Start Politik Schleswig-Holstein bewilligt 145.000 Euro für eSport-Projekte

Schleswig-Holstein bewilligt 145.000 Euro für eSport-Projekte

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Staatssekretärin Kristina Herbst (CDU) übergibt den eSport-Förderbescheid an Helge Kühl (TSV Neudorf-Bornstein - rechts: Bürgermeister Holger Bohrmann) - Foto: Innenministerium SH
Staatssekretärin Kristina Herbst (CDU) übergibt den eSport-Förderbescheid an Helge Kühl (TSV Neudorf-Bornstein - rechts: Bürgermeister Holger Bohrmann) - Foto: Innenministerium SH

Das eSport-Epizentrum im Norden liegt künftig in der 1.100-Seelen-Gemeinde Neudorf-Bornstein: Mit 94.500 Euro des Landes Schleswig-Holstein entsteht dort ein „eSports-House“.

Die Regierungserklärung des schleswig-holsteinischen Innenministers am 11. November plus die Aussprache im Kieler Landtag ließen wenig Zweifel zu: Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein ist weiterhin wild entschlossen, das Bundesland zum eSport-Land Nummer 1 zu machen. Dazu soll unter anderem der Aufbau einer eSport-Akademie in Heide sowie eines Landes-eSport-Zentrums in Kiel beitragen.

Eine halbe Million Euro hat die Regierung von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) für 2019 bereit gestellt. Aus einer aktuellen Stellungnahme des Innenministeriums geht nun hervor: 19 Sportvereine und Verbände ersuchten um Förderung kommunaler eSport-Maßnahmen im Umfang von 420.000 Euro. So hat zum Beispiel der eSport-Bund Deutschland (ESBD) 4.000 Euro für ein Trainerausbildungs-Seminar beantragt; die Entscheidung steht allerdings noch aus. Für elf Projekte erfolgten bereits Zusagen im Umfang von 145.000 Euro.

An die staatliche Förderung sind Bedingungen geknüpft, etwa mit Blick auf Präventionsmaßnahmen gegen Online-Spielsucht sowie Medienkompetenzschulungen. Interessant: Die Mittel stammen nicht aus der regulären Sportförderung, sondern aus einem Digitalisierungs-Topf – wohl auch eine Reaktion auf die eSport-kritische Haltung der Sportverbände.

Die größten Schecks erhalten der FC Dornbreite Lübeck (18.700 Euro) und die Möllner Sportvereinigung von 1862 (11.600 Euro) für den Aufbau von eSport-Vereinsstrukturen.

Knapp zwei Drittel aller bislang zugesagten Mittel gehen allerdings an den TSV Neudorf-Bornstein für die Einrichtung eines kommunalen „eSports-House“ mit 100 Quadratmetern, fünf PlayStation-4-Konsolen, sechs Gaming-PCs und Beamer. Das Land Schleswig-Holstein stellt dafür 94.500 Euro zur Verfügung. Bemerkenswert: Die kleine Gemeinde in der Nähe von Eckenförde zählt gerade einmal 1.100 Einwohner. Der Verein (Motto: „Wo Sport richtig Spaß macht!“) hat derzeit rund 400 Mitglieder, die Fußball, Bogenschießen, Kinderturnen und Billard betreiben – und künftig auch „FIFA 20“ unter Anleitung. Begründung von Vorstand Helge Kühl für das Projekt: „Kein Jugendlicher hockt doch gerne alleine in seinem kleinen Zimmer und spielt Konsole.“

Voraussetzung ist allerdings, dass die Gamepad-Athleten mindestens eine klassische Sportart im Verein ausüben. Mittelfristig will der TSV Neudorf-Bornstein e. V. außerdem  „League of Legends“, „Dota 2“, „Rocket League“ oder „NBA“ betreiben. „Ego-Shooter-Spiele werden wir allerdings nicht anbieten“, heißt es auf der Website.

eSport-Strategie in Schleswig-Holstein: Opposition kritisiert Finanzierung ab 2020

Bis auf Weiteres bleibt es in Schleswig-Holstein bei den bislang bereitgestellten Mitteln. Denn weder im Haushalts-Entwurf für 2020 noch in der mittelfristigen Finanzplanung bis 2028 sind derzeit eSport-Fördertöpfe eingeplant. Der SSW-Abgeordnete Lars Harms kritisiert die Landesregierung für diesen Umstand und verweist vor allem auf die wirtschaftlichen Aspekte: „PricewaterhouseCoopers schätzt die jährlichen Wachstumsraten in diesem Bereich auf 21 Prozent. Wohlgemerkt jährlich. Und da wollen die Landesregierung und die Koalition nicht investieren? Man wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn man es nicht tun würde.“

Bei anderen Abgeordneten im Kieler Landtag gibt es indes weiterhin große Fragezeichen zur Zielsetzung und zum Umfang der eSport-Förderung. CDU-Politikerin Barbara Ostmeier betonte in ihrer Rede, dass man vor dem Hintergrund von Jugendschutz, Sucht- und Gewaltprävention nicht um eine klare Positionierung herumkommen werde. Insbesondere werde es darum gehen, ob Schleswig-Holstein „dem Wunsch des ESBD folgend, unreflektiert und unkritisch alle Spiele und Spieleinhalte fördern“ wolle. Ostmeier wörtlich: „Ich kann nicht erkennen, warum Ego-Shooter-Spiele, deren realistische Darstellung von Kriegs- und Tötungsszenarien und die angebotenen Problemlösungen das geeignete Mittel sind, um Gewalt und Hass entgegnen.“

Damit liegt Ostmeier auf Linie mit Regierungs-Chef Günther, der auf einer Veranstaltung des Landessportverbands Schleswig-Holstein durchblicken ließ, dass er sich „nach zahlreichen informativen und aufklärenden Gesprächen“ der Positionierung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) angeschlossen habe. Demnach sind in Sportvereinen nur Sportsimulationen wie „FIFA“ oder „PES“ zulässig, nicht aber Strategie- und Action-Spiele.