eSport-Bund und Game-Verband bekommen Schützenhilfe von mutmaßlich unerwarteter Seite: Die AfD Hessen setzt eSport auf die Tagesordnung des Landtags.
„Staatliche Förderung von Entwicklerstudios und eSport sind eine schöne Sache, sind aber auf unserer Prioritätenliste leider ein wenig weiter hinten.“
So lautete die Erklärung des hessischen Landesverbands der Alternative für Deutschland (AfD) vor einem Jahr im Vorfeld der Landtagswahl im Herbst 2018. Denn im Wahlprogramm der Rechtspopulisten wurde das Thema Computerspiele mit keiner Zeile gewürdigt.
Immerhin hatte sich die Partei auf GamesWirtschaft-Anfrage schon damals darauf verständigt, dass eSport auch in Hessen als „richtige“ Sportart anerkannt werden solle – in dieser Frage war die AfD überraschenderweise klarer als nahezu alle anderen Parteien, von der anhaltend eSport-kritischen Position des Innenministers Peter Beuth ganz zu schweigen. Der CDU-Politiker hatte unter anderem gefordert, dass der Begriff „eSport“ – so wörtlich – „ausradiert“ werden müsse.
Mittlerweile sitzt die AfD in Fraktionsstärke im Wiesbadener Landtag und stellt 18 der 137 Abgeordneten. Just an dem Tag, als in dieser Woche ein umstrittenes DOSB-Gutachten die Gemeinnützigkeit von eSport ungewohnt deutlich negierte, hat der AfD-Abgeordnete Karl Hermann Bolldorf namens der Fraktion einen Antrag in den hessischen Landtag eingebracht (Drucksache 20/1100).
Unter der Überschrift „Hessen zu einem attraktiven Zukunftsstandort für eSports machen“ fordert die AfD darin, die ehrenamtliche Arbeit und Vereinsgründungen im eSport-Segment anzuerkennen und zu unterstützen. Ein „ganzheitliches Förderprogramm“ mit einem Volumen von 2 Millionen Euro soll eSport-Vereine, Kommunen und Studios dabei finanziell unterstützen. Bemerkenswert: Für eSportler aus Drittstaaten – also außerhalb der EU – soll es Visa-Erleichterungen geben.
Zudem soll sichergestellt werden, dass Sportvereine nicht den Status der Gemeinnützigkeit verlieren, sofern sie eSports-Abteilungen in ihren Vereinsstrukturen aufbauen. Die schwarz-grüne Landesregierung von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) solle sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass der eSport analog zum klassischen Sport in der Abgabenordnung als gemeinnützig anerkannt wird.
Der üppige Forderungskatalog deckt sich in weiten Teilen mit den Vorstellungen der Lobbyverbände Game und ESBD (eSport-Bund Deutschland). Beide Verbände hatten in der abgelaufenen Woche mit scharfer Kritik auf das DOSB-Gutachten reagiert, ebenso wie Sponsoren, Wissenschaftler und Politiker der Berliner Regierungskoalition.
„eSports ist Sport“, sagt AfD-Politiker Bolldorf. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass eSportler in unserem Land die Anerkennung erhalten, die ihnen zusteht und verwahre mich dagegen, dass sie von bestimmter Seite mit sachfremder Argumentation herabgewürdigt werden.“
Der AfD-Antrag wird in den Plenarsitzungen des hessischen Landtags ab dem 17. September verhandelt. Pro Fraktion sind 5 Minuten Redezeit vorgesehen.
Eine ausführliche Analyse der Gesamtsituation am Games-Standort Hessen finden Sie hier.