Der Koalitionsvertrag steht – doch wie geht es jetzt weiter in Sachen Games-Förderung? Und was verbirgt sich genau hinter dem angekündigten „Games-Fonds“, der die Videospiele-Entwicklung in Deutschland wettbewerbsfähiger machen soll? Verbands-Geschäftsführer Felix Falk will aufs Tempo drücken.
Als der Game-Verbandsvorläufer BIU im November 2016 zum „Parlamentarischen Abend“ mit anschließendem „herbstlichem Buffet“ nach Berlin lud, hatte er einen küchenfertigen Vorschlag im Gepäck: „Gesetzesentwurf zur steuerlichen Förderung von kulturell wertvollen interaktiven elektronischen Werken“.
Ziel: die Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen für die darbende deutsche Games-Branche.
Das Herzensprojekt der Lobbyverbände fand auch Eingang in die Wahlprogramme mehrerer Parteien und in die Gamescom-Ansprache der Kanzlerin.
14 Monate später liegt nun ein Koalitionsvertrag vor, der tatsächlich den ersehnten Einstieg in eine Förderung von Games-Entwicklung durch den Bund vorsieht – wer Spiele in Deutschland produziert, kann bislang lediglich Darlehen einzelner Bundesländer in begrenzter Höhe in Anspruch nehmen.
Statt eines Steuersparmodells wird nun allerdings ein Games-Fonds favorisiert, der beispielsweise nach dem Vorbild des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) gestaltet werden könnte. Dieser Filmfonds ist 2018 mit der Rekordsumme von 125 Millionen Euro ausgestattet.
Sollte die SPD-Basis bis zum 4. März dem Koalitionsvertrag zustimmen, kann die neue Groko aus CSU, CDU und SPD in wenigen Wochen die Regierungsgeschäfte aufnehmen. Im GamesWirtschaft-Interview pocht Game-Geschäftsführer Felix Falk auf eine rasche Umsetzung der Zusagen.
Falk: „Ein deutscher Games-Fonds war immer eine interessante Option.“
GamesWirtschaft: In der finalen Fassung des Koalitionsvertrags ist wörtlich von einem „Fonds für Games-Förderung“ die Rede. Ist das vom Game-Verband angestrebte, durchgerechnete und vorformulierte Steuer- beziehungsweise Tax-Credit-Modell samt der damit verbundenen Effekte damit vom Tisch?
Falk: Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ist ein Meilenstein für die Games-Branche in Deutschland. Mit dem geplanten Einstieg in die Games-Förderung auf Bundesebene können wir unsere Aufholjagd starten.
Wir sind sehr zufrieden mit dem konkret genannten Fonds. Dieses Modell ist in der deutschen Medienförderung bereits etabliert und wir können davon ausgehen, dass man solch einen Games-Fonds schnell und problemlos umsetzen kann.
Eine steuerliche Förderung, mit der man in vielen anderen Ländern auf der Welt sehr gute Erfahrungen gemacht hat, ist im föderalistischen Deutschland deutlich schwerer umzusetzen. Deshalb hatten wir als Verband immer mehrere Modelle im Blick und haben uns deren Vor- und Nachteile sehr genau angeschaut und diskutiert. Ein deutscher Games-Fonds war hierbei immer eine interessante Option.
Games-Fonds im Koalitionsvertrag: „Mit kleineren Beträgen können wir nicht wirklich aufholen.“
Wie sehen die Signale seitens der Koalitionäre aus, wie der Fonds in der Praxis ausgestaltet wird und mit welchen Mitteln er ausgestattet ist? Gibt es in Europa eine Art Blaupause, die der Game präferieren würde? Von welchem zeitlichen Rahmen für die Umsetzung geht der Game aus?
Zunächst freuen wir uns sehr darüber, dass die Koalitionäre die Einrichtung eines konkurrenzfähigen Förder-Fonds für Games so deutlich festgelegt haben. Das ist ein großer Erfolg.
Zur konkreten Ausgestaltung des Fonds werden wir uns als Verband der Games-Branche jetzt in der AG Förderung mit unseren Mitgliedern abstimmen und uns dann in die anstehenden Gespräche nach der Regierungsbildung einbringen und Vorschläge machen.
Damit wir als Standort für die Spiele-Entwicklung wieder konkurrenzfähig werden, muss der Fonds substanziell, automatisiert und spezifisch die Games-Entwicklung fördern. Hierfür erwarten wir eine möglichst rasche Umsetzung. Wir dürfen die Einführung nicht auf die lange Bank schieben, sonst verlieren wir weiter den Anschluss.
Mit den Daten der von der Bundesregierung geförderten Studie zum Games-Standort Deutschland konnten wir errechnen, dass für eine Förderung zunächst rund 50 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen sollten. Um die erwarteten Ansiedlungs- und Stärkungseffekte zu unterstützen, sollte dieser Betrag danach noch einige Jahre mit dem Bedarf weiter wachsen. Unsere Berechnung greift ohne weiteres auch für ein Fonds-Modell.
Ich bin froh über die starke und sehr deutliche Aussage im Koalitionsvertrag, denn mit Blick auf die internationalen Hotspots der Spiele-Entwicklung wie Kanada oder Großbritannien sehen wir, dass wir mit kleineren Beträgen nicht wirklich aufholen könnten.
Nach Lage der Dinge ist das Verkehrs- und – Digitalministerium weiterhin erster Ansprechpartner für die Games-Branche, auch mit Blick auf den Deutschen Computerspielpreis. Wie bewertet der Game den Umstand, dass es – anders als in den Wahlprogrammen verankert – nicht zu einem separaten Digitalministerium oder zumindest einem Digital-Staatminister kommt?
Der Deutsche Computerspielpreis hat sich in den vergangenen Jahren unter Schirmherrschaft des Ministeriums für Verkehr und digitale Intrastruktur sehr gut entwickelt. Die Zusammenarbeit mit dem Ministerium war dabei immer sehr vertrauensvoll und konstruktiv und ich habe mich immer besonders darüber gefreut, dass man den Verantwortlichen auf allen Ebenen anmerken konnte, dass das Engagement für Games nie eine Pflichtaufgabe, sondern immer eine Herzensangelegenheit war.
Momentan ist allerdings noch nicht klar, welches Haus für die Games-Branche künftig zuständig sein wird. Am wichtigsten ist uns, dass unsere zukünftigen Ansprechpartner das große Potenzial von Games kennen und verstehen und sich mit uns gemeinsam und mit viel Engagement für die Stärkung des Games-Standorts Deutschland einsetzen.