Mega-Events wie das PUBG Global Invitational Berlin 2018 sollen nicht nur das eSport-Publikum begeistern, sondern auch Entscheider aus Politik und Wirtschaft. 

Fröhlich am Freitag 31/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

dieses Wochenende steht ganz im Zeichen von gleich zwei großen eSport-Veranstaltungen in Berlin: Das „PlayerUnknown’s Battlegrounds Global Invitational Berlin 2018“ (PUBG Global Invitational oder kurz: PGI) und der nächste Tourstopp der „League of Legends Premier Tour 2018“. Einige der weltbesten Spieler und Teams von zwei der weltweit meistgespielten Computerspiele kommen in die Hauptstadt, beide Events werden natürlich live im Netz übertragen.

Wer allein die spektakuläre Auftakt-Bühnenshow in der Mercedes-Benz Arena verfolgt hat oder einen Blick auf die Aufbauten wirft, könnte glauben, hier würde sekündlich ein internationaler Pop-Superstar aus dem Bodennebel treten. Mit Blick auf die Inszenierung lassen sich die Veranstalter erkennbar von US-Sport-Großereignissen inspirieren. Allein der Einmarsch der Teams wird zelebriert wie die Wiederkehr von Religionsstiftern.

In deutschen Fußballstadien bricht hingegen schon eine veritable Staatskrise aus, sobald Helene Fischer in der Halbzeitpause des DFB-Pokal-Finales zum Mikro greift.

Veranstaltungen wie jetzt in Berlin oder zuletzt die ESL Cologne in Köln werden freilich auch seitens der eSport-Branche genutzt, um Medienvertreter und Bundes-, Landes- und Lokalpolitiker maximalstmöglich zu beeindrucken. Die verbaute Technik, das euphorisierte Publikum und die mächtigen Hallen verfehlen ihre Wirkung nicht. Die Botschaft: Hier wird ernsthafter Sport betrieben, noch dazu „was mit Digitalisierung“ und ganz, ganz vielen jungen Wählern Konsumenten Menschen.

Branche und Lobby-Verbände erhöhen damit den (sport)politischen Kesseldruck, um das Gewerbe an die ersehnten Sport-Fördertöpfe und Steuervergünstigungen heranzurücken.

Die PR-Story klingt ungefähr folgendermaßen: Die antretenden Spieler seien selbstverständlich nicht irgendwelche Nerds mit zu viel Freizeit und zu wenigen Freunden, wie Unwissende vielleicht glauben könnten, sondern „Athleten“. Und die praktizierten Ego-Shooter sind auch keine Ego-Shooter, sondern von Taktik, Training und Teamwork geprägte Disziplinen, die nur zufällig ab 18 Jahren freigegeben sind. Quasi wie Biathlon, nur ohne die Skier.

Und so weiter.

Auf fruchtbaren Boden fällt dieses Framing bei immer mehr Mediaplanern, Agenturen und Sponsoren – darunter Fast-Food-Ketten, Brauereien, Krankenkassen und Bratwurst-Produzenten, die ihr eSport-Marketing-Invest allen Ernstes mit der „mentalen und körperlichen Fitness“ begründen, wie sie für Gamepad-Spieler, pardon: Athleten, ja geradezu unabkömmlich sei.

Übrigens: Wenn Sie am Wochenende bei Grill- oder Straßenfesten vor Halbwüchsigen glänzen wollen, lassen Sie beim Wenden der Steaks doch beiläufig mal folgenden Satz fallen: „Alter, habt ihr gesehen, wie Ninja und DrDisRespect beim Pi-Tschie-Ai in Berlin die Hütte abgerissen haben?“

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft

Alle bisherigen Folgen von „Fröhlich am Freitag“ finden Sie in unserer Rubrik „Meinung“.


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