Start Politik Forderung nach Förderung: Games- und Filmbranche werben für Reformen

Forderung nach Förderung: Games- und Filmbranche werben für Reformen

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Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands BIU e. V.
Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands BIU e. V.

Schulterschluss im Vorfeld der Bundestagswahl 2017: Die Berliner Kreativverbände aus Film, TV und Games fordern einen deutlichen Ausbau der Förderung.

[no_toc]Um 25 Millionen Euro erhöht hat sich fürs laufende Jahr das Volumen des Deutschen Filmförderfonds (DFFF): 75 Millionen Euro stehen 2017 für Kino- und TV-Produktionen zur Verfügung – hinzu kommen deutlich zweistellige Fördertöpfe der Länder, etwa des FFF Bayern oder des Medienboard Berlin-Brandenburg.

Weil „mehr“ immer besser ist, hat sich die Produzentenallianz mit anderen Lobby-Verbänden zusammengeschlossen und mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 neue „Anreizsysteme für audiovisuelle Produktionen“ gefordert. Zu den Unterzeichnern der Initiative gehören neben dem Interessensverband Deutscher Schauspieler (IDS) und dem Verband der Drehbuchautoren und Filmproduzenten auch der Games-Branchenverband BIU und acht weitere Gruppierungen.

Förderung audiovisueller Medien: Deutschland habe Entwicklung verschlafen

Konkret geht es darum, die internationale Konkurrenzfähigkeit in den Segmenten Film, „High-End-TV-Serie“, Animation, Spezialeffekte (VFX), Virtual Reality und Games zu verbessern – explizitit vor dem Hintergrund stark gestiegener Volumina in Länden wie Polen, Großbritannien oder Kanada. Dazu brauche es „wirkungsvolle und automatisierte Anreizsysteme“.

Das deutsche Fördersystem sei „gegenüber zahlreichen europäischen und internationalen Ländern nicht mehr wettbewerbsfähig“. Dies gelte sowohl für die prozentuale wie auch für die absolute Höhe der Förderung. Die Einschränkungen bei den förderfähigen Formaten, die Fördervoraussetzungen, die Verlässlichkeit und die „längerfristige Planbarkeit der Förderung“ – all das gehört zu den zentralen Anliegen der Verbände.

Ähnlich wie im Games-Bereich entstünden internationale Film- und TV-Großproduktionen kaum noch in Deutschland – der hier ausgebildete Nachwuchs fände keine Jobs und sei gezwungen, ins Ausland abzuwandern. Die Sorge: Deutschland könnte den internationalen Anschluss verlieren.

BIU-Geschäftsführer Felix Falk mahnt denn auch, dass Deutschland die relevanten Entwicklungen „verschlafen“ hätte und seine Wettbewerbsfähigkeit als Produktionsstandort eingebüßt hätte. Das Fördersystem in Deutschland sei „überholt“.

Games-Förderung: BIU wirbt erneut für Steuerkonzept

Der Zeitpunkt für die aufgestellten Forderungen kommt natürlich nicht von ungefähr: In den Berliner Parteizentralen entstehen derzeit die Programme für die Bundestagswahl im September 2017, die dann auf den Parteitagen abgesegnet werden. Sprich: In den kommenden Wochen öffnet sich ein schmales Fenster, um abseits der laufenden Legislatur dickere Bretter zu bohren.

Der BIU hatte Ende 2016 ein eigenes Steuerkonzept vorgelegt, das – stark verkürzt – einen 25prozentigen Steuerrabatt auf Games-Produktionen vorsieht, der sogenannte „Kulturförderungsbonus“. Der GAME Bundesverband will in Kürze ein eigenes Konzept vorstellen, das mutmaßlich auch die Bedürfnisse von Startups und kleinerer Studios berücksichtigt.

BIU-Geschäftsführer Felix Falk: Politische Akteure müssen von der Notwendigkeit umfassender Reform überzeugt werden

Auf Anfrage von GamesWirtschaft hat BIU-Geschäftsführer Felix Falk die weiteren Abläufe skizziert: „Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, mit der Produzentenallianz und vielen weiteren Verbänden der Bewegtbild-Branche eine gemeinschaftliche Positionierung zu veröffentlichen. So machen wir deutlich, wie wichtig die Forderung nach einer deutlich besseren und konsistenteren Förderung der gesamten audiovisuellen Produktionswirtschaft ist. Erstmals gibt es damit ein starkes, Branchen-übergreifendes Engagement, die Fördersysteme in Deutschland weitgehend zu überdenken“, so Falk.

„Wie genau die neuen Anreizsysteme ausgestaltet werden sollten, wird sich aus den anstehenden Gesprächen zwischen den Verbänden und mit den politischen Akteuren ergeben. In diesen Überlegungen wird auch unser ausgearbeiteter Entwurf für eine steuerbasierte Games-Förderung weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Aber natürlich müssen weitere Förderelemente bei einer umfassenden Förderkonzeption mit einbezogen werden, etwa Investitions- oder Fondslösungen, ähnlich des Deutschen Filmförderfonds, sowie Regional-, Startup-, Projekt- oder Prototypenförderungen.“

Im ersten Schritt gehe es nun darum, die politischen Akteure überhaupt von der Notwendigkeit zu überzeugen, das deutsche Fördersystem umfassend zu reformieren. „Genau hierfür ist der Schulterschluss mit den anderen Verbänden so wichtig. Die neue Dynamik in der Diskussion über die Förderlandschaft in Deutschland zeigt, dass wir damit auf unsere Weg ein weiteres wichtiges Stück voran gekommen sind.“