Start Politik Rundfunklizenz: Medienanstalt-Chef Schmid kritisiert Letsplayer

Rundfunklizenz: Medienanstalt-Chef Schmid kritisiert Letsplayer

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Dr. Tobias Schmid leitet die Landesmedienanstalt NRW (Foto: LfM)
Dr. Tobias Schmid leitet die Landesmedienanstalt NRW (Foto: LfM)

„Bemerkenswert unprofessionell“, „Robin-Hood-Attitüde“: In einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger übt Medienanstalt-Direktor Tobias Schmid scharfe Kritik an Letsplayern, die sich gegen die drohende Rundfunkzulassung wehren.

Seit Ende März – also seit gut zwei Monaten – beschäftigt das Thema „Rundfunklizenz“ die deutsche Livestreaming- und Webvideo-Landschaft. Seit dem öffentlichkeitswirksamen Ultimatum an das Youtuber-Quintett PietSmiet ist eine erbittert geführte Diskussion im Gange, ob Live-Streaming-Angebote unter ganz bestimmten Voraussetzungen die Definition von „zulassungspflichtigem Rundfunk“ erfüllen.

Die Medienanstalten sagen: „Ja, auf jeden Fall“ und verlangen von den Betreibern der einschlägigen Twitch-Kanäle, dass sie eine solche Rundfunklizenz beantragen – die mit erheblichen Kosten und Konsequenzen verbunden ist.

Die Behörden gehen zwar vorrangig gegen reichweitenstarke Kanäle vor, doch die deutsche Twitch-Community fürchtet mögliche Kollateralschäden für die noch junge Livestreaming-Sphäre. Seit Wochen ist PietSmiet-Mitgründer Peter Smits daher im politischen Berlin unterwegs, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.

Landesmedienanstalt-Chef Tobias Schmid: „Ich habe nichts gegen Youtuber.“

Fakt ist: Sowohl PietSmiet als auch Erik Range („Gronkh“) plus eine ganze Reihe weiterer prominenter Influencer wurden von der zuständigen nordrheinwestfälischen Landesanstalt für Medien (kurz: LfM) mit Sitz in Köln angeschrieben und aufgefordert, einen Antrag auf Rundfunkzulassung zu stellen.

Der Direktor jener Landesmedienanstalt heißt seit Januar 2017 Dr. Tobias Schmid. Gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger tritt der Jurist dem Eindruck entgegen, er und seine Behörde „hätten etwas gegen Youtuber“. Wie schon bei anderen Anlässen – zuletzt im Rahmen der Berliner Web-Konferenz Republica – räumt er ein, dass die Gesetzeslage nicht mehr zeitgemäß sei, diese aber derzeit keinen Spielraum lasse.

Bei der Rundfunklizenz gehe es im Übrigen einzig um Live-Streaming-Kanäle, nicht um On-Demand-Mediatheken wie Youtube.

In Mails, Foren und sozialen Netzwerken entlädt sich seit Wochen der Groll des Publikums, flankiert von Falschmeldungen und Halbwahrheiten. So hielt sich wochenlang das hartnäckige Gerücht, eine Rundfunklizenz zöge monatliche Gebühren in vier- bis fünfstelliger Höhe nach sich. Phasenweise verdächtigten sich die Communities führender Youtube-Stars wechselseitig, die Konkurrenz habe ihre Idole bei der Medienanstalt verpetzt.

Medienanstalt-Direktor Tobias Schmid: „Robin-Hood-Attitüde passt nicht zum Geschäftsmodell“

Die heftigen Reaktionen der Youtuber hätten ihn überrascht, gesteht Schmid. „Mich erstaunt bei den professionellen Angeboten, um die es geht, dass die Reaktionen bemerkenswert unprofessionell ausfallen“, so der LfM-Direktor gegenüber dem Stadtanzeiger. Die Behörde sei stets gesprächsbereit gewesen und habe angeboten, die Youtuber bei der Antragstellung zu unterstützen.

„Ich verstehe, dass man einen Lizenzantrag lästig findet und sich wundert, dass man darunter fällt – und offenbar ist das Medienrecht für einige auch nach Jahren noch Neuland“, legt Schmid nach. Tatsächlich sei der Aufwand für den Antrag „so dramatisch nicht“, zumal die Anbieter ja mit ihren Kanälen Geld verdienen.

Schmids Mitleid hält sich daher in erkennbaren Grenzen: „Wir reden bei den konkreten Fällen nicht von ressourcenlosen kleinen Youtubern. Diese Robin-Hood-Attitüde, die sich der ein oder andere gibt, passt ja zum tatsächlichen Geschäftsmodell auch nur bedingt.“

Andere Angebote gingen professionell mit den gesetzlichen Vorgaben um und hätten längst eine Rundfunklizenz. Gemeint sind hier beispielsweise Angebote wie Rocket Beans TV.

Das komplette Interview mit Tobias Schmid ist auf der Website des Kölner Stadtanzeigers nachzulesen.

Weitere Informationen rund ums Thema Rundfunklizenz:

3 Kommentare

  1. [Nachtrag zu meinem Beitrag]
    Auch wenn sich gegewärtig diesbezüglich etwas tut. Verweis: „Koalitionsverträge: Kiel und Düsseldorf wollen Games-Branche stärken“ (auf dieser Website). Ändert das nichts an meiner oben dargestellten Meinung. Ich stufe die Vorgehensweise der Runfunkmedienanstalt Köln als höchst zweifelhalft ein.

  2. Den Deutschen Medienanstalten laufen die Zuschauer weg. Ihre Zuschauer sind vorwiegend weit über 50 Jahre alt. Kurz gesagt den Deutschen Fernsehsendern fehlen die Zuschauer. Da diese sich andere Unterhaltungsmedien im fortschrittlichen Internet suchen. Herr Schmid weist selber auf diese Qullen hin. Fazit: Die Einnahmequellen der Deutschen TV-Sender sind in Gefahr. So wird nach neuen Einnahmequellen gesucht. Das Internet (als neues Medium) ist im Rundfunkstaatsvertrag tatsächlich gar nicht benannt. Man kann sich nur dem Rechtsanwalt von Herrn Range (Gronkh) anschliessen. Die Landesmedienanstalt Köln betreibt Rechtsbeugung. Das vorsichtige Vorgehen, bei ihren Forderungen, ist bereits ein Indiz dafür. Ich wünsche Herrn Range und seinem Anwalt, Herrn Schaller, einen langen Atem. Das Internet ist ein stetig wachsendes Medium, aber nur, wenn man ihm seinen freien Lauf lässt. Die Rundfunkmedienanstalt Köln ist gerade dabei, gennanten freien Lauf zu verhindern.

  3. Was Herr Schmid gar nicht versteht ist, dass auch Medienangebote heute im globalen Wettbewerb stehen.
    Was er auch nicht versteht, dass es gerade im Bereich von Gaming-Videos und -Streams, Adblock Raten bis zu 80% gibt (je technikaffiner die Zielgruppe, desto höher ist dieser Wert). Das macht das Thema Einnahmen, weitaus unkalkulierbarer im Gegensatz zu Geschäftsmodellen, die Herr Schmid von RTL und Co. kennt.
    Ein Exempel statuieren ist gut und schön im Bezug auf Verbrecher, aber so wie die Medienanstalt es gerade durchsetzt, ist es zutiefst unfair und willkürlich. Wenn diese Regeln gelten sollen, dann bitteschön für jeden Streamer auf Facebook, Younow, Instagram und Co. und angepasst an realistischen Maßstäben was die potentiellen Einnahmen betrifft.

    Internet-Deutschland macht sich wieder ein wenig mehr unattraktiver, gerät noch ein Stückchen mehr ins Hintertreffen und schafft es wieder nicht, sein Image eines Verwaltungsdinos aus den 50er bzw. 60er Jahren, abzulegen.

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