spiel als eindeutig fiktiven Spielbestandteil erkennen zu können.

Welche Spielelemente konkret zur Einstufung geführt haben, ist für den Verbraucher nicht nachvollziehbar: Die Herleitung ist nicht auf der USK-Website einsehbar.

Erst die im Mai in Kraft getretene Reform des Jugendschutzgesetzes soll künftig dafür sorgen, das mit Zusatzhinweisen vor „Nutzungsrisiken“ für Kinder und Jugendliche explizit gewarnt wird. Der Verband der deutschen Games-Industrie ist Gesellschafter der USK und hat das Gesetz bis zuletzt erbittert bekämpft.

Die USK will die NBA 2K22-Entscheidung nicht als Blaupause für alle Games mit Lootboxen verstanden wissen: „Die USK befindet nach wie vor mit den obersten Landesjugendbehörden dazu im Umsetzungsprozess, der groß angelegt ist und mit den vielen neuen Akteur*innen auf Aufsichtsseite im Jugendmedienschutz abgestimmt wird und deshalb auch einige Zeit in Anspruch nimmt.“

FIFA 22 aus dem Hause Electronic Arts, das ebenfalls auf Lootboxen in Form von FUT-Packs setzt, ist wie all seine Vorgänger weiterhin ohne Einschränkungen freigegeben. Woran das liegt und wie sich der Unterschied zu NBA 2K22 erklärt, wird sich möglicherweise bei Veröffentlichung des Fußballspiels ab 1. Oktober zeigen.