Start Wirtschaft Activision Blizzard-Übernahme: Call of Duty auch künftig auf PlayStation (Update)

Activision Blizzard-Übernahme: Call of Duty auch künftig auf PlayStation (Update)

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Microsoft plant die Übernahme von Activision Blizzard. Kaufpreis: jenseits von 68 Milliarden $ (Abbildungen: Microsoft Inc.)
Microsoft plant die Übernahme von Activision Blizzard. Kaufpreis: jenseits von 68 Milliarden $ (Abbildungen: Microsoft Inc.)

Microsoft gewinnt vor einem US-Gericht – und erringt einen entscheidenden Etappensieg auf dem Weg zur Übernahme von Activision Blizzard.

Update vom 16. Juli 2023 (18 Uhr): Microsoft und Sony Interactive machen’s schriftlich: Auch nach vollzogener Übernahme von Activision Blizzard wird die Marke Call of Duty auf PlayStation-Systemen stattfinden – beide Unternehmen haben ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Das hat Head of Xbox Phil Spencer am späten Sonntag-Nachmittag deutscher Zeit via Twitter verkündet.

Angaben zur Laufzeit und zu den konkreten Bedingungen wurden zunächst nicht bekannt. Microsoft hat und vor während der Verhandlungen vor einem kalifornischen Gericht zugesagt, dass die Call of Duty-Spiele zeit- und inhaltsgleich auf Sony-Systemen veröffentlicht werden sollen.

Die Last-Minute-Einigung der beiden Konsolen-Hersteller kann als Signal gewertet werden, dass auch Sony Interactive keine realistischen Möglichkeiten mehr sieht, die Rekord-Übernahme zu verhindern.


Update vom 14. Juli 2023 (9:30 Uhr): Kein Tag ohne neue Entwicklungen in der Causa Microsoft vs FTC: Die US-Behörde hat ihren Einspruch formuliert und macht insbesondere geltend, Richterin Corley hätte mögliche Auswirkungen auf den Cloud-Gaming-Markt falsch eingeschätzt und an dieser Stelle die Microsoft-Argumente zu hoch gewichtet.

In der Replik betont Microsoft, die FTC hätte keinen einzigen juristischen Wirkungstreffer gelandet, der einen Projekt-Stopp rechtfertigen würde. Das Gericht hat den FTC-Einspruch zurückgewiesen – am heutigen Freitag wird sich das Berufungsgericht (9th Circuit Court of Appeals) in San Francisco mit dem Fall beschäftigen.

Bloomberg berichtet außerdem, dass es Bewegung im Vereinigten Königreich gibt: Microsoft habe angeboten, Vermarktungsrechte im Cloud-Segment an Mitbewerber zu verkaufen – etwa an Telekommunikations-, Internet- oder Games-Konzerne. Interesse gäbe es auch von privaten Investoren.

In der Zwischenzeit haben die Behörden in der Türkei die Übernahme genehmigt – ohne Auflagen.

Klar ist: Es geht in Riesenschritten auf die Zielgerade zu – mit klarem Momentum auf der Seite von Microsoft.


Update vom 13. Juli 2023 (9:30 Uhr): Ungeachtet der weiter laufenden Verhandlungen schafft die Nasdaq Fakten: Die Zusammensetzung des wichtigen US-Börsen-Index Nasdaq 100 ändert sich am kommenden Montag, also einen Tag vor Ablauf der Übernahmefrist. Das Marketing-Unternehmen The Trade Desk ersetzt die Aktie von Activision Blizzard (ATVI), wie in der Nacht zum Donnerstag offiziell bekannt wurde.

Dem Nasdaq 100 gehören die US-Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert an, vornehmlich Tech-Werte – darunter Apple, Amazon, AMD, Meta (Facebook, Instagram), Tesla, Intel, Netflix, Ebay, Alphabet (Google, YouTube), PayPal, Nvidia und natürlich Microsoft.


Update vom 13. Juli 2023 (9 Uhr): It ain’t over til it’s over: Die US-Wettbewerbsaufsicht FTC hat nach ihrer juristischen Niederlage Berufung eingelegt – zur Stunde ist noch unklar, mit welchem Argument. Gegenüber dem US-Magazin The Verge reagiert Microsoft enttäuscht – man werde sich gegen den Versuch wehren, die Übernahme hinauszuzögern.

Activision-Blizzard-Managerin Lulu Cheng Meservey betont, an der Faktenlage habe sich nichts geändert – was man notfalls erneut vor Gericht verteidigen werde. Blizzard-Boss Mike Ybarra versucht es mit Sarkasmus: „Your tax dollars at work“ („Eure Steuergelder bei der Arbeit.“)

Auf dieser Seite des Atlantiks kämpft Microsoft in der Zwischenzeit gegen die CMA, dem FTC-Pendant im Vereinigten Königreich: Das angebotene Zugeständnis könnte den Leistungsumfang der Cloud-Gaming-Komponente im Xbox Game Pass betreffen – allerdings nur für Kunden in England, Schottland, Wales und Nordirland.

Die Last-Minute-Verhandlungen und -Einsprüche sind deshalb relevant, weil am 18. Juli – also am kommenden Dienstag – eine vereinbarte Frist endet, die Microsoft und Activision Blizzard im Januar 2022 vereinbart hatten. Wird das Datum gerissen, entstehen Schadensersatz-Ansprüche in Milliarden-Höhe.


Update vom 12. Juli 2023 (15 Uhr): Die britische Kartellbehörde CMA hat im Nachgang zur US-Entscheidung vor Hoffnungen mit Blick auf eine schnelle Einigung gewarnt – die Zugeständnisse, die Microsoft anbietet, könnten umgekehrt sogar zu einer neuen Bewertung und damit zu einer weiteren Untersuchung führen.

Wie eine Lösung des Konflikts aussehen könnte, ist weiterhin offen. Grundsätzlich vorstellbar ist eine Konstruktion, wie sie die EU-Kommission zur Auflage gemacht hat: Brüssel hatte durchgesetzt, dass EU-Bürger die PC- und Konsolen-Spiele von Activision-Blizzard kostenlos mit anderen Cloud-Streaming-Diensten nutzen können.


Update vom 12. Juli 2023 (9 Uhr): Das Finanzportal CNBC berichtet, Microsoft habe der britischen Wettbewerbs-Behörde CMA eine kleinere De-Investition angeboten – was genau, ist zur Stunde unklar. In Frage kommen beispielsweise einzelne Studios, Marken, Geschäftsbereiche, Standorte oder Beteiligungen.

Mit Blick auf die vertraglich vereinbarte ‚Deadline‘ zwischen Microsoft und Activision Blizzard am kommenden Dienstag könnte es noch in dieser Woche zu einer Einigung kommen.


Update vom 11. Juli 2023 (18 Uhr): Das Urteil des kalifornischen Gerichts zugunsten von Microsoft hat unmittelbare Auswirkungen auf die juristische Auseinandersetzung mit dem britischen Pendant zur US-Behörde FTC: Die Competition and Markets Authority (CMA) will das Verfahren pausieren und über Zugeständnisse verhandeln. Microsoft-Präsident Brad Smith twitterte, die Unterbrechung sei im öffentlichen Interesse.

Die CMA gilt als letzte verbliebene Hürde für einen erfolgreichen Abschluss der Activision-Blizzard-Übernahme. Anders als in den USA fokussieren sich die Widerstände nicht auf eine etwaige Call of Duty-Exklusivität, sondern auf eine theoretische Marktstellung von Microsoft mit Blick auf Cloud-Gaming und Spiele-Streaming.


Activision Blizzard-Übernahme: Microsoft siegt gegen FTC

Meldung vom 11. Juli 2023 (17:40 Uhr): 53 Seiten umfasst die schriftliche Urteils-Begründung, die am späten Dienstag-Nachmittag publik wurde: Darin werden die Einwände der US-Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) gegen den Kauf des Spieleherstellers Activision Blizzard (Call of Duty, World of Warcraft, Diablo) zurückgewiesen.

Die Entscheidung gilt als richtungsweisend, denn während unter anderem die EU-Kommission keine substanziellen Einwände gegen den 70-Milliarden-Dollar-Deal vorgebracht hat, stieß Xbox-Hersteller Microsoft in den USA und im Vereinigten Königreich auf erbitterten Widerstand bei den Wettbewerbshütern. Die FTC hatte sich um eine einstweilige Verfügung bemüht.

In den zurückliegenden Wochen hatte Richterin Corley eine ganze Reihe von Top-Managern vorgeladen, darunter Microsoft-CEO Satya Nadella, Head of Xbox Phil Spencer und Activision-Blizzard-Chef Bobby Kotick – Sony-PlayStation-Boss Jim Ryan äußerte sich per Video-Schalte. Im Verlauf des Verfahrens waren vertrauliche Präsentationen, Geschäftszahlen, E-Mail-Verläufe und weitere Details an die Öffentlichkeit gelangt.

Corley verweist insbesondere auf die Zusage von Microsoft, die marktführende Ego-Shooter-Marke Call of Duty in den kommenden zehn Jahren zeit- und inhaltsgleich zur Xbox-Version auf PlayStation-Konsolen zu veröffentlichen. Zusätzlich sollen die Spiele erstmals auch auf der Nintendo Switch erscheinen. Auch die Vereinbarungen mit konkurrierenden Streaming-Diensten haben offenkundig dazu beigetragen, die Argumente von Sony und FTC hinsichtlich einer marktbeherrschenden Stellung von Microsoft zu entkräften (mehr dazu in dieser Kolumne).

Eine Entscheidung zugunsten der FTC hätte den Übernahme-Vorgang mindestens verzögert, wenn nicht komplett verhindert. Dessen war sich auch Richterin Corley bewusst, wie sie in der Begründung ausführt: Aus ihrer Sicht ergeben sich keine Anhaltspunkte dafür, dass der intensive Wettbewerb auf dem PC- und Konsolen-Markt durch die Übernahme Schaden nimmt. Im Gegenteil würden die Verbraucher von den Microsoft-Zusagen profitieren, weil Spiele wie Call of Duty auf zusätzlichen Plattformen angeboten würden.

Damit kann Microsoft wie geplant die Übernahme vor dem vertraglich vereinbarten Termin (18. Juli) über die Ziellinie bringen – vorausgesetzt, im Vereinigten Königreich zeichnet sich noch eine Lösung ab. Die FTC kann außerdem noch Berufung einlegen – wenngleich die Erfolgsaussichten gering erscheinen, erst recht nach der heutigen Niederlage.

In einer ersten Twitter-Stellungnahme zeigt sich Xbox-Manager Phil Spencer dankbar und erleichtert über die schnelle Entscheidung des Gerichts zugunsten von Microsoft: „Wir konnten beweisen, dass der Activision-Blizzard-Deal gut für die Industrie ist – und dass die FTC-Vorbehalte bezüglich Plattform-Wechseln, Abo-Diensten und Cloud-Gaming nicht die Marktrealitäten widerspiegeln.“ 

Lulu Cheng Meservey, Chief Commercial Officer bei Activision Blizzard: „Die Justiz ist ihrer Aufgabe gerecht geworden: Ein faires und neutrales Gericht hat die korrekten Schlüsse hinsichtlich des Zusammenschlusses von Activision Blizzard mit Microsoft gezogen – basierend auf Fakten und dem Gesetz. Das Urteil der Richterin schmettert den ideologisch gesteuerten Versuch der FTC ab, einen Deal zu vermeiden, von dem Gamer profitieren – und der mehr Wettbewerb zulässt anstatt den Marktführer (Sony Interactive, Anm. d. Red.) zu schützen.“

Activision Blizzard-CEO Bobby Kotick hat sich per E-Mail mit sinngemäß ähnlichen Formulierungen an die Beschäftigten gewandt: „Wir sind zuversichtlich, dass die heutige Entscheidung den Weg bereitet für eine vollständige regulatorische Genehmigung rund um den Globus – wir sind bereit, mit den Behörden in UK zusammen zu arbeiten, um die verbliebenen Bedenken zu besprechen, so dass der Zusammenschluss schnell abgeschlossen werden kann.“

Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert.

10 Kommentare

  1. Zitat: „Klar ist: Es geht in Riesenschritten auf die Zielgerade zu – mit klarem Momentum auf der Seite von Microsoft.“

    Witzig wäre es, wenn Microsofts Gamingsparte ähnlich wie Ubisoft zur reinen Serienproduktion werden würde. Fortsetzung nach Fortsetzung ohne Gefühl für das einzelne Werk. Mehr wird Microsoft nicht wollen, die Massen werden es kaufen, aber mir ist lieber nach Qualität anstatt Quantität und hohle Fließbandproduktion.

  2. Die Berufung war klar, die FTC hätte den Streit nicht angefangen wenn die nicht auch davon überzeugt wären, dass MS hier eine klare Vormachtsstellung inne hat. Auch die Niderlage war abzusehen, denn in den USA zählt das öffentliche Interesse weit weniger als das Interesse einzelner Firmen. Solche Urteile sind auch hier bei uns in 1. Instanz durchaus üblich.

    Jetzt wird es erst so richtig spannend – denn die Messe ist erst nach der 2. oder 3. Instanz wirklich gelesen! Wenn die FTC will dann klappt das schon mindestens den Deal zu vezögern und wenn MS da tatsächlich eine Vertragsstrafe stehen hat, dann wird die auf jeden Fall auch fallen denn ich glaube nicht, dass bis nächste Woche dort tatsächlich soweit Klarheit herrscht, dass hier bei allen Beteiligten ruhigen Gewissens die Geldkoffer den Besitzer wechseln können.

    Selbt wenn alle am Ende ihr OK geben und der Markt dadurch in Schieflage gerät können die Kartellbehörden immer noch die Zerschlagung des Konzerns anregen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass MS sich dessen gegenüber sieht und so notgedrungen weitere Zugeständnisse an die Konkurenz machen muss. So war es mindestens bei Apple der Fall und ich wette Spencer wird sich in den Arsch beißen wenn die mit Sony verhandeln müssen 😂😂😂

    • Ach ja? Als Publisher vielleicht, aber nicht als Entwickler. Dazu sind die einfach unfähig. Können ihr Unvermögen nur durch Zukäufe kompensieren…

    • Wenn man es als Firma nicht mal schafft mit der eigenen hardware an Nintendo vorbei zu kommen, dann sehe ich da ziemlich schwarz für „No. 1 in the game“

  3. Ein ganz schwarzer Tag für die Spieleindustrie.

    Dürfte Präzedenzfall dienen, und somit kann nun jeder machen was er will.

    Well done MS. Die gefährlichste Firma der Welt.

    • Einfach die Produkte ignorieren. Habe seit fast zehn Jahren kein Produkt von Activision Blizzard gekauft. Kein Interesse an Warcraft, StarCraft, Diablo und erst recht CoD. Einfach langweilig. From Software ist wesentlich interessanter…

      • Oder so lange warten bis die Keys auf dem Zweitmarkt verschleudert werden, da verdient der Konzern am Ende auch nichts mehr dran

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