Was die Große Koalition in den Koalitionsvertrag geschrieben hat, will die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen nun auf Praxistauglichkeit überprüfen. Bei einer Veranstaltung im Paul-Löbe-Haus geht es am 11. Juni um die Frage: Soll eSport als Sport anerkannt werden?
Update vom 11. Mai 2018:
Die Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus geht mit einem dreiseitigen Positionspapier in die heutige Debatte. Die beiden Sprecher Anja Schillhaneck (Wissenschaft und Finanzen) und Stefan Ziller (Digitales) legen einen einstimmig gefassten Beschluss vor, der die Überschrift „eSport ist Sport!“ trägt.
Laut Ziller soll Berlin seine Position als „führender eSport-Standort in Deutschland“ ausbauen. Dazu brauche es eine Förderung des Breiten- und Amateurwesens, einen Ausbau von Räumlichkeiten und den Willen, internationale Großveranstaltungen nach Berlin zu holen. Mit Blick auf das Live-Streaming sprechen sich die Grünen gegen die „veraltete Gestaltung der Rundfunklizenz“ aus.
Klassische „grüne“ Themen wie Gleichstellung, Inklusion und Nachhaltigkeit sollen einen Schwerpunkt bilden. Die Szene solle ihr „weltoffenes Image auch im Kleinen umsetzen“ und Hate Speech entschieden entgegentreten. Wörtlich heißt es außerdem: „Insbesondere im Event-Bereich ist die stromintensive Sportart so zu gestalten, dass sie sich an den Zielen der CO2-Neutralität orientiert.“
An den Berliner Landessportbund richtet die Grünen-Fraktion die Empfehlung, analog zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eine eSport-Arbeitsgruppe einzurichten.
Die Grünen hatten sich bereits in ihrem Bundestagswahlprogramm 2017 dafür ausgesprochen, das eSport-Segment zu stärken und eine politische Anerkennung zu prüfen.
Meldung vom 16. Mai 2018:
Für dreieinhalb Stunden hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen Konferenzraum im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags reserviert: Am Nachmittag des 11. Juni soll unter anderem erörtert werden, ob und in welcher Form der organisierte eSport als gemeinnützig anerkannt werden soll.
Im schwarz-roten Koalitionsvertrag ist die Anerkennung des eSport verankert, inklusive einer „olympischen Perspektive“ – eine Formulierung, die in den vergangenen Monaten für erheblichen Zündstoff sorgte.
Mit dem noch jungen eSport-Bund Deutschland (ESBD) gibt es erstmals einen anerkannten Ansprechpartner für Politik und Sportverbände. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat jüngst eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die bis zum Herbst Empfehlungen erarbeiten will, inwieweit der eSport in der Spitzenorganisation stattfinden kann.
Bei der Veranstaltung der Grünen geht es zudem um Fragen der Digital- und Kulturpolitik, den Verbraucher- und Jugendschutz, die Arbeit der Ehrenamtlichen und klassische „grüne Themen“ wie Diskriminierungsfreiheit und Diversität.
An der Diskussion unter der Überschrift „eSport in Deutschland – Next Level ‚Anerkennung'“ nehmen teil:
- Konstantin von Notz, MdB und Stellvertretender Fraktionsvorsitzender
- Erhard Grundl, MdB und Sprecher für Kulturpolitik
- Monika Lazar, MdB und Sprecherin für Sportpolitik
- Omid Nouripour, MdB und Sprecher für Außenpolitik
- Lisa Paus, MdB und Sprecherin für Finanzpolitik
- Hans Jagnow, Präsident eSport-Bund Deutschland
- Veronika Rücker, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes
- Maximilian Heitkämper, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e. V.
- Patrick Dreißig, Leipzig eSports e. V.
- Anja Schillhaneck, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
- Jan Pommer, Game-Verband und Vorstand im eSport-Bund Deutschland
Wer die Diskussion live im Bundestag verfolgen möchte, muss sich bis spätestens 5. Juni 2018 anmelden. Dort ist auch der genaue Ablauf der eSport-Anhörung zu finden.