Start Meinung DCP 2019: „Ein Frontalcrash – so schrecklich, dass man nicht wegschauen konnte“

DCP 2019: „Ein Frontalcrash – so schrecklich, dass man nicht wegschauen konnte“

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Guido Alt ist Head of PR & Communication bei Sony Interactive Entertainment.
Guido Alt ist Head of PR & Communication bei Sony Interactive Entertainment.

Auch zwei Tage danach sorgt der Deutsche Computerspielpreis 2019 für Gesprächsstoff in der deutschen Games-Branche. In seinem Gastbeitrag schildert Kommunikations-Profi Guido Alt seine Eindrücke.


Über den Autor:

Guido Alt gehört zu den erfahrensten Vertretern der deutschen Games-Branche und war an der Gründung mehrerer Publisher und Institutionen (unter anderem USK) beteiligt. Seit 2001 ist er Head of PR & Communication der Deutschland-Zentrale von Sony Interactive Entertainment in Neu-Isenburg bei Frankfurt.

Alt war nicht nur live bei der DCP-Verleihung am 9. April dabei, sondern nahm auch stellvertretend für SIE Santa Monica den Preis für „God of War“ als „Bestem Internationalen Spiel“ entgegen.

Im nachfolgenden Beitrag gibt er seine Eindrücke als Privatperson und Branchen-Experte wieder – der Beitrag entspricht also nicht zwingend der Auffassung des Unternehmens.


Wir müssen reden.

Ja, es tut mir leid, aber wir müssen noch mal über den DCP reden. Dieses Train Wreck. Diesen Frontalcrash, der so schrecklich war, dass man einfach nicht wegschauen konnte.

Einfach nur Ina Müller die Schuld an diesem Desaster zu geben und weiter zu ziehen, ist zu einfach und zu billig. Frau Müller moderiert seit Jahren eine erfolgreiche Kneipenshow bei den Öffentlich-Rechtlichen („Inas Nacht“), die davon lebt, dass sich das Witz-Niveau umgekehrt proportional zum Alkoholpegel der Gäste verhält.

Hätte man wissen können.

Ist aber auch gar nicht der Punkt, wenn man weiß, dass die Moderation dieser Veranstaltung wohl vom Ministerium „gesetzt“ wird. Und da sind wir auch schon bei den eigentlich Schuldigen – den politischen Akteuren.

Als ich den Saal des Admiralspalastes betrat, war ich noch der naiven Ansicht, einer Preisverleihung der deutschen Games-Branche beizuwohnen – quasi den „Oscars der deutschen Spielebranche“, wie ermüdend oft seit Jahren kolportiert wird.

Geboten wurde dann aber etwas, das – höflich ausgedrückt- allenfalls noch als politisches Kleinkunst-Kabarett durchgeht. Da wird über Partei- und Landesgrenzen hinweg gestichelt und getreten, bis die Schienbeine bluten. Das sagt viel über die politische Landschaft und ihre Akteure aus – und leider auch über die Games-Branche. Und weil Niveau nach unten anscheinend offen ist, bringt sich der SPD-Generalsekretär (Lars Klingbeil, Anm. d. Red.) auch noch als künftiger Verkehrsminister ins Spiel. Gut, das alles passierte in der dysfunktionalen Hipster-Hauptstadt Deutschlands – und man kann das natürlich unter Ironie verbuchen.

Ich finde dieses Gebaren respektlos. Respektlos gegenüber der Branche, den Gewinnern, den Konsumenten und den Gästen.

Liebe Volksvertreter, das sollte eine Preisverleihung sein, eine Gala und keine politische Bierzeltveranstaltung. Es ist als Laudatoren Ihre Aufgabe, den Gewinnern Ihren Respekt vor den erbrachten Leistungen zu erbringen und ihnen höflich zu gratulieren. Ende, aus, mission accomplished .

Wer als höherrangiger Politiker aber noch nicht mal Willens oder in der Lage ist, sich dem Anlass und Dresscode entsprechend festlich zu kleiden, sollte besser fernbleiben. Merke: Wenn man dich im Willy-Brandt Haus (oder anderswo) in deinem Outfit schräg anguckt, solltest du damit besser nicht zu einer Preisverleihung kommen.

Und wenn erst eine längst schon vergessene Stand-up Comedian dein Outfit als ’nuttig‘ bezeichnet … aber lassen wir das, ich schweife ab.

Vielleicht würde demnächst aber schon ein robuster Türsteher reichen.


Weitere Hintergrund-Informationen, Analysen und Einschätzungen rund um den Deutschen Computerspielpreis 2019:

2 Kommentare

  1. Wenn man sich ihre Moderation über den ganzen Abend hinweg nochmal in Ruhe und ganz neutral ansieht, dann muss man man eigentlich feststellen – nunja – doch.

    Absolut.

  2. Danke. Endlich mal jemand, der Frau Müller nicht dafür verurteilt, wer und wie sie ist. Wer Ina bucht, sollte auch davon ausgehen, dass er Ina bekommt. Sie danach zu verurteilen und derart beschissen durch die Presse zu ziehen, hat sie einfach nicht verdient.

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