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GamescomX: 10 Jahre Gamescom

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Die 10. Auflage der Gamescom startet am 21. August 2018 (Abbildung: GamesWirtschaft)
Die 10. Auflage der Gamescom startet am 21. August 2018 (Abbildung: GamesWirtschaft)

Ab dem 21. August pocht das „Heart of Gaming“ wieder in Köln: Veranstalter und Besucher feiern 10 Jahre Gamescom.

[no_toc]Ne wat es dat schön: Eine ganze Woche lang – von Montag (20.8.) bis Freitag (24.8.), vielleicht auch noch am darauffolgenden Wochenende – erstrahlen Deutzer Brücke, Hohenzollernbrücke und Zoobrücke sowie markante Ufergebäude der Domstadt in den Gamescom-Farben Violett und Blau. 250.000 Euro soll dieses „Lichtkunstprojekt“ kosten, überwiegend finanziert vom Land Nordrhein-Westfalen. 50.000 Euro hat die Stadt Köln vor wenigen Tagen per Dringlichkeitsentscheidung bewilligt.

Die Inszenierung ist als eine Art Geburtstagsgeschenk eingeplant, denn die Gamescom feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum.

Die Vorläufer-Messe Games Convention fand im August 2008 letztmalig in Leipzig statt. Schon mehrere Monate zuvor hatte der damalige Branchenverband BIU bestätigt, dass die Veranstaltung ab 2009 in Nordrhein-Westfalen fortgeführt wird – dann unter der eigenen Marke „Gamescom“.

Die üppigen Hotelkapazitäten, die langfristigen Wachstums-Perspektiven, die internationalen Flugverbindungen, das deutlich größere Einzugsgebiet – so lauteten damals die offiziellen Argumente für den Standort-Wechsel. Die frustrierten, teils wütenden Leipziger ließen das nicht gelten und vermuteten überwiegend verbandspolitische Beweggründe.

Doch das sind Debatten der Vergangenheit, zumal mit der Mag 2018 im Oktober eine – im wahrsten Sinne des Wortes – neue „Games-Convention“ entstehen könnte, dann im thüringischen Erfurt. Bereits im September steigt zudem die Premiere der EGX Berlin 2018.

Update für den Gamescom 2018 Terminplaner inklusive der neuen Devcom 2018-Termine (Stand: 22. Januar 2018)
Update für den Gamescom 2018 Terminplaner inklusive der neuen Devcom 2018-Termine (Stand: 22. Januar 2018)

10 Jahre Gamescom: Wachstum bei Fläche, Besuchern und Ticketpreisen

Derweil eilt die Gamescom von Rekord zu Rekord. Der Mix aus Fach- und Publikumsmesse zog zuletzt 355.000 Besucher an und ist damit auf Platz 3 der jährlich veranstalteten Messen in Deutschland. In offiziellen Verlautbarungen werden gerne noch die Besucher des „Gamescom-Festivals“ am Wochenende hinzu addiert, wenngleich die Freiluft-Konzerte und Foodtrucks mit Games und Gamescom so viel gemeinsam haben wie der 1. FC Köln mit der ersten Bundesliga.

Analog zur Ausstellungsfläche sind seit der Premiere im Jahr 2009 auch die Ticket-Preise spürbar gestiegen – um satte 50 Prozent. Solche Zuwächse in so kurzer Zeit kennt man ansonsten nur vom Literpreis für das Oktoberfest-Bier. Für das Samstags-Ticket sind im Vorverkauf mittlerweile über 20 Euro fällig. Wer eine Stunde früher aufs Gelände will, kann sich ein „Pre-Enty-Tricket“ für stolze 33,50 Euro kaufen.

Die größten Messen in Deutschland: Die Gamescom 2017 verteidigt ihren sechsten Platz, knapp hinter der Essen Motor Show.
Die größten Messen in Deutschland: Die Gamescom 2017 verteidigt ihren sechsten Platz, knapp hinter der Essen Motor Show.

Das Plus an Ausstellungsraum kommt nur teilweise dem gemeinen Gamescom-Besucher zugute: Die 10.000 Zusatz-Quadratmeter der Saison 201 gingen in erster Linie auf das Konto von Electronic Arts – das Unternehmen empfängt Geschäftspartner, Youtuber und Journalisten in Halle 1, die zur abgeriegelten Business Area zählt.

Viel getan wurde in den vergangenen Jahren hingegen für die vielzitierte Aufenthaltsqualität: breitere Flure, mehr Auslauffläche, elastischere Besucherführung, Gratis-Mineralwasser. Zudem investiert die KoelnMesse viele Millionen Euro in Neubau und Modernisierung der Hallen sowie in die Infrastruktur, etwa Parkhäuser. Voraussichtlich ab 2019 flanieren Gamescom-Besucher direkt vom Bahnhof Köln Messe/Deutz über den neuen „Messebalkon“ zum Eingang Süd.

Gamescom 2018 und 2019 außerhalb vieler Schulferien

Weiterhin unbefriedigend ist die Termin-Situation der Gamescom. Die Entscheidung, die Messe stets am letzten August-Wochenende auszurichten, bringt Familien und Schüler aus 13 von 16 Bundesländern in eine missliche Lage: Der Gamescom-Abstecher am deutlich preiswerteren Mittwoch, Donnerstag oder Freitag ist dadurch nicht möglich – der Messe-Samstag (25. August) verbleibt als einzige Option. Wer immer auf diese Idee kam: An die überwiegend minderjährigen Gamescom-Fans kann dabei niemand gedacht haben.

Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind die einzigen Bundesländer, die zur Gamescom 2018 noch in den Sommerferien weilen (Stand: 23. Februar 2018).
Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind die einzigen Bundesländer, die zur Gamescom 2018 noch in den Sommerferien weilen (Stand: 23. Februar 2018).

Die von Ausstellern gefeierte, bei Besuchern umstrittene Abschaffung des Gamescom-Sonntags hat zudem die einst beliebten Wochenend-Buchungen für den Großraum Köln einbrechen lassen – die Gäste reisen im Zweifel morgens an und abends ab, bleiben aber nicht in der Stadt.

Gleichzeitig gibt es hörbare Kritik an den Zimmerpreisen – sowohl von Ausstellern als auch Privat- und Fachbesuchern. Die Kölner Hotellerie musste selbstkritisch einräumen, dass das ungezügelte Hochjazzen der Übernachtungs-Tarife vor allem den Herbergen in schnell erreichbaren Nachbargemeinden wie Leverkusen oder Bergisch Gladbach zugute kommt. Jetzt liegen die Hoffnungen auf dem Last-Minute-Geschäft.

10 Jahre Gamescom: Die Zukunft der Spielemesse

Wie geht es weiter mit der Gamescom? Platz für weiteres Besucher- und Flächenwachstum ist hinreichend vorhanden, zumal in den nächsten Jahren neue Hallen und Säle entstehen.

Unstrittig ist aber auch, dass die Anziehungskraft der Veranstaltung von großen Ankermietern wie Ubisoft, Electronic Arts, Activision Blizzard oder Sony Interactive abhängt. Für die Ausrichter muss es daher Top-Priorität haben, dass diese Aussteller tatsächlich auf dem Messegelände bleiben und nicht andernorts „ihr eigenes Ding“ veranstalten.

Mahnendes Beispiel ist insbesondere die E3 in Los Angeles, die in eine Ansammlung von Nebenveranstaltungen zerfällt. Auch unter den Gamescom-Ausstellern gab und gibt es Planspiele, Teile des Auftritts auszulagern, etwa in die fußläufig entfernte Lanxess-Arena, die nach der Absage der Videodays 2018 nach einer Anschlussverwendung fahndet.

Mittelfristig wird sich die Gamescom also zumindest in Teilen neu erfinden müssen, um nicht ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie die CeBIT. In Zeiten des digitalen Vertriebs und des Live-Streamings wird es zunehmend absurder, stundenlange Wartezeiten für Spiele-Trailer und zehnminütige Anspielgelegenheiten zu rechtfertigen. Dieses Thema beschäftigt auch die Aussteller: Denn die naheliegende Aufstockung von Spielstationen lässt die ohnehin davongaloppierenden Standmieten-, Messebau- und Personalkosten zwangsläufig noch weiter anschwellen.

10 Jahre Gamescom: So haben sich Besucherzahlen, Ausstellungsfläche und Ticketpreise entwickelt (Stand: 3. Juli 2018)
10 Jahre Gamescom: So haben sich Besucherzahlen, Ausstellungsfläche und Ticketpreise entwickelt (Stand: 3. Juli 2018)

Auch wenn die Ticket-Nachfrage schleppender angelaufen ist als in den Vorjahren: Es spricht viel dafür, dass die Gamescom 2018 im Jubiläumsjahr routiniert vonstatten geht – längst liegen Zusagen aller großen Spielehersteller vor, die Social-Media-Banner über den vorzeitigen Ticketausverkauf sind mutmaßlich schon fix und fertig vorformuliert.

Nur wenige zweifeln daher daran, dass der Vertrag zwischen dem Industrieverband Game und der Kölner Messegesellschaft über 2019 hinaus in die Verlängerung geht – getreu dem Motto: „Ne wat es dat schön.“

Viele weitere nützliche Informationen und Tipps rund um die Gamescom 2018 (Tickets, Unterkunft, Anreise etc.) finden Sie in unserem großen Gamescom-Special.