Start Wirtschaft USK-Statistik 2023: Neue Lootboxen-Regeln schlagen durch

USK-Statistik 2023: Neue Lootboxen-Regeln schlagen durch

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Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat ihren Sitz in der Berliner Torstraße (Foto: GamesWirtschaft)
Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat ihren Sitz in der Berliner Torstraße (Foto: GamesWirtschaft)

Die veränderte Beurteilung von In-Game-Käufe und Lootboxen spiegelt sich in der USK-Statistik für das Jahr 2023 wider.

Etwas weniger Prüf-Verfahren als im Vorjahr – nämlich 1.876 gegenüber 1.958 – hat die Berliner Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle in der Saison 2023 durchgeführt.

Der Anteil der Spiele ohne Altersbeschränkung ist auf 20 Prozent gesunken – der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Gleichzeitig steigt der Anteil von USK-12-Games auf 39,3 Prozent – ebenfalls ein neuer ‚Rekord‘.

Ein Grund: Erstmals haben die Gremien bei der Alterseinstufung auch ‚Nutzungsrisiken‘ wie Chat-Funktionen, In-Game-Käufe, Handlungsdruck oder Zufallskauf-Mechanismen (landläufig: Lootboxen) berücksichtigt – was beispielsweise dazu geführt hat, dass EA Sports FC 24 ab 12 Jahren freigegeben wurde, während die FIFA-Serie vom selben Hersteller über Jahrzehnte hinweg keinen Alterseinschränkungen unterlag. Für Electronic Arts ergeben sich daraus allerdings keine strengeren Auflagen mit Blick auf Vertrieb und Marketing.

EA Sports FC 24 zählt zu jenen 30 Prozent der geprüften Spiele mit Online-Funktionen, deren Alterseinstufung nach oben angepasst wurde – in der Mehrheit der Fälle hat die USK die verbauten Vorsorgemaßnahmen (etwa in Form von Warnhinweisen) als ausreichend erachtet, um Risiken und Nebenwirkungen zu reduzieren.

Aus Sicht der USK leisten die neuen Prüfregeln „einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes“. Gleichwohl entfaltet die beabsichtigte Transparenz in der Praxis bislang nur überschaubare Wirkung: So gehen die Warnhinweise auf der Packungsrückseite von Computerspielen fast unter – im PlayStation Store und Microsoft Store werden Lootboxen als „In-Game-Käufe + zufällige Objekte“ getarnt. Wer Spiele bei Versendern wie Amazon*, Otto oder MediaMarkt bestellt, wird hinsichtlich möglicher Nutzungsrisiken gänzlich im Unklaren gelassen.

Der stellvertretende USK-Geschäftsführer Lorenzo von Petersdorff spricht mit Blick auf 2023 von einem „intensiven, aber auch spannenden Jahr“ für die Selbstkontroll-Einrichtung:  „Besonders im Fokus der unabhängigen USK-Prüfgremien stehen dabei Mechanismen, die zum überlangen Spielen verleiten oder Kaufdruck erzeugen, wie sie beispielsweise bei Lootboxen zum Einsatz kommen. Diese Entwicklung stellt eine wichtige und zukunftsweisende Weiterentwicklung des regulatorischen Umfelds für digitale Spiele dar. Sie zeigt, dass wir über geeignete Instrumente verfügen, um mit notwendiger Flexibilität aktuellen und zukünftigen Risiken angemessen Rechnung tragen zu können.“

von Petersdorff zählt auch zu den Teilnehmern einer ‚Expertenanhörung‘ zum Thema Lootboxen, die der Glücksspiel-Anbieter Westlotto am morgigen Donnerstag in der Berliner NRW-Landesvertretung organisiert.

Anders als PC- und Konsolenspiele auf Disc und Modul durchlaufen Mobile- und Online-Games serienmäßig keine USK-Prüfung. Für dieses Marktsegment gibt es stattdessen das länderübergreifende IARC-Programm, das auch von der USK maßgeblich vorangetrieben wird. Das Alterseinstufungs-System ermöglicht Anbietern von Mobile- und Online-Games eine pragmatische Selbstbeurteilung ihrer Produkte. Große Online-Store- und Plattformbetreiber wie Google, Nintendo, Sony und Microsoft nutzen IARC – Apple und Valve (Steam) hingegen nicht. Neu seit 2023 bei IARC: das ‚Insel-Creator-Programm‘ des Epic-Dauerbrenners Fortnite, das damit auch Kreationen von Drittanbietern abdeckt.