Exakt ein Jahr nach Ankündigung der ‚Runtime Fee‘ gibt Unity Software das Modell endgültig auf – und wirbt bei Games-Entwicklern um Vertrauen.
Im September 2023 beschäftigte die sogenannte ‚Runtime Fee‘ wochenlang die Branche: Kleine wie große Studios, die Spiele mit der weit verbreiteten Unity Engine entwickeln, sorgten sich um die Finanzierung ihrer bestehenden und künftigen Games (Hintergrund / Kolumne). Die Software kommt zum Beispiel in Cities Skylines, Pokémon Go, Fall Guys und vielen weiteren Titeln zum Einsatz – auch Hunderte Studios im deutschsprachigen Raum arbeiten mit Unity.
Der Grund für die Kontroverse, grob vereinfacht: Anstelle einer einfach kalkulierbaren, monatlichen Flatrate samt Grundgebühr wollte der US-Tech-Konzern pro Download abrechnen. Abseits der missratenen Kommunikation und kurzer Friss-oder-stirb-Vorlaufzeit wurde schnell offenkundig, dass das Modell mit extrem heißer Nadel gestrickt worden war. Auf konkrete Fragen – etwa hinsichtlich der datenschutz-konformen Erhebung oder auf den Umgang mit Abo-Diensten wie dem Xbox Game Pass – konnte das Unternehmen keine belastbare Antwort liefern.
Die Debatte um die Runtime Fee hat viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen zerstört – Langzeit-CEO John Riccitiello trat nur wenige Wochen später zurück. Seitdem hat das Unternehmen eine Reihe von Umstrukturierungen und Entlassungswellen erlebt. Die Aktie verlor in den vergangenen zwölf Monaten mehr als die Hälfte ihres Werts.
Jetzt probt Unity Technologies den Befreiungsschlag. In einem Blog-Eintrag schreibt President und CEO Matt Bromberg: „Eine Nachricht an unsere Community: Unity verwirft die Runtime-Gebühr“.
Nach intensiven Gesprächen mit den Kunden und Partnern habe man entschieden, die Runtime Fee zu verwerfen – und zwar endgültig, Wörtlich heißt es: „Wir möchten einen Mehrwert zu einem fairen Preis und auf die richtige Weise liefern, sodass Sie sich weiterhin wohl dabei fühlen, Ihr Geschäft langfristig mit Unity als Partner aufzubauen.“
Unity werde demnach zum alten, „platzbasierten“ Abo-Modell zurückkehren. Das Paket Unity Personal bleibt kostenlos, was insbesondere kleinen und jungen Studios hilft – die Umsatzgrenze wird von 100.000 $ auf 200.000 $ erhöht.
Wer mehr erwirtschaftet, muss sich für Profi-Versionen entscheiden: Der Tarif für Unity Pro steigt mit Wirkung zum 1. Januar 2025 um 8 Prozent auf 2.200 $ pro Platz. Studios mit einem Jahresumsatz jenseits von 25 Mio. $ müssen mit einer Preiserhöhung von 25 Prozent rechnen.
Künftige Anpassungen an Abo-Gebühren sollen rechtzeitig kommuniziert werden und nicht unterjährig in Kraft treten. Die Kunden sollen sich zudem darauf verlassen können, dass einmal akzeptierte Bedingungen so lange gelten, wie die jeweilige Version zum Einsatz kommt – erst bei einem Wechsel auf neuere Fassungen gelten dann möglicherweise andere Konditionen.
Die neuen Abo-Tarife können Sie auf dieser Website nachlesen.
Haben die Investoren jetzt gemerkt, dass die Konkurenz mit Unreal doch stärker ist als man anfangs dachte ja? Ich fürchte nur, dass es jetzt zu spät ist und man die Kunden in die Arme der Konkurenz getrieben hat. Performanter, leichter zu optimieren, quelloffen, bessere Grafik …
Nicht zu vergessen, dass man das Vertrauen nicht so einfach wiederherstellen kann. Man muss/sollte immer damit rechnen, dass so etwas wieder passieren könnte. Und das bei Projekten, die mehrere Jahre Entwicklung benötigen.
und unreal ist bis zu einem Umsatz von 1.000.000$ komplett frei. da zahlt man bei Unity schon lange…
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