Start Meinung Die Games-Industrie feiert Corona-Party (Fröhlich am Freitag)

Die Games-Industrie feiert Corona-Party (Fröhlich am Freitag)

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Die Games-Industrie hat die Corona-Turbulenzen gut überstanden (Abbildung: Microsoft)
Die Games-Industrie hat die Corona-Turbulenzen gut überstanden (Abbildung: Microsoft)

Wenige Branchen haben die Turbulenzen der Weltwirtschaft so entspannt überstanden wie das Videospiele-Gewerbe – und die Corona-Party ist noch nicht vorbei.

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

wer die in dieser Woche veröffentlichten Quartalsberichte der führenden Spielehersteller durchgeht, stellt fest: Allzeit-Rekordwerte, wohin man blickt – Spielerzahlen, Umsatz, Rendite.

Dazu bedurfte es meist noch nicht mal neuer Spiele – sondern lediglich eines behördlich veranlassten Shutdowns samt Home-Office, Home-Schooling, Home-Shopping und gelangweilten Kids.

Die Kundschaft war nicht wählerisch: Da wurden uralte Spielstände und Nutzerkonten reaktiviert – selbst Browsergames-Zombies erhoben sich wieder lächelnd aus der Gruft. Motto: Hauptsache, die Server halten durch.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Wenn es denn Neuheiten gab, wurden sie regelrecht aufgesogen: „Animal Crossing: New Horizons“ kam zum Beispiel am 20. März, also pünktlich zu den ersten Lockdowns, auf den Markt. Binnen weniger Wochen hat sich jeder Dritte der 62 Millionen Switch-Besitzer diesen Alltags-Entschleuniger zugelegt.

Logische Folge: eine Verfünffachung des Nintendo-Gewinns. Vorsichtshalber wurden die Zulieferer in Alarmbereitschaft versetzt, um hinreichend Kapazitäten einzuplanen und damit Konsolen-Ausverkäufe im nahenden Weihnachtsgeschäft zu verhindern.

In den nachgelagerten Telefonkonferenzen der börsennotierten Publisher mit Analysten wurde deutlich, dass die CEOs und CFOs ihr Glück kaum fassen können. Nahezu durchweg rechnen sie damit, dass die Corona-Party weitergeht.

Zumal auf Konsole, PC und Smartphone weiterhin all das möglich ist, was in der Realität noch für längere Zeit Illusion bleiben dürfte – etwa Fußballstadien mit pickepackevollen Tribünen. „FIFA 21“ wird sich anfühlen wie aus einer anderen Zeit.

Und wer mag, kann ab übernächster Woche wieder Langstreckenflüge von Frankfurt nach New York antreten – in Echtzeit, ohne Visum und Einreisekontrolle, allerdings auch ohne Bonusmeilen. Denn dann erscheint Microsofts „Flight Simulator“. CNN schrieb dieser Tage in der Reise-Rubrik (!) von der „wohl sichersten und unterhaltsamsten Art und Weise“, wie wir 2020 fliegen werden.

Ein Pappbecher Tomatensaft und ein verschweißtes, labbriges Sandwich aus der Tanke genügen – und das Economy-Glück ist perfekt.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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