Gratis-Apps können sehr teuer werden – so das Fazit der Stiftung Warentest. Die Verbraucherschützer haben 50 der bekanntesten Spiele-Apps untersucht, von „Pokémon Go“ bis „Clash of Clans“.
[no_toc]Zufälle gibt’s: Parallel zur Meldung des Branchenverbands BIU über neue Umsatzrekorde bei Free2play-Spiele-Apps mit besonderer Würdigung der „Kundenfreundlichkeit“ des Modells verschickt die Stiftung Warentest eine Pressemitteilung. Überschrift: „Pokémon Go, Minecraft & Co.: So werden Kids mit Apps abgezockt.“
Stiftung Warentest warnt vor „Abzocke“ durch Free2play-Smartphone-Spiele
Für die Juli-Ausgabe der Zeitschrift test (ab Donnerstag im Handel) hat die Stiftung Warentest rund 50 iOS- und Android-Spiele-Apps unter die Lupe genommen, die meisten basieren auf dem Free2play-Modell. Finanziell unterstützt wurde der Test vom Familienministerium und vom Justizministerium.
Von besonderem Interesse: Kinder- und Jugendschutz sowie Datenschutz und Geschäftsbedingungen. So haben die Tester unter anderem geprüft …
- inwieweit die Inhalte und die eingeblendete Werbung altersgerecht sind
- wie die Ingame-Chat-Funktion gestaltet ist (zum Beispiel mit Blick auf Meldefunktionen)
- welche Social-Media-Verknüpfungen es gibt (Beispiel: Gratis-Belohnungen für das Anwerben von Freunden)
- wie aggressiv das Spiel monetarisiert ist, sprich: In welcher Frequenz zu Abos oder Ingame-Käufen aufgerufen wird
- ob und welche Werbung im Spiel dargestellt wird
- ob AGBs und Datenschutzerklärungen vorhanden, rechtskonform und verständlich sind
- wie mit den Nutzerdaten umgegangen wird
Stiftung Warentest: „Was wir gefunden haben, ernüchtert.“
Das Ergebnis: Vermeintlich „kostenlose“ Apps seien oft teuer, der Daten- und Kinderschutz falle in vielen Fällen „inakzeptabel“ aus. Kein einziges getestetes Smartphone-Spiel sei unbedenklich. Die zuständige Projektleiterin lässt sich mit den Worten zitieren: „Was wir gefunden haben, ernüchtert.“
19 der 50 geprüften Apps schützten Kinder zu wenig vor Mobbing oder ungewünschter Kontaktaufnahme durch Fremde. Werbung sei nicht klar als solche gekennzeichnet. Viele Free2play-Spiele seien bewusst so gestaltet, dass der Spieler anfänglich große Fortschritte erziele, aber vergleichsweise zügig Ressourcen für Echtgeld erwerben müsse, um weiterspielen zu können. „Abwarten und leiden – oder Geld ausgeben“, so das Geschäftsmodell. Die Formulierung „Free2play“ sei meist irreführend, weil die Spiele zum Geldausgeben verleiten – manche plump, manche aggressiv. Die Stiftung Warentest kritisiert in diesem Zusammenhang die mangelhafte Preistransparenz und die fehlende Kostenkontrolle.
Nur in 4 der 50 Fälle werden die gesetzlichen Bestimmungen mit Blick auf Datenschutz und Geschäftsbedingungen erfüllt. Knapp die Hälfte der Apps belohne den Spieler mit Gratis-Währung und -Gütern für die Verknüpfung mit Facebook.
Die Stiftung Warentest rät den Eltern, die Smartphone- und Tablet-eigenen Jugendschutz- und Kauf-Einstellungen penibel einzurichten und entsprechend einzuschränken, um „versehentliche“ Ingame-Käufe zu vermeiden. Außerdem empfiehlt der Verein, die Ausgaben über Guthabenkarten zu steuern und zu kontrollieren. Auf iPhone-Geräten ist dies zum Beispiel über die sogenannte „Familienfreigabe“ möglich.
Stiftung Warentest untersucht 50 Smartphone-Spiele
Folgende Spiele hat die Stiftung Warentest getestet:
- Bubble Witch 3 Saga (Android) – King
- Candy Crush Saga (Android, iOS) – King
- Candy Crush Soda Saga (Android, iOS) – King
- Castle Clash: Ära der Bestien (Android, iOS) – IGG.com
- Clash of Clans (Android, iOS) – Supercell
- Clash of Kings (Android, iOS) – Elex
- Clash Royale (Android, iOS) – Supercell
- Farm Heroes Saga (Android) – King
- FIFA Mobile Fußball (Android) – Electronic Arts
- Game of War: Fire Age (Android, iOS) – Machine Zone
- Gardenscapes: New Acres (Android, iOS) – Playrix Games
- Hay Day (Android, iOS) – Supercell
- Forge of Empires (Android) – InnoGames
- Huuuge Casino – Slots (Android) – Huuuge
- King of Avalon: Dragon Warfare (Android) – Diandian
- Kleines Kätzchen – meine Lieblingskatze (iOS) – Fox and Sheep GmbH
- Last Empire: War Z (Android) – im30.net
- Legacy of Discord (Android) – GTarcade
- Lego Ninjago: Schatten des Ronin (iOS) – Warner Bros.
- Lords Mobile (iOS) – IGG.com
- Madden NFL Mobile (Android) – Electronic Arts
- Marvel Sturm der Superhelden (iOS) – Kabam
- Minecraft Pocket Edition (Android) – Microsoft
- Mobile Strike (Android, iOS) – Epic War
- Paw Control: Die Rettung läuft (iOS) – Nickelodeon
- Pokémon Go (Android, iOS) – Niantic
- SimCity BuildIt (Android) – Electronic Arts
- Slotpark: Gratis Slot Games (Android) – Funstage
- Star Wars: Galaxy of Heroes (Android und iOS) – Electronic Arts
- Summoner’s War: Sky Arena (Android, iOS) – Gamevil
- Thomas und seine Freunde: Magische Gleise (iOS) – Budge Studios
- Toca Hair Salon 3 (iOS) – Toca Boca
- Township (Android) – Playrix Games
- Vikings: War of Clans (Android) – Plarium
- Yu-Gi-Oh! Duel Links (iOS) – Konami