Start Wirtschaft PlayStation 5 Geburtstag: Was lief gut – was nicht?

PlayStation 5 Geburtstag: Was lief gut – was nicht?

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Am 19. November 2021 jährt sich die Markteinführung der PlayStation 5 in Deutschland zum ersten Mal (Abbildung: Sony Interactive)
Am 19. November 2021 jährt sich die Markteinführung der PlayStation 5 in Deutschland zum ersten Mal (Abbildung: Sony Interactive)

Am 19. November 2020 lieferte Sony Interactive die ersten PlayStation 5-Konsolen in Deutschland aus – wie fällt die Zwischenbilanz nach einem Jahr aus?

Es ist dieser Moment, der wohl jedem PlayStation 5-Spieler ein Lächeln ins Gesicht zaubert, der die Konsole zum ersten Mal anwirft und das vorinstallierte Hüpfspiel Astro’s Playroom ausprobiert: Sobald der putzige Roboter an einem Seil zieht, spürt man einen deutlichen Widerstand am Trigger des Controllers. Der kleine Kerl zupft und zerrt und rackert, bis er es endlich geschafft hat. Gleiches gilt, wenn die Spielfigur einen Bogen spannt. Und wenn Astro durch hohes Gras streift oder über Sand läuft, kann man den Unterschied beim Untergrund förmlich spüren.

Keine Frage: Der DualSense-Controller der PlayStation 5 fühlt sich tatsächlich nach Next-Generation an – und lässt die Mitbewerber alt aussehen, buchstäblich.

Und wie hat sich die PlayStation 5 seit der Markteinführung in Europa am 19. November 2020 sonst so geschlagen? GamesWirtschaft zieht eine erste Zwischenbilanz zum 1. Geburtstag von Sonys Spielkonsole.

1 Jahr PlayStation 5 in Deutschland: Was kann die Spielkonsole?

Die PlayStation 5 ist in zwei Varianten erhältlich: einmal mit Blu-Ray-Laufwerk für unverbindlich empfohlene 499 €, zum anderen die PlayStation 5 Digital Edition ohne Laufwerk für 399 €, die somit auf Streaming und Download ausgelegt ist. Die Nachfrage nach dem ‚großen‘ Modell ist ungleich größer – das Verhältnis liegt grob bei 5:1.

Abgesehen von Abmessungen, Gewicht und Laufwerk sind beide Modelle gleichermaßen leistungsstark. Die SSD-Platte sorgt für blitzschnelle Ladezeiten – die Bildqualität ist gerade auf 4K-Fernsehern spektakulär.

Zur Jahresmitte 2021 erfolgte die erste Revision: Seitdem wird eine neue Baureihe produziert und ausgeliefert, die mit weniger Kühlkörper-Masse auskommt und daher einige hundert Gramm weniger auf die Waage bringt.

PlayStation 5 (links) und PlayStation 5 Digital Edition (rechts) im Vergleich - Foto: Sony Interactive
PlayStation 5 (links) und PlayStation 5 Digital Edition (rechts) im Vergleich – Foto: Sony Interactive

Im Lieferumfang enthalten ist ein DualSense-Controller – weitere Gamepads in den Farben Schwarz (Midnight Black) und Bordeaux (Cosmic Red) sind für jeweils rund 65 € erhältlich. Farblich passend ist das Pulse 3D Wireless Headset erhältlich, das für beeindruckenden Raumklang sorgt und seine Stärken insbesondere bei maßgeschneiderten PS5-Titeln ausspielt.

Daneben bietet Sony Interactive allerlei Zubehör an, darunter eine Ladestation, eine HD-Kamera oder eine Medienfernbedienung.

Sehr viel umständlicher als beim Mitbewerber Xbox ist die Speichererweiterung: Wenn der Festplattenplatz knapp wird, muss eine SSD-Platte samt passendem Kühlkörper (Heatsink) gekauft und in der Konsole verbaut werden. Das ist zwar kein Hexenwerk, erfordert aber sorgfältige Vorbereitung.

PlayStation 5: Vertrieb und Verfügbarkeit

Sony Interactive hat sowohl den Vertrieb als auch die Kommunikation rund um die Konsolen-Verfügbarkeit komplett an den Einzelhandel delegiert – nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern in ganz Europa und auch in den USA.

Der Haken: Der Handel kommuniziert nicht. Also: gar nicht. Seit einem Jahr vermeiden es kleine wie große Versender und Elektronikmarktketten konsequent, bevorstehende Verkaufsaktionen anzukündigen (Hintergründe). Stattdessen werden die Kontingente vorwarnungslos freigeschaltet. Zwischen diesen sogenannten ‚Drops‘ liegen meist drei bis vier Wochen – selbst die Marktführer werden bestenfalls ein bis zwei Mal im Monat beliefert.

Die Folge: Der PlayStation 5-Kauf ist zeitraubend und anstrengend – zumal die Online-Shops und Apps dem Andrang vielfach nicht stand halten. Die Historie der PS5-Drops ist gepflastert mit Stornierungen, Lieferverzögerungen, dünnhäutigen Hotline-Mitarbeitern und anderweitigem Ärger.

Wann welcher Händler die PlayStation 5 seit Januar 2021 verkauft hat (Stand: 12. November 2021)
Wann welcher Händler die PlayStation 5 seit Januar 2021 verkauft hat (Stand: 12. November 2021)

Einige Anbieter wie GameStop sind dazu übergegangen, die angelieferte Ware nur noch in den Filialen per Warteliste anzubieten. Zudem hat es zuletzt eine Reihe von Offline-Vorbestell- und Reservierungsaktionen, die – natürlich – ebenfalls nicht angekündigt oder gar beworben wurden.

Erst seit Anfang November gibt es mit PlayStation Direct den Online-Werksverkauf auch in Deutschland. Wer allerdings eine PS5 direkt bei Hersteller Sony kaufen will, muss darauf hoffen, dass er eine E-Mail-Einladung erhält. Der erste Anlauf ist wegen technischer Probleme ausgefallen – jetzt warten die Kunden auf eine zweite Chance.

Einen Überblick über vielversprechende (und weniger vielversprechende) PS5-Bestellmöglichkeiten vor Weihnachten liefert Ihnen dieser Beitrag. Die tagesaktuelle Verfügbarkeit der PlayStation 5 dokumentieren wir von Montag bis Freitag im PS5-Ticker.

1 Jahr PlayStation 5: Die Software

Das Geschäftsmodell von Sony Interactive fußt seit jeher auf großen Marken und Eigenproduktionen – Uncharted, God of War, The Last of Us, Spider-Man, Gran Turismo, um nur die naheliegendsten zu nennen. Im Schnitt werden für PlayStation 5-Blockbuster 70 bis 80 Euro pro Spiel fällig.

Um steten Nachschub zu gewährleisten, baut Sony die hauseigenen PlayStation Studios zügig aus. Auch in den vergangenen Monaten hat Sony kräftig zugekauft, etwa das finnische Team von Housemarque (Returnal) oder das US-Studio Bluepoint Games (Demon’s Souls).

Während direkt zum Launch mit Spider-Man: Miles Morales, Demon’s Souls und Sackboy: A Big Adventure erstaunlich viele und grandiose Exklusivtitel zur Wahl standen, klafft seit dem Überflieger Ratchet & Clank: Rift Apart im Juni eine Neuheiten-Lücke: Im zweiten Halbjahr und insbesondere im Weihnachtsgeschäft steht Sony Interactive ohne First-Party-Hit da. Erst im ersten Quartal geht es mit Horizon 2: Forbidden West und Gran Turismo 7 weiter – die Hit-Schmiede Insomniac Games hat bereits weitere Superhelden-Titel (Spider-Man-Fortsetzung, Wolverine) angekündigt.

Natürlich werden alle großen Konsolentitel von Publishern auch für PlayStation 5 umgesetzt: Zu den wichtigsten Sony-Partnern gehören Electronic Arts (FIFA 22, Battlefield 5), Activision Blizzard (Call of Duty Vanguard) und Ubisoft (Assassin’s Creed Valhalla, Far Cry 6, Riders Republic). An spielbarem Material mangelt es also nicht, z

Im Unterschied zu Microsoft gibt es kein All-inclusive-Flatrate-Angebot à la Xbox Game Pass. An dieser Stelle unterscheiden sich die Strategien beider Hersteller am fundamentalsten. Gleichwohl profitieren PlayStation-Plus-Abonnenten von monatlich wechselnden ‚Gratis‘-Spielen.

Schöne Geste: Jeder PlayStation-Plus-Abonnent hat Zugriff auf die PlayStation Plus-Collection mit mehr als 20 der größten PS4-Hits, darunter Uncharted 4, Detroit: Become Human, God of War oder Resident Evil 7.

Szene aus der PS5-Neuheit Horizon 2: Forbidden West (Abbildung: Sony Interactive)
Szene aus der PS5-Neuheit Horizon 2: Forbidden West (Abbildung: Sony Interactive)

PlayStation 5 Abwärts-Kompatibilität

Während für die Xbox Series X/S kontinuierlich immer mehr Xbox- und Xbox-360-Klassiker optimiert wurden, denkt Sony Interactive in Spielkonsolen-Generationen: Zwar funktionieren 99 Prozent aller PlayStation-4-Spiele auch hervorragend auf der PlayStation 5, doch der Fokus liegt klar auf dedizierten Neuentwicklungen.

Wer von der PlayStation 4-Version zur dedizierten PlayStation-5-Version wechseln will, muss einen Aufpreis zahlen – vielfach ist das zumindest bei den Standard-Editionen gar nicht erst möglich (Beispiel FIFA 22). Kundenfreundliche Publisher wie CD Projekt wollen ihrem Publikum Gratis-Upgrades für Titel wie Cyberpunk 2077 oder The Witcher 3 anbieten.

Vorhandenes Zubehör lässt sich weiterhin verwenden, wobei für PS5-Games zwingend ein DualSense-Controller erforderlich ist. Wer die vorhandene PlayStation-VR-Anlage mit der PlayStation 5 weiterbetreiben möchte, bekommt von Sony Interactive auf Anforderung einen kostenlosen Adapter.

Die PlayStation 5-Services von Sony Interactive

Will man FIFA 22 oder Call of Duty Vanguard im Online-Multiplayermodus nutzen, braucht man zwingend PlayStation Plus – Preis pro Jahr: 60 €. Das Paket lohnt sich allein deshalb, weil pro Monat drei vergleichsweise aktuelle Spiele zum Download ohne Zusatzkosten angeboten werden.

Mit PlayStation Now gibt es zudem einen Streaming-Dienst, der mehrere Hundert PlayStation-Spiele auf Abruf bereitstellt, darunter PS4-Hits wie The Last of Us 1 und 2. Auch für PS Now werden umgerechnet 5 Euro pro Monat fällig. Anders als beim Xbox Game Pass Ultimate sind Neuheiten nicht ab Tag im Preis inklusive – auch die Spieleauswahl ist deutlich dünner.

PlayStation 5 Verkaufszahlen

Die PlayStation 5 hat nach Herstellerangaben den erfolgreichsten Verkaufsstart aller PlayStation-Generationen hingelegt. Während die PS4-Produktionsmengen dereinst sukzessive gesteigert wurden, muss Sony Interactive im Lichte von Logistik-Herausforderungen und Mikrochip-Mangel alle Hebel in Bewegung setzen, um genügend Exemplare der PlayStation 5 in die Läden zu bringen.

Zum Stichtag 30. September hat Sony Interactive 13,4 Millionen Konsolen ausgeliefert; allein zwischen Juli und September sind weitere 3,3 Millionen Geräte hinzugekommen. Bis zum März 2022 soll die Zahl der PlayStation-5-Besitzer auf 22 Millionen ansteigen – sofern nichts dazwischen kommt: Laut unbestätigter Medienberichte drohen Produktionskürzungen infolge fehlender Bauteile.

PS5-Verkaufszahlen: Zwischen November 2020 und September 2021 hat Sony Interactive 13,4 Mio. Konsolen ausgeliefert (Stand: 4.11.2021)
PS5-Verkaufszahlen: Zwischen November 2020 und September 2021 hat Sony Interactive 13,4 Mio. Konsolen ausgeliefert (Stand: 4.11.2021)

1 Jahr PlayStation 5 in Deutschland: Das Fazit

Die Nachfrage nach der PlayStation 5 ist viel, viel, viel größer als das Angebot – dieser Befund gilt auch ein Jahr nach Markteinführung: Ebenso wie Mitbewerber Microsoft kann Sony Interactive längst nicht so viele Konsolen produzieren und liefern, wie es das Marktpotenzial eigentlich hergibt.

Der japanische Konzern weiß um die Not der Kunden und verspricht Linderung, doch die logistischen Nebenwirkungen der Pandemie setzen Grenzen. Erst im Laufe des Jahres 2022 dürfte die Situation eintreten, dass die Konsolenvorräte der Versender länger als ein paar Minuten ‚halten‘.

Gefordert ist Sony Interactive auch abseits der Hardware, also bei der Software: Zwischen Ratchet & Clank: Rift Apart und Horizon 2: Forbidden West werden acht lange, dürre Monate liegen – sofern es nicht zu einer weiteren Verschiebung kommt. Zudem hat Microsoft im Rennspiel-Segment mit Forza Horizon 5 ordentlich vorgelegt – da wird sich Gran Turismo 7 im März 2022 mächtig strecken müssen.

Trotz Kommunikations-Chaos, Engpässen und Kunden-Frust: Mit den ersten zwölf Monaten im Lebenszyklus der PlayStation 5 wird Sony Interactive hochzufrieden sein, zumal der Launch ja inmitten einer Pandemie erfolgte. Und auch das Kunden-Feedback ist offenkundig exzellent: Über 14.000 Bewertungen haben allein die Amazon-Kunden* abgegeben – in 9 von 10 Fällen gab es volle fünf Sterne.

Im PS5-Ticker dokumentieren wir von Montag bis Freitag die tagesaktuelle Verfügbarkeit der PlayStation 5.