Polen will den Witcher 3-Schwung nutzen und investiert 20 Millionen Euro in die heimische Games-Branche. Profitieren sollen allerdings keine Start-Ups, sondern etablierte Studios.
100 Millionen Euro. In Worten: Einhundert Millionen Euro. Das ist die Summe, die rein rechnerisch über Deutschlands Games-Branche herabregnen müsste, um mit den jüngsten Bemühungen der polnischen Regierung gleichzuziehen.
Laut einem Bericht von VentureBeat investieren unsere Nachbarn umgerechnet 20 Millionen Euro in innovative Spiele-Projekte. Voraussetzungen unter anderem: eine Entwicklungszeit von maximal drei Jahren und ein Budget zwischen 130.000 und 5 Mio. Euro. Das bereitgestellte Geld muss im Übrigen nicht zurückbezahlt werden, es handelt sich also nicht um ein Darlehen. Die Studios werden also nicht bestraft, sollte das Produkt erfolgreich sein und die Kosten wieder einspielen – Gleiches gilt für den Fall des Scheiterns.
Den Erfolg von CD Projekt wiederholen: Polen investiert in die Gamesbranche
Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit dem Vorzeigestudio CD Projekt (The Witcher 3: Wild Hunt) entwickelt und hat explizit das Ziel, bereits existierende, erfahrene Studios zu stärken – im Gegensatz zu anderen Ländern, die beispielsweise mit vorteilhaften Steuersätzen, zinsgünstigen Krediten oder Startup-Förderung locken.
Wie errechnen sich nun die eingangs erwähnten 100 Millionen Euro? Der polnische Spielemarkt hat ein Volumen von rund 400 Millionen Euro. Der Spiele-Umsatz in Deutschland liegt bei rund 2 Milliarden Euro (ohne Hardware und Spielkonsolen), ist also in etwa fünf Mal größer.
Zu den bekanntesten polnischen Games-Unternehmen zählen neben CD Projekt auch Techland (Call of Juarez) und CI Games („Sniper: Ghost Warrior“, „Lords of the Fallen“ in Kooperation mit Deck 13).
Ähnlich wie Deutschland ist die nationale Wertschöpfung der Spiele-Entwicklung spektakulär niedrig: In der Bundesrepublik liegt der Marktanteil von hierzulande produzierten Spielen bei gerade 7 Prozent. Den Schwerpunkt der hiesigen Games-Förderung bilden regionalen Zuwendungen, etwa durch den FilmFernsehFonds Bayern und das Medienboard Berlin-Brandenburg.