Start Meinung Dub, dub dub, da da dub, dub dub (Fröhlich am Freitag)

Dub, dub dub, da da dub, dub dub (Fröhlich am Freitag)

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GamesWirtschaft wünscht fröhliche Weihnachten (Abbildung: ähnlich)
GamesWirtschaft wünscht fröhliche Weihnachten (Abbildung: ähnlich)

Corona ist zwar nicht aus der Welt, doch der Alltag läuft fast wie zu Vor-Corona-Zeiten. Das ist eine mittelgute Nachricht für die Games-Industrie – auch mit Blick auf 2024.

Verehrte GamesWirtschaft-Leserin,
verehrter GamesWirtschaft-Leser,

die ursprünglich fürs Kino entstandene, unbedingt sehenswerte Dokumentation FCK 2020 (mittlerweile auch auf Netflix) zeigt den Umgang der gefühlvollen Singer-Songwriter-Kapelle Scooter mit Corona-Auswirkungen und -Auflagen. Ein Kamerateam hat Frontmann Hans Peter Geerdes alias H. P. Baxxter zweieinhalb Jahre vor und hinter den Kulissen begleitet (Trailer).

Corona – Sie erinnern sich womöglich dunkel – war eine Pandemie, die ab dem Frühjahr 2020 dazu führte, dass Spielplätze mit Flatterband abgedichtet wurden. R-Wert, RKI, 7-Tage-Inzidenz, Lockdown, Luca-App, Modellierer, Geisterspiele, 2G, 3G, 5G – alles gefühlt eine halbe Ewigkeit her.

Tatsächlich trug es sich erst vor zwei Jahren zu, dass die für meinen Wohnort zuständige bayerische Staatsregierung festlegte, wie Weihnachten abzulaufen hat – nämlich dass „private Zusammenkünfte in privat genutzten Räumen und auf privat genutzten Grundstücken, an denen nicht geimpfte und nicht genesene Personen teilnehmen, auf den eigenen Hausstand sowie höchstens zwei Personen eines weiteren Hausstands zu beschränken“ seien.

Was dazu führte, dass Menschen zwei Straßen weiter parkten, um bei den Nachbarn erst gar nicht den Eindruck zu erwecken, es käme womöglich zu einer illegalen Zusammenkunft. In privat genutzten Räumen. Auf einem privat genutzten Grundstück.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

An Großveranstaltungen wie Messen, Bundesliga und Festivals war in dieser Lage natürlich erst recht nicht zu denken – Events wurden reihenweise abgesagt. In einer Szene der Doku ist zu sehen, wie das Scooter-Management über ein Autokino-Konzert nachdenkt – Hauptsache: irgendwas machen, damit die Scharniere nicht einrosten. H. P. Baxxter hält die Idee zunächst für ausgemachten Quatsch. Schlussendlich parken die Raver ihre Fahrzeuge dann doch mit einer Stoßstangenlänge Abstand und hupen im Rhythmus von Techno-Hymnen wie Move Your Ass!, How Much Is The Fish und Jumping All Over the World.

In dieser Covid-Hochphase schien es ausgemachte Sache, dass die Welt im Anschluss nie wieder so sein würde wie zuvor. Schule, Job, Freizeit, Gastronomie – überall wurde der Digitalisierungs-Turbo gezündet. Restaurants stellten auf Abholung und Lieferdienst um, Bau- und Elektronikmärkte richteten regelrechte Click-&-Collect-Drive-Ins ein, Home-Office wurde zum Standard. Hauptprofiteure (neben Masken-Händlern): Online-Handel, Streaming-Dienste und – natürlich – die Games-Industrie.

Klarer Fall: Das Leben werde sich vorwiegend in den eigenen vier Wänden abspielen, so schien es. Haus und Wohnung müsse man eigentlich nur noch zum Gassi-Gehen verlassen – maximal.

Geblieben ist davon: wenig bis nichts. So wurden großspurig angekündigte Home-Office-für-alle-und-für-immer-Regelungen vielerorts einkassiert und durch ungleich pragmatischere Abläufe ersetzt – etwa dahingehend, dass die jeweiligen Teams eben selbst ihre Büro-Präsenz-Termine abstimmen. Alle mussten lernen: Remote-Arbeit hat viel Schönes – aber eben auch ihre Tücken.

Auch das Einkaufsverhalten hat sich wieder normalisiert, wie zum Beispiel eine gestern veröffentlichte Postbank-Studie zeigt: Mittlerweile finden nur noch drei von zehn Einkäufen im Netz statt – auch wenn die Amazon- und DHL-Laster Anderes suggerieren. Die Verbraucher entscheiden sehr viel bewusster, was sie wie wo wann kaufen – die Zahnpasta weiterhin in der Drogerie oder im Supermarkt, den marinefarbenen Marken-Pulli in Größe So-und-so halt online.

Mit einem dunkelblauen Auge davongekommen ist die Messe- und Event-Branche, wie die diesjährigen Besucherzahlen zeigen – wieder über 300.000 auf der Gamescom, 70.000 in der Game City Wien, dazu stark frequentierte lokale Veranstaltungen. Und selbst, wenn man unterstellt, dass Veranstalter gerne großzügig aufrunden: Das Publikum hat erkennbar wieder Lust, sich stundenlang irgendwo anzustellen.

Deshalb wurden die eilig zusammengeschraubten und als Heilsbringer verkauften Digital-Konzepte auch wieder eingemottet. Ein Beispiel: In den amtlichen Verlautbarungen der Koelnmesse rund um die Gamescom 2023 taucht das zuvor exzessiv eingesetzte Buzzword „Hybrid“ exakt null Mal auf. Aus Gründen, denn das Geschäftsmodell einer Messegesellschaft besteht nun mal in der Auslastung der teuren Infrastruktur. Und deshalb baut man in Köln keine Websites, sondern noch mehr Hallen.

Die Botschaft des Jahres 2023 lautet demzufolge: Analog ist back – und wie. Es ist eine Sache, einen verwackelten Mitschnitt auf YouTube anzugucken – oder selbst vor Ort mitzuhopsen und das Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen. Und deshalb wird auch Herr Geerdes demnächst wieder durch Deutschlands Mehrzweckhallen touren – ab März unter dem Motto „Thirty, Rough and Dirty!“ in Anlehnung an das 30jährige Scooter-Bühnenjubiläum.

Rough and Dirty könnte auch das Games-Branchen-Motto für 2023 lauten. Einfach deshalb, weil es viel zu wenig gute und zu viele schlechte Neuigkeiten gab. Was unter anderem damit zusammenhängt (und da schließt sich der Kreis zur Corona-Lage zwischen 2020 und 2022), dass die schneller als erwartet eingetretene Normalisierung des Alltags gerade die Videospiele-Industrie hart getroffen hat. Zumindest jene, die von einer Fortschreibung von Fabelumsätzen und günstigen Kreditlinien ausgegangen sind.

Und so kommt es, dass etliche Studios, Publisher und Dienstleister in diesen Tagen ungleich schlechter dastehen als noch zum Jahreswechsel 2022/23 – weniger Personal, weniger Projekte, weniger Optionen. Das lässt sich leicht nachprüfen, wenn Sie mal stichprobenmäßig die Stellenrubriken der einschlägigen Unternehmen durchklicken. Die Auswahl an Jobs und damit die Verhandlungsposition für Arbeitnehmer war schon mal besser. Deutlich besser.

Bei weiten Teilen der Branche dürften deshalb drei Punkte ganz oben auf dem beruflichen wie privaten Wunschzettel stehen: Stabilität, Planbarkeit und ein bisschen weniger Druck auf dem Kessel.

Zumindest ein paar Momente zum vorübergehenden Durchatmen und Runterkommen versprechen – hoffentlich – die anstehenden Feiertage. Bei allem zu erwartenden Trubel: Wertschätzen Sie bitte das gemütliche Miteinander und ziehen Sie daraus Kraft für die neue Saison (die anstrengend genug werden wird). Und das Allerwichtigste: Bleiben – oder werden – Sie gesund.

Zum Ende des Jahres darf ich mich bei Ihnen allen ganz herzlich für das anhaltende Interesse und das Vertrauen bedanken – ganz gleich, ob als Website-Leser, Social-Media-Follower, Newsletter-Abonnent oder Anzeigenkunde. GamesWirtschaft geht in eine kurze Winterpause und ist ab der ersten Januarwoche wieder für Sie da.

Fröhliche Weihnachten wünscht Ihnen, Ihrer Familie und Ihrem Team

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft

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