Start Sport FUT und Lootboxen: „FIFA 20 ist kein Pay2Win“ – sagt EA

FUT und Lootboxen: „FIFA 20 ist kein Pay2Win“ – sagt EA

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Szene aus "FIFA 20": Je höher die Qualität des Spielers (hier: Arsenal-Superstar David Luiz), desto geringer die Chance auf einen Lootbox-"Treffer" in FUT-Packs (Abbildung: EA)

Lootboxen in Vollpreis-Spielen sorgen für Milliarden-Umsätze: Electronic Arts hält die Transparenz in Spielen wie „FIFA 20“ für ausreichend.

Harmlos wie Überraschungseier seien Lootboxen – so lautet nicht nur die Verteidigungslinie des Branchenverbands Game, sondern auch die Position von Spiele-Riesen wie Epic Games („Fortnite“) oder Electronic Arts („FIFA“), wie jüngst bei einer Anhörung im britischen Parlament.

Die Strategie ist nachvollziehbar: Für Hersteller wie Take-Two Interactive („NBA 2K19“, „GTA 5“) haben kostenpflichtige Lootboxen überragende Bedeutung für die Bilanz – allen voran Electronic Arts. Mit dem Sammelkarten-Multiplayer-Modus FIFA Ultimate Team (FUT) generiert EA Milliarden-Umsätze – ein Viertel der Einnahmen stammte zuletzt aus diesem stark wachsenden Segment.

In Ländern wie Belgien sieht man das Thema Lootboxen mit Blick auf Suchtgefahren, Jugendschutz und Glücksspiel-Mechaniken nicht ganz so gelassen – dort sind kostenpflichtige Lootboxen im Fußballspiel „FIFA“ seit Anfang des Jahres untersagt. Auch in den USA wächst der politische Druck: Um gesetzgeberisches Unheil in Form weitergehender Regulierung zu vermeiden, hat sich der Lobbyverband ESA gegenüber der US-Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde (FTC) zu mehr Transparenz verpflichtet. Wer PlayStation-, Xbox- oder Switch-Spiele anbietet, muss ab 2020 vor dem Kauf die Wahrscheinlichkeiten der virtuellen Güter offenlegen.

Kritiker und Politik sorgen sich mit Blick auf Lootboxen insbesondere um Kinder und Jugendliche – immerhin ist „FIFA 20“ ebenso wie „FIFA 19“ ab 0 Jahren freigegeben und unterliegt damit keinen Vertriebsbeschränkungen. Familienministerin Franziska Giffey hat Anfang des Jahres die Hersteller dazu aufgefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen. Aus Sicht der SPD-Politikerin gehört dazu auch die Offenlegung von Gewinnchancen sowie ganz generell eine unmissverständliche Kennzeichnung, dass Lootboxen im Spiel enthalten sind.

Die JIM-Studie 2018 weist "Fortnite" als beliebtestes Spiel deutscher Teenager aus (Stand: 29.11.2018)
Die JIM-Studie 2018 weist „Fortnite“ als beliebtestes Spiel deutscher Teenager aus (Stand: 29.11.2018)

Zudem fordert Giffey, dass Lootboxen auch Einfluss auf die Altersfreigabe haben sollten – eine Position, die unter anderem vom Game-Verband und der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) erwartungsgemäß zurückhaltend beurteilt wird. Die Freien Wähler in Bayern, die gemeinsam mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) regieren, wollen eine Gesetzes-Initiative auf Länderebene auf den Weg bringen. Ziel: „FIFA“ frei ab 18 Jahren.

Kritik am Geschäftsmodell „Lootbox“ kommt auch von Fachmagazinen wie GameStar: Wer nicht bereit ist, Geld für „FIFA“-Lootboxen auszugeben, müsse sich die Spieler-Pakete zeitraubend erspielen. Wer zahlt, kann sich Top-Teams schneller „zusammenkaufen“ – dadurch werde die Spielbalance im Multiplayer-Modus beeinträchtigt, so die Experten. Aufgrund dieser sogenannten Pay2Win-Mechanik nimmt die Redaktion regelmäßig Abschläge bei der „FIFA“-Gesamtnote vor.

EA zum Thema Lootboxen: „In FIFA geht es um Geschicklichkeit, Können und Erfahrung.“

Martin Lorber, PR Director bei Electronic Arts
Martin Lorber, PR Director bei Electronic Arts

„FIFA 19“ war 2018 das meistverkaufte Computerspiel in vielen europäischen Ländern, auch in Deutschland. Mittlerweile hat der US-Konzern allein hierzulande weit über 1,5 Millionen Stück abgesetzt.

Wenige Tage vor dem Verkaufsstart von „FIFA 20“ am 24. September hat GamesWirtschaft bei EA-Sprecher Martin Lorber nachgefragt, wie das Unternehmen mit dem Dauerbrenner-Thema Lootboxen umgeht.

Auch in „FIFA 20“ wird es möglich sein, zufällige Spielerkarten gegen Echtgeld zu erwerben – die dafür nötigen FIFA-Points können zum Beispiel via Kreditkarte oder Guthaben-Karte freigeschaltet werden, wie es sie in jedem Elektronikmarkt gibt.

GamesWirtschaft: Grundsätzlich gilt im FIFA-Ultimate-Team-Modus die Faustregel: Bessere Kicker = bessere Mannschaft = bessere Chancen. Optional kann der Kunde FUT-Packs kaufen, die höherwertige Spieler enthalten – je höher der Geldeinsatz, desto höher die Wahrscheinlichkeit für einen Top-Spieler. Was unterscheidet FUT aus EA-Sicht von Pay2Win?

Lorber: Bei „FIFA“ geht es um Geschicklichkeit, Können und Erfahrung. Gewinner sind die besten und erfahrensten Spieler. Bei FIFA Ultimate Team haben die Spieler die Wahl, Packs durch Spielen zu bekommen oder FIFA-Punkte zu kaufen, die gegen Packs getauscht werden können. Circa 85 Prozent aller in FIFA Ultimate Team vergebenen Packs werden im Spiel ohne Echtgeldkauf erworben.

Pay2Win wird allgemein als ein Spiel definiert, in dem man Ingame-Items kaufen kann, mit denen die Käufer einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber den Spielern haben, die diese nicht kaufen. Aber das ist nicht „FIFA“.

Bei „FIFA“ gibt es ja ganz viele unterschiedliche Spielmodi, darunter viele Spielmodi, bei denen der Spieler gar nicht online gegen andere Spieler antritt, so dass es keinen ‚Gewinner‘ im herkömmlichen Sinne gibt.

Aber auch wenn bei „FIFA“ die Spieler gegeneinander antreten, ist es kein Pay-to-Win-Spiel, denn auch hier es geht es – wie gesagt – um Geschicklichkeit, Können und Erfahrung.

Seit „FIFA 19“ weist Electronic Arts die groben Wahrscheinlichkeiten aus, mit der Spieler bestimmter Wertigkeit im FUT-Pack enthalten sind. Daraus geht jedoch nicht hervor, wie die Chancen auf 90+-Profis wie Lewandowski, Ronaldo, Neuer, Kroos, Neymar oder Messi stehen. Nach Hochrechnungen von Fans liegen die Wahrscheinlichkeiten im Promille-Bereich, zumal Top-Spieler – anders als etwa bei Panini-Alben – erheblich seltener im Spiel vorkommen und daher einem „Jackpot“ gleichkommen. Warum werden solche Details mit Blick auf die Transparenz nicht detailliert vor dem Kauf offen gelegt?

Wir sind der Meinung, dass die entsprechenden Informationen auf unserer Webseite sehr umfassend, detailliert und transparent sind.

Szene aus "FIFA 20": Die bayerischen Regierungsparteien wollen sich für eine stärkere Regulierung von Lootboxen einsetzen (Abbildung: Electronic Arts)
Szene aus „FIFA 20“: Die bayerischen Regierungsparteien wollen sich für eine stärkere Regulierung von Lootboxen einsetzen (Abbildung: Electronic Arts)

Garantiert Electronic Arts, dass der Inhalt der kostenpflichtigen FUT-Packs zu 100 Prozent zufallsgeneriert ist und somit NICHT
a) von den bereits „gezogenen“ Karten des Spielers
b) vom bisherigen oder prognostizierten Ingame-Umsatz des Spielers
c) vom Kauf-Verhalten bzw. von den FUT-Teams anderer Spieler (zum Beispiel befreundete Accounts)
abhängt?

Die Aktionen eines einzelnen Spielers, ob in der Vergangenheit oder Gegenwart, haben keinen Einfluss auf den Inhalt oder die Wahrscheinlichkeiten der Packs.

In FIFA Ultimate Team werden ständig neue Objekte und andere Live-Inhalte hinzugefügt, die die Wahrscheinlichkeiten verändern können.

Da sich die Wahrscheinlichkeiten im Laufe der Saison ändern können, hat der Spieler jederzeit die Möglichkeit, die Pack-Wahrscheinlichkeiten vor dem Kauf eines Packs anzuschauen. Die Wahrscheinlichkeiten gelten zum unten auf dem Bildschirm angezeigten Zeitpunkt. Das ist alles genauestens hier erklärt.

Die führenden Konsolen-Hersteller haben angekündigt, dass bis Ende 2020 zumindest in den USA vor dem Kauf ausgewiesen werden soll, mit welcher Wahrscheinlichkeit virtuelle Güter in Lootboxen enthalten sind. Warum geht EA hier nicht mit gutem Beispiel voran und sorgt nicht schon in „FIFA 20“, „Madden NFL 20“ etc. für mehr Transparenz?

Im Statement des US-Industrieverbands ESA heißt es wörtlich: „Ergänzend zu den Konsolen-Herstellern legen mehrere ESA-Mitglieder bereits jetzt die Seltenheit und die Wahrscheinlichkeit für virtuelle Güter durch den Lootbox-Kauf offen. Führende Spielehersteller haben sich bereit erklärt, diese Regelung bis spätestens Ende 2020 umzusetzen.“

Wir gehören zu denen, die das schon machen.