Start Politik Bayern zockt: Ministerium vermisst Rückendeckung für E-Sport-Projekt (Update)

Bayern zockt: Ministerium vermisst Rückendeckung für E-Sport-Projekt (Update)

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Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) fördert das E-Sport-Projekt 'Bayern zockt' mit 450.000 € (Foto: StMD / Andreas Gebert)
Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) fördert das E-Sport-Projekt 'Bayern zockt' mit 450.000 € (Foto: StMD / Andreas Gebert)

Der E-Sport-Verband Bayern reagiert irritiert auf den Plan von Digitalminister Mehring, das EM-Projekt ‚Bayern zockt‘ mit 450.000 € zu fördern.

Update vom 18. Juni 2024: Am gestrigen Montag ist das Fußball-EM-begleitende Projekt ‚Bayern zockt‘ gestartet – für den heutigen ‚EM-Cup‘ um 19:30 Uhr sind noch 13 der 24 Plätze zu vergeben.

Auf der Website sind seit dem Wochenende zusätzliche Informationen hinterlegt, die unter anderem das Making-Of der Aktion beleuchten: „Innerhalb von nur 14 Tagen arbeiteten zwei Full-Stack-Entwickler und ein Grafiker intensiv an der Konzeption und Umsetzung des Projekts. Durch effizientes Projektmanagement wurde die ambitionierte Timeline eingehalten, was die hohe Professionalität und das Engagement des Teams unterstreicht.“

Die Mittel für die Durchführung der Online-EM auf Basis von EA Sports FC 24 kommen aus dem bayerischen Digitalministerium (StMD), das mit einem „Sonderbudget für die Heim-EM 2024“ in Höhe von knapp 450.000 € die „Begeisterung für E-Sport“ erhöhen und eine „bessere Anerkennung und Wertschätzung der Branche“ erreichen will.

Gemeinsam mit dem Bayerischen Fußballverband BFV sollen dazu bayernweit „tausende Fans des digitalen Fußballs“ mobilisiert und angesprochen werden. Durch begleitende medienpädagogische Maßnahmen will der BFV außerdem „einen wichtigen Beitrag für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema E-Sport“ leisten.

Beim Digitalministerium ist man erkennbar enttäuscht von den Reaktionen aus dem organisierten E-Sport: „Schade, dass ausgerechnet der Bundes-E-Sport-Verband entsprechende Rückendeckung für unsere gemeinsame Mission, den E-Sport zu stärken, vermissen lässt. Das StMD ist mit dem Bayerischen E-Sport-Verband in einem guten und engen Austausch, wie sich der Verband am Projekt beteiligen kann und wie wir gemeinsam mehr Menschen für den E-Sport begeistern können.“


Bayern zockt: E-Sport-Verband „verwundert“ über Digitalministerium

Meldung vom 13. Juni 2024: Fabian Mehring ist bereits auf EM-Betriebstemperatur: „Beim bayernweiten E-Sport-Turnier mit den Nationalmannschaften der EM auf einer zentralen Turnierplattform werden die Konsolen glühen“. Am Montag teilte der Digitalminister des Freistaats Bayern mit, dass seine Behörde sportliche 450.000 € für die Ausrichtung eines Online-Turniers entlang der Europameisterschaft zur Verfügung stellt – Motto: „E-Sport trifft auf Fußballvereine im Rahmen der EM 2024“. Kooperationspartner ist der Bayerische Fußballverband BFV.

Erst im Nachgang und auf Nachfrage konkretisierten sich die vorgesehenen Eckpunkte rund um das Format, das auf EA Sports FC 24 fußt: Wer sich online qualifiziert, hat die Chance auf die Teilnahme am Offline-Finale in der WWK-Arena in Augsburg – Mehrings Wahlkreis.

Seit dem gestrigen Mittwoch ist nun auch die ‚Turnier-Plattform‘ Bayern-zockt.gg freigeschaltet – die allerdings bislang nur mit sehr rudimentären Informationen aufwartet. So ist zwar die Anmeldung möglich, allerdings ohne Angabe zu Teilnahmebedingungen und zum zeitlichen Ablauf der Qualifikationsspiele. Laut FAQ sollen die Kandidaten eigenmächtig die Ergebnisse der Matches eintragen und ‚Beweisbilder‘ hochladen.

Die offenkundig mit extrem heißer Nadel gestrickte ‚Online-EM‘ stößt auf Skepsis bei der E-Sport-Community, mit der im Vorfeld kein Dialog stattgefunden hat. In Pressemitteilungen und Stellungnahmen zeit man sich daher „verwundert“ über Art und Umfang des Projekts. In der Tat stellt sich bei einem Gesamtpreisgeld von 5.000 € die Frage, was konkret mit den restlichen 445.000 € passiert – und aus welchen Haushalts-Töpfen der unerwartete Geldsegen stammt.

Laut Ministerium ist eine Roadshow „bei etwa zehn bayerischen Vereinen“ geplant, wo es die Möglichkeit geben soll, selbst zum Gamepad zu greifen. Die Veranstalter versprechen sich davon „medienpädagogische und jugendpräventive Aspekte“ – und frischen Nachwuchs für die Klubs.

Christopher Flato, 1. Vizepräsident des E-Sport-Bund Deutschland (ESBD): „Ich bin ein großer Freund davon, wenn Förderungen gezielt eingesetzt werden, um E-Sport Communities, Turniere und Strukturen zu fördern. Egal ob in der Breite oder an der Spitze, viele Projekte haben eine Daseinsberechtigung und spielen eine Rolle in unserer Gesellschaft. Aber für ein EM-Happening mal eben knapp eine halbe Million rauszuhauen, kann weder nachhaltig noch fördernd für den lokalen E-Sport sein – auch wenn ‚für eine Mitgliedschaft in örtlichen Sportvereinen geworben werden‘ soll. Da kann das Geld deutlich sinnvoller eingesetzt werden, auch auf Landesebene. Ich bin gespannt, ob wir hier in den kommenden Wochen noch mehr Infos erwarten dürfen, die ein solches Investment rechtfertigen.“

Sandra Bloy, Präsidentin des E-Sport Verbands Bayern: „Wir hoffen, dass diese Initiative der Beginn einer umfassenderen Unterstützung für den E-Sport in seiner gesamten Vielfalt ist. E-Sport umfasst weit mehr als nur Fußballsimulationen – andere Spielegenres wie Echtzeit-Strategiespiele, Shooter oder MOBAs haben ebenfalls eine große und engagierte Community, die von einer ähnlichen Förderung profitieren könnte.“

Aus Bloys Sicht gäbe es für viele Jugendliche in Bayern weiterhin keinen „geschützten Rahmen“, um sich mit E-Sport auseinander zu setzen: Dem Landesverband fehle es an finanziellen Mitteln, etwa für die Ausbildung der ehrenamtlichen Trainer.

Elli Hartmann, Vizepräsidentin für Jugend des E-Sport Verbands Bayern: „Wir sind dem Bayerischen Ministerium für Digitales sehr dankbar für ihre Unterstützung im Bereich E-Sport, vor allem im Kampf für die Gemeinnützigkeit. Aber ich bin überzeugt, dass eine Förderung der E-Sport-Jugend in einer ähnlichen Höhe, langfristig noch größere Fortschritte erzielt, als durch eine einzelne Veranstaltung.“