„Kaufdruck, Sex und Hass“ hat die Stiftung Warentest in populären Spiele-Apps gefunden, die sich – auch – an Kindern richten.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Stiftung Warentest populäre Spiele-Apps unter die Lupe nimmt, die sich insbesondere bei Kindern großer Beliebtheit erfreuen. Auch bei der erneuten Prüfung von Games bis zu einer Altersfreigabe von maximal 12 Jahren sind die Experten mit der Gesamtsituation unzufrieden: „reihenweise alarmierend“, „nicht akzeptabel“, “ höchst bedenklich“ seien die Inhalte und Geschäftsmodelle.
Mit Ausnahme der kostenpflichtigen Minecraft-App von Microsoft sind alle 16 getesteten Mobilegames durchgefallen, aus unterschiedlichen Gründen: Brawl Stars, Subway Surfers, Candy Crush Saga, Pokémon Go, Fortnite, Roblox, Clash of Clans, Hay Day, Genshin Impact, Gardenscapes, Monopoly Go, Royal Match, Solitaire Grand Harvest, Whiteout Survival und Township.
Holger Brackemann, der den Bereich ‚Untersuchungen‘ der Stiftung Warentest leitet, wertet das vielfach manipulative Spieldesign als besonders problematisch: „Es verleitet Kinder dazu, immer mehr zu spielen und immer mehr zu kaufen.“ Als Beispiele nennt er Belohnungen fürs tägliche Spielen, soziale Verpflichtungen gegenüber Mitspielern sowie Aufforderungen, zu bestimmten Uhrzeiten zu spielen – Motto: „Komm morgen zurück, um dieses Geschenk abzuholen, oder die Geschenkserie ist vorbei!“.
Sogenannte ‚Dark Patterns‘ seien gängige Praxis: So würden reale Kosten durch fiktive Spielwährungen verschleiert – künstlich eingebaute Wartezeiten lassen sich nur durch Geldeinsatz überspringen oder beschleunigen. Besonders alarmierend: Auf gemeldete Fälle von faschistischen, sexualisierten und/oder antisemitischen Nutzer- und Gruppen-Namen sowie Grooming-Vorfällen hätten die Anbieter entweder erst gar nicht reagiert oder nichts dagegen unternommen.
Die Stiftung Warentest fordert daher ‚Kinderschutz by default‘. Bedeutet: den vollständigen Verzicht auf In-App-Käufe und Dark Patterns bei Spielen für Kinder. „Die Grundeinstellungen der Apps sollten so sein, dass sie von Kindern bedenkenlos genutzt werden können. Auch eine bessere Kontrolle jugendgefährdender Inhalte sei dringend nötig“, so Brackemann.
Sein Kollege Martin Gobbin rät Eltern dazu, mit ihren Kindern proaktiv über Spiele-Apps und die verbauten Risiken zu sprechen: „Außerdem können sie In-App-Käufe verhindern, die Bildschirmzeit begrenzen und Kinder offline spielen lassen (Tipps für iOS und Android). Abseits der populären Spiele-Apps gibt es auch viele Games, die besser für Kinder geeignet sind.“
Dass die Games-Industrie den Forderungen der Experten nachkommt, ist nach Lage der Dinge und mit Blick auf die Ergebnisse der Jahre 2017 und 2019 nicht zu erwarten: Nahezu der komplette Games-Umsatz auf Smartphones und Tablets wird durch ‚kostenlose‘ Free2Play-Titel erwirtschaftet. Allein in Deutschland hat die Branche im vergangenen Jahr rund 3 Milliarden € mit In-App-Käufen eingespielt.
Die konkreten Ergebnisse des Stiftung Warentest-App-Tests sind in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Test nachzulesen – alternativ lässt sich der Artikel per Einzelabruf erwerben.
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