Von 100 Euro Videospiele-Umsatz in Deutschland bleiben hiesigen Studios nur noch knapp 4 Euro. Der Verband verweist auf „schwierige Rahmenbedingungen“.
Für rund 4,5 Milliarden Euro haben die Deutschen im Jahr 2020 bei Spieleherstellern eingekauft – seien es Konsolen-Games, In-App-Gegenstände, Abogebühren oder Erweiterungen (DLCs). Doch gerade einmal 191 Millionen Euro – also 4,2 Prozent – entfallen auf Produktionen made in Germany.
In absoluten Zahlen entspricht dies immerhin knapp 23 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Doch prozentual ist dies der niedrigste Wert, der bislang gemessen wurde. Der Grund: Der Gesamtmarkt ist viel stärker gewachsen – alleine von 2019 auf 2020 hat der deutsche Spiele-Software-Umsatz mehr als eine Milliarde Euro draufgesattelt. Davon profitiert haben allerdings in erster Linie internationale Publisher wie Electronic Arts (FIFA 21), Nintendo (Animal Crossing: New Horizons), Activision Blizzard (Call of Duty) oder Sony Interactive (The Last of Us Part 2).
Die Zahlen wurden von der GfK und von App Annie im Auftrag des Branchenverbands Game erhoben, der die Daten passgenau zum Start der digitalen Gamescom 2021 veröffentlicht.
Der Umsatz-Anteil deutscher Studios in den einzelnen Marktsegmenten fällt höchst unterschiedlich aus:
- PC- und Konsolenspiele: 15,2 Mio. Euro (1,3 %) – Vorjahr : 19,5 Mio.
- Online-/Browsergames: 83,2 Mio. Euro (7,2 %) – Vorjahr: 94,3 Mio.
- Mobilegames: 93 Mio. Euro (4,1 %) – Vorjahr: 54,5 Mio.
Bemerkenswert ist die rasante Umschichtung von Einnahmen bei Online-/Browser-Games (runter) in Richtung Mobilegames (rauf): Dieser Trend setzte sich auch 2020 nahtlos fort.
Der Industrieverband macht für den niedrigen Marktanteil insbesondere die „im internationalen Vergleich weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen“ verantwortlich. Dabei fördert der Staat die Entwicklung von Games mit Millionen-Aufwand: Allein während der Pilotphase wurden ab 2019 mehr als 27 Millionen Euro für 230 Projekte bewilligt. Für die im September 2020 gestartete Großprojektförderung stehen jährlich bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung. Hinzu kommen die Zuschüsse der Länder: So investiert Nordrhein-Westfalen pro Jahr 3 Millionen Euro.
Vom „historischen Wachstumssprung“ im Corona-/Lockdown-Jahr 2020 habe Deutschlands Games-Branche im Heimatmarkt „leider zu wenig profitieren“ können, bedauert Game-Geschäftsführer Felix Falk. „Dafür sind wir als Games-Standort noch nicht stark und breit genug aufgestellt. Zwar zeigt die bundesweite Games-Förderung bereits erste Effekte, wie der Anstieg der Beschäftigten im Kernarbeitsmarkt, aber die volle Wirkung wird sie erst in einigen Jahren entfalten. Und auch das wird nur gelingen, wenn wir weiter an den Wettbewerbsbedingungen in Deutschland arbeiten.“
Zum kompletten Bild gehört allerdings auch, dass der Marktanteil im Inland nur eine von vielen Kennzahlen darstellt, um den Erfolg der deutschen Games-Industrie seriös einzuordnen. Denn führende Anbieter von PC-, Konsolen-, Online- und Smartphone-Games erwirtschaften 60, 70, 80 Prozent ihres Umsatzes im Ausland, etwa in Europa, in den USA oder in Lateinamerika.
Mit der Gesamtsituation der deutschen Games-Industrie beschäftigt sich auch die aktuelle Folge unserer Kolumnen-Reihe.